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Weltraumtourismus Milliardär Branson fliegt als Erster mit eigenem Raumschiff ins All

Richard Branson hat den Wettlauf der Milliardäre gewonnen: Der Virgin-Gründer feiert seinen Flug als Durchbruch für die Weltraumtourismus-Branche.
11.07.2021 Update: 11.07.2021 - 20:07 Uhr Kommentieren
Richard Branson will mit dem Raumflugzeug die Grenze zum Weltraum erreichen. Quelle: Reuters
Das Raumflugzeug beim Start

Richard Branson will mit dem Raumflugzeug die Grenze zum Weltraum erreichen.

(Foto: Reuters)

London Nach 17 Jahren voller Rückschläge war es endlich so weit: Rund 800.000 Menschen verfolgten live im Internet, wie der britische Milliardär Richard Branson am Sonntag als erster Mensch mit seiner eigenen Rakete ins All flog.

Um 9.26 Uhr Ortszeit erreichte das Raumschiff von Virgin Galactic den Höhepunkt von 86 Kilometern – sechs Kilometer über der Weltraumgrenze, ab der sich Passagiere laut der US-Raumfahrtbehörde Nasa als Astronauten bezeichnen dürfen. „Es war magisch“, sagte der 70-jährige Unternehmer nach der Landung. „Was für ein Tag.“

Mit dem Flug kam der Brite seinem amerikanischen Konkurrenten Jeff Bezos um neun Tage zuvor: Der Start des Amazon-Gründers mit dessen Rakete „New Shepard“ ist für den 20. Juli geplant. Die beiden Milliardäre wollen mit ihren Testflügen beweisen, dass der Weltraumtourismus funktionieren kann.

Bransons Start war wegen eines Sturms um anderthalb Stunden verschoben worden, doch am Sonntagmorgen kurz nach 8.30 Uhr Ortszeit hob das Trägerflugzeug „Eve“ am Spaceport America im US-Bundesstaat New Mexico ab. Der Firmenchef saß mit drei Mitarbeitern und zwei Piloten in dem darunter hängenden Raketenflieger namens „Unity 22“. Es war der erste Testflug, bei dem sechs Personen an Bord waren.

In einer Höhe von 15 Kilometern klinkte sich das Raumschiff vom Trägerflugzeug aus und schoss mit dem eigenen Antrieb senkrecht nach oben. Dabei erreichte es eine Geschwindigkeit von mehr als drei Mach. In der Übertragung waren kurze Shots aus der Kabine zu sehen, wo Branson mit Ohrstöpseln und angeschnallt auf seinem Sitz saß.

Der gesamte Flug von Start bis Landung dauerte rund eine Stunde, der Senkrechtflug mit Unity nur einige Minuten. In der Schwerelosigkeit verbrachten die Passagiere nur einige Sekunden. Sie schienen den Flug gut vertragen zu haben, nach der Landung lachten sie und klatschten Applaus in der Kabine. Branson kletterte eine halbe Stunde später aus dem Flieger und rannte mit ausgestreckten Armen auf seine wartenden Enkel zu.

Der Unternehmer ist ein Meister der Selbstvermarktung, und die Inszenierung war auch dieses Mal perfekt. Am Morgen hatte er ein Video getwittert, wie er mit dem Rennrad durch die Wüste zum Spaceport fuhr.

Zuvor hatte er bereits ein Foto von sich und Tesla-Gründer Elon Musk gepostet, dem dritten Milliardär mit einer eigenen Weltraumfirma. Damit wollte er den Eindruck zerstreuen, zwischen ihm, Musk und Bezos gebe es einen persönlichen Wettstreit, wer als Erster im All ist.

Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Branson seinen Flug extra vorverlegte, nachdem Amazon-Chef Bezos seine Premiere für den 20. Juli angekündigt hatte. Bezos’ Firma Blue Origin hatte ihrerseits am Freitag bereits gegen Virgin gestichelt – und die Überlegenheit der eigenen Technik herausgestellt.

Milliardär Richard Branson im All: Testflug von Virgin Galactic erfolgreich

Die Blue-Origin-Rakete New Shepard fliege bis zur Karman-Linie, der international anerkannten Weltraumgrenze in 100 Kilometer Höhe, hieß es in einem Tweet. „Nur vier Prozent der Welt erkennt die niedrigere Grenze von 80 Kilometern oder 50 Meilen als Beginn des Alls an.“

Richard Branson nennt sich Astronaut 001

Trotzdem kann Branson sich nun als erster der drei Milliardäre Astronaut nennen. Auf dem Spaceport bekam er nach der Landung die Astronauten-Flügel an die Brust geheftet. Die Firma führt ihn als „Astronaut 001“. Seine Mitarbeiterin Beth Moses ist „Astronaut 002“, obwohl sie bereits bei einem früheren Testflug ins All geflogen war.

Der Titel des ersten Weltraumtouristen war jedoch längst vergeben, denn Russland hat bereits mehrere Zivilisten ins All befördert. Schon 2001 hatte der Milliardär Dennis Tito als erster Weltraumtourist die Internationale Raumstation ISS besucht. Aber Tito hatte sich vom Staat transportieren lassen, das zählt aus Sicht von Branson und Bezos nicht.

Virgin Galactic plant zwei weitere Testflüge, bevor die Firma im kommenden Jahr den kommerziellen Betrieb aufnehmen will. Die Zulassung für die Personenbeförderung hatte sie Ende Juni von der US-Flugaufsichtsbehörde FAA erhalten. Rund 600 Kunden haben bereits Tickets zum Preis von 250.000 Dollar gekauft.

Der Australier ist damit der erste der Superreichen, der einen Flugversuch in den Weltraum unternimmt. Quelle: dpa
Vor Start von Milliardär Branson ins All

Der Australier ist damit der erste der Superreichen, der einen Flugversuch in den Weltraum unternimmt.

(Foto: dpa)

In der Raumfahrtbranche wird die Aufmerksamkeit begrüßt, die die Flüge der Milliardäre bringen. „Branson zeigt, dass der Weltraumtourismus Wirklichkeit wird“, sagt Will Whitehorn, der bis 2010 Präsident von Virgin Galactic war. Heute leitet er den Lobbyverband UK Space und ist als Investor in der wachsenden Raumfahrtbranche tätig.

Ob der Weltraumtourismus jemals mehr als eine Mode für wenige Superreiche wird, ist allerdings fraglich. Denn er hat zwei strukturelle Probleme: Zum einen sind solche Vergnügungsreisen ins All angesichts der Klimakrise öffentlich kaum zu rechtfertigen. Zum anderen dürfte die Sicherheitsfrage viele Menschen abschrecken: Das Absturzrisiko einer Rakete ist größer als das eines Flugzeugs.

Aus Whitehorns Sicht ist der Tourismus vor allem ein gutes Mittel, um das Interesse am Weltraum generell zu wecken. Heute sei das öffentliche Interesse wieder so groß wie damals zur Zeit der Mondlandung, sagt er. Aus Unternehmersicht sei jedoch vor allem das Satellitengeschäft interessant. Deshalb werde auch Virgin Orbit, Bransons Satellitenfirma, langfristig wichtiger als Virgin Galactic.

Mehr: Branson startet das Zeitalter des Weltraumtourismus

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