Weltwirtschaftsforum SAP will eine CO2-Währung für die Wirtschaft entwickeln

„Es fühlt sich nicht richtig an, hier mit dem Flugzeug anzureisen“, sagte der Co-Chef von SAP.
Davos Bei seiner ersten Reise zum Weltwirtschaftsforum als neuer Co-Chef von SAP stand für Christian Klein fest, dass er nicht fliegen würde. Nicht nachhaltig. Nicht zukunftsweisend. Also entschied er sich für ein Wasserstoffauto.
In Davos angekommen gibt Klein sich jedoch ernüchtert. Er hat im holzverkleideten SAP-Haus Platz genommen. „Bei der Reise haben wir erkannt, wie viele Limitationen es für nachhaltige Fortbewegung in der Praxis gibt aufgrund der mangelnden Infrastruktur“, sagte Klein dem Handelsblatt.
Die Anreise per Wasserstoffauto sei ein Experiment gewesen. „Es fühlt sich nicht richtig an, hier mit dem Flugzeug anzureisen“, sagte Klein. Doch die Tour mit dem Wasserstoffauto hätte beinahe nicht funktioniert. „Wenn mein Büro nicht einen Tag lang die Logistik geplant hätte, wären wir nicht angekommen.“ Tankstellen seien ein großes Problem gewesen. „In Zürich konnten wir nur in einem Forschungszentrum tanken. Andere Möglichkeiten gab es nicht.“
Heute sei allen wichtigen Firmen klar, dass sie ihre Geschäftsmodelle nachhaltig gestalten müssten. Das Experiment mit dem Wasserstoffauto sei ein Beleg, wie lang der Weg zu einem wirklich nachhaltigen Modell noch sein könnte. Für Klein steckt gerade darin eine Chance. Er will Nachhaltigkeit zu einer neuen Säule im Geschäftsmodell von SAP ausbauen.
„Ich habe mir an einem Abend mit meinem Kollegen Thomas Saueressig bei einer guten Flasche Wein überlegt, dass wir mehr für das Thema Nachhaltigkeit machen wollen. Es war seine Idee, dass wir bei SAP mit unserer Technologie unsere Kunden dabei unterstützen können, CO2 Emissionen zu reduzieren“, erinnerte sich Klein.
SAP hilft Firmen, ihre Geschäftsmodelle zu analysieren und zu verbessern. Das verschafft dem Unternehmen eine besondere Position. Klein will mehr. Die Analysemöglichkeiten von SAP sollen helfen, die CO2-Emissionen von Firmen genau zu erfassen.
„Als SAP möchten wir unseren Kunden nicht nur die Transparenz über den CO2-Ausstoß über die gesamte Wertschöpfungskette in unserer Software Lösungen liefern, sondern auch simulieren, welche Maßnahmen gerade in der Beschaffung, Fertigung und Logistik zu einem niedrigeren CO2 Ausstoß führen“, sagte Klein.
Kunden und Investoren fordern transparente Klimabilanz
Klein nennt ein konkretes Beispiel: Über die Analyse von Firmendaten könnte SAP ausweisen, ob ein Standort für ein neues Werk eines Unternehmens vielleicht finanziell günstiger ist, aber in einer schlechteren CO2-Bilanz mündet.
Derzeit befinden sich viele Unternehmen beim Thema CO2-Ausstoß in einer schwierigen Situation. Es fehlt an Transparenz entlang der Wertschöpfungskette. Globale Konzerne haben schlicht keine genauen Erkenntnisse darüber, wie ihre CO2-Bilanz aussieht. Und sie wissen auch nicht genau, wie sie im Vergleich zu ihren direkten Wettbewerbern dastehen. Doch Kunden und Investoren fordern zunehmend transparente Daten über die Klimabilanz von Firmen ein.
Genau die möchte Klein mit dem neuen Projekt liefern können. „Wir können CO2-Ausstoß zu einer berechenbaren Währung in der Wirtschaft machen“, sagte er. Gibt es dagegen nicht Widerstände und Vorgehalte von Firmen? Das Gegenteil ist der Fall, zeigte sich Klein überzeugt. „Wir haben bereits fünf große Firmen als Partner gewinnen können, mit Wirtschaftsprüfern sind wir über eine Zusammenarbeit im Gespräch.“
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.