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Zukunftsforscher und Autor Jeremy Rifkin im Interview: „Die Wasserstoff-Wirtschaft ist da“

Der Ökonom Jeremy Rifkin erklärt, warum die Zeit für Wasserstoff gekommen ist, was zu jetzt tun ist – und warum es weniger Kriege geben wird.
07.02.2020 - 19:40 Uhr Kommentieren
Schon seit Jahrzehnten setzt er sich für eine umweltverträglichere Wirtschaftsform ein. Quelle: dpa
Jeremy Rifkin

Schon seit Jahrzehnten setzt er sich für eine umweltverträglichere Wirtschaftsform ein.

(Foto: dpa)

New York Der Ökonom, Zukunftsforscher und Bestseller-Autor Jeremy Rifkin sagte bereits 2002 die Wasserstoffwirtschaft voraus. Nun sieht er die Zeit endlich gekommen. Im Gespräch mit dem Handelsblatt erklärt Rifkin, was zu tun ist, warum Deutschland eine Spitzenrolle haben wird, was er von Ursula von der Leyen hält und warum die neue Technologie Kriege verhindern wird.

Rifkin berät Regierungen und Lokalpolitiker in aller Welt. Er hat 21 Bücher geschrieben, darunter den Bestseller „Third Industrial Revolution“ und „Die Wasserstoffwirtschaft“. Im Oktober erschien sein neuestes Buch „The Green New Deal“.

Schon seit Jahrzehnten setzt er sich für eine umweltverträglichere Wirtschaftsform ein. Dabei wird der Amerikaner in China und Europa oft mehr gehört als in seiner Heimat. Dennoch gibt er seine Hoffnung für die USA noch nicht auf. Man solle die Amerikaner nie unterschätzen.

Lesen Sie hier das komplette Interview:

Herr Rifkin, Sie haben bereits 2002 das Buch „The Hydrogen Economy“ (Die Wasserstoff-Wirtschaft) geschrieben. Jetzt ist das Thema Brennstoffzelle und Wasserstoff wieder in aller Munde. Deutschland hat gerade einen neuen Plan vorgestellt, die EU will massiv auf die Technologie setzen. Ist Ihre Zeit nun endlich gekommen?
Ja, die Wasserstoff-Wirtschaft ist da. Absolut. Wir befinden uns am Beginn der dritten industriellen Revolution. Das liegt vor allem an den Finanzmärkten und dem Einbruch des Ölpreises. Damit wird die Erdöl-Förderung zu teuer. Jetzt kommt endlich die Wasserstoff-Technologie und es wird ein Rennen zwischen Deutschland, Europa und China sein – und vielleicht auch Südkorea und Japan.

Warum hat es so lange gedauert?
Es ist ja nicht so, dass nichts passiert ist. Als mein Buch damals herauskam, hat mich der damalige EU-Kommissionspräsident Romano Prodi eingeladen und es sind eine Menge Gelder in die Brennstoffzellen-Forschung geflossen. Auch Angela Merkel hat mich nach ihrer Wahl eingeladen, und Deutschland hat die Technologie ebenfalls mit viel Geld gefördert. Ich habe mit Sigmar Gabriel gut zusammengearbeitet und mit RWE und Vattenfall.

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Aber der Durchbruch kam noch nicht..
Der Durchbruch kann nur kommen, wenn wir die gesamte Infrastruktur neu denken, so wie das in der ersten und zweiten Industriellen Revolution auch passiert ist. Henry Ford hätte seine Autos mit den in Deutschland entwickelten Motoren nicht so günstig bauen können, wenn es nicht gleichzeitig die Energie-Infrastruktur und die Eisenbahn-Infrastruktur gegeben hätte. Und das Ganze hätte ohne den Kapitalismus keiner finanzieren können.

An welche Infrastruktur denken Sie denn bei der Wasserstoff-Wirtschaft?
Wir müssen einen Schritt weiter gehen, wenn wir Solar und Windenergie implementieren. Wir brauchen durch Elektrolyse hergestellten Wasserstoff für die Telekommunikation, für Versorger, für die Mobilität, Logistik und für die Gebäude, die Industrie und für die Rohstoffe und deren Weiterverarbeitung. Und wir brauchen digitale Netze für all diese Bereiche.

Warum glauben Sie, dass Wasserstoff und die Brennstoffzelle die Lösung sein werden? Warum reichen nicht Sonnen- und Windenergie?
Das muss ein Zusammenspiel sein. Die Sonne scheint nicht immer. Der Wind weht nicht immer. Aber wir können diese Energie nutzen, um Wasserstoff herzustellen, den wir dann lagern können.

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Aber der bisherige Anteil dieser alternativen Energien reicht noch längst nicht aus, um etwa Stahlwerke mit Wasserstoff zu versorgen…
Es gibt genug Sonne und genug Wind. In Colorado hat eines der größten Stahlwerke der USA gerade angekündigt, dass es sein Werk komplett mit Solarenergie betreiben will. Bill Gates hat es mit KI-gesteuerten Reflektoren geschafft, ausreichend Hitze zu erzeugen, um Stahl zu schmelzen. Es geht viel mehr, als wir bisher glauben.

Sollte Atomenergie Teil des Energie-Mix sein, um Wasserstoff per Elektrolyse herzustellen?
Auf keinen Fall. Und das nicht nur wegen Unfällen wie Fukushima und dem ungelösten Problem der Endlagerung. Atomkraft ist auch viel zu teuer gegenüber Solar und Windenergie. Wussten Sie, dass Frankreich 40 Prozent seines Trinkwassers dafür nutzt, seine Atomkraftwerke zu kühlen? Das ist völlig absurd. Und jetzt, wo die Sommer immer heißer werden und das Wasser weniger, muss Frankreich seine Atomkraftwerke immer öfter abstellen. Das kann in Zeiten der Erderwärmung nicht die Lösung sein.

„Es wird keine Kriege mehr um die Kontrolle des Öls oder der Kohle geben“
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