Solarenergie to go Solar-Powerbanks, -Lautsprecher und -Rucksäcke: Wie alltagstauglich die Gadgets wirklich sind

Die meisten Solar-Powerbanks haben zusätzlich einen Anschluss zum Laden an der Steckdose.
Foto: Little Sun
Düsseldorf Solarenergie ist nicht nur die günstigste Art, erneuerbaren Strom zu erzeugen, sondern auch wesentlich flexibler als Wind- und Wasserenergie. Sie wird deshalb vielseitig eingesetzt.
Gerade für die Sommerzeit gibt es inzwischen immer kreativere Ideen auf dem Markt, die die mobile Erzeugung und Nutzung von Photovoltaik-Strom ermöglichen: Das Angebot reicht von Solar-Ventilatoren über Solar-Rasierer bis hin zu Solar-Taschenlampen und sogar Solar-Bademode. Solarpanels auf Oberflächen wandeln die Energie des Sonnenlichts in Strom um und produzieren somit Ökostrom zum Mitnehmen.
Doch wie alltagtauglich sind diese Solar-Gadgets wirklich? Ein Überblick über das Angebot:
Solar-Powerbanks: Eine Powerbank dient als Zwischenspeicher für Strom und eignet sich unterwegs als zusätzlicher Akku auf Vorrat. Mit ihm kann man seine elektronischen Geräte wie beispielsweise das Handy oder das Tablet laden. Ist der Akku mit Solarzellen bestückt, kann man umso länger unbesorgt reisen, so das Versprechen. Die Powerbank wird immer wieder mit Sonnenenergie nachgeladen. Die meisten Solar-Powerbanks haben zusätzlich einen Anschluss zum Laden an der Steckdose.
Solar-Handyhüllen: Dieselbe Funktion versprechen Handyhüllen mit eingebauter Solarzelle und Akku. Das Panel lädt einen Extra-Akku auf, der das Handy bei Bedarf mit Strom versorgt.
Solar-Rucksäcke: Solar-Taschen gibt es in den unterschiedlichsten Designs. Auf der Vorderseite ist eine Reihe von Solarzellen angebracht. Die Rucksäcke haben meistens keine integrierte Powerbank, dafür jedoch einen USB-Anschluss, an dem man seine Geräte direkt mit Strom versorgen kann. Wer den Strom erst zu einem späteren Zeitpunkt benötigt, sollte als Zwischenspeicher eine gewöhnliche Powerbank laden. Und wenn die Sonne mal nicht scheint oder alle Akkus bereits geladen sind, lässt sich das Solarpanel in vielen Fällen einfach abnehmen.
Solar-Kleidung: Immer wieder experimentieren auch Modehersteller mit Photovoltaikmodulen. Die Unterwäschefirma Triumph präsentierte bereits 2007 einen mit Solarzellen bestückten Badeanzug. Tommy Hilfiger hatte 2014 in Zusammenarbeit mit dem Solarpanel-Hersteller Pvilion eine Solar-Jacke entwickelt. Einige Solar-Kleidungsstücke bieten die Möglichkeit, mit dem gewonnenen Strom Akkus aufzuladen. Andere nutzen den Strom, um ihre Träger zu wärmen.
Solar-Bluetooth-Lautsprecher und -Radios: Für die musikalische Untermalung im Park, am Strand oder auf der Terrasse sorgen portable Lautsprecher. Wer lange unterwegs ist und viel Musik hört, kann auch hier auf Modelle mit integriertem Solarpanel setzen, das die Box unterwegs mit Strom versorgt. Einige Solar-Lautsprecher haben sogar einen zusätzlichen Anschluss für ein Handy und dienen so gleichzeitig als Powerbank.
Solar-Lampen, -Lichterketten und -Fahrradlicht: Die integrierten Solarzellen sammeln das Sonnenlicht und wandeln die Energie in Strom um. In den Akkus der Solarleuchten wird der Strom gespeichert und kann abgerufen werden, wenn es dunkel wird. Einige Lichter enthalten zusätzlich einen Dämmerungssensor, der das Licht automatisch anknipst, sobald die Dunkelheit hereinbricht.

Die Solarzelle wandelt unterwegs Sonnenlicht in Strom um.
Foto: Sunnybag
Solar-Gadgets sind nicht so alltagstauglich, wie sie zunächst wirken
Es gibt also zahlreiche Solar-Gadgets und damit theoretisch jede Menge Möglichkeiten, die eigenen Geräte unterwegs aufzuladen. Doch nicht alle Ideen sind neu, und nur wenige haben sich bisher im Alltag etabliert – das hat seine Gründe.
Thomas Seltmann von der Verbraucherzentrale NRW gibt zu bedenken: „Bei mobilen Anwendungen muss man wirklich genau hinschauen. Die meisten Geräte erfüllen oft nicht die Funktionalität, die sie versprechen.“
Um in kurzer Zeit viel Strom zu generieren und damit schnell elektronische Geräte aufzuladen, braucht es möglichst große Sonnenkollektoren. Solar-Gadgets sollen jedoch unterwegs zum Einsatz kommen und sind deshalb klein – folglich auch die integrierten Solarpanels. Dementsprechend lange dauert der Ladevorgang.
Zahlreiche Verbrauchertests zeigen zudem: Um die Solarprodukte zu laden, braucht es nicht nur viel Geduld, sondern auch direkte Sonneneinstrahlung. „Ob die Ladung, die man mit den Solar-Gadgets erzeugt, dann wirklich ausreicht, ist in manchen Fällen fraglich“, sagt Martin Heinrich vom Team Photovoltaik am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Eine Powerbank mit kleinem Solarmodul müsse schon ein paar Tage im prallen Sonnenschein liegen, damit sie ansatzweise voll werde.
Doch Akkus sollten eigentlich nicht in der Sonne liegen. Denn Hitze schadet der Haltbarkeit der Akkus und kann im schlimmsten Fall sogar gefährlich werden. Der Tüv warnte erst vor Kurzem vor der Verwendung von Powerbanks bei hohen Temperaturen und empfahl, direkte Sonneneinstrahlung zu meiden. Überhitzt der Akku, kann eine innere thermische Reaktion ausgelöst werden, die im Extremfall zur Explosion führt.
Auch Smartphones und andere elektronische Geräte sollten nach der Empfehlung von Experten vor Hitze geschützt und möglichst im kühlen Schatten aufbewahrt werden. „Wenn man die solarbetriebenen Akkus doch in die Sonne legt, dann kurzzeitig. Und man muss regelmäßig kontrollieren, ob es nicht zu heiß wird“, mahnt Hermann Dinkler, Brand- und Explosionsschutzexperte des Tüv-Verbands.
Solarpanels als zusätzliche Lademöglichkeit
In der Praxis sind die Geräte somit nicht so alltagstauglich, wie sie auf den ersten Blick wirken. Mit der richtigen Erwartungshaltung können Verbraucher dennoch auch auf Reisen von solarer Energie profitieren.
Es gebe durchaus sinnvolle Solar-Gadgets. „Was funktioniert, sind kleine, sparsame Anwendungen wie ein Radio, ein klein bisschen LED-Licht“, erklärt Björn Hemmann von der deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie. Auch mit einem Solar-Rucksack könne man einen Akku laden. Das reiche, um zwei bis drei Stunden Musik zu hören. Dann sei der Strom aber auch schnell weg.
Die Solarpanels auf den Geräten können zudem als zusätzliche Lademöglichkeit genutzt werden. Wer seine Powerbank vor der Reise mit konventionellem Strom lädt und unterwegs, wenn die Sonne scheint, immer wieder nachlädt, kann seine Geräte zumindest länger verwenden.

In den Akkus der Solarleuchten wird der Strom gespeichert und kann abgerufen werden, wenn es dunkel wird.
Foto: Little Sun
„Man sollte sich vorher überlegen, wozu man die Solarenergie unterwegs braucht“, rät Hemmann. Man müsse unterscheiden, ob man wirklich auf den Strom angewiesen sei oder ob man gerne von Sonnenenergie profitieren würde, sich den Strom im Notfall aber woanders holen könne.
Wer mehr Energie benötigt, etwa für eine Kühlbox, muss laut Hemmann bei der Größenordnung der Solarpanels eher in Quadratmetern denken als in DIN-A4-Größen, damit man wirklich davon profitiert.
Experten raten zu externen Panels
Für eine zusätzliche Stromversorgung für unterwegs raten Experten zu einem separaten Solarpanel. „Was als Alternative sehr gut funktioniert, ist ein ausfaltbares Solarmodul. Mit einem Kabel verbindet man dieses mit einem Gerät, das im Schatten steht“, empfiehlt Heinrich. Die Panels gibt es in unterschiedlichen Größen, und sie lassen sich zusammenfalten – so passen sie auch in einen Rucksack.
Die Variante löst gleich zwei Probleme: Zum einen ist das Panel wesentlich größer als bei mobilen Solar-Gadgets und produziert somit in kürzerer Zeit wesentlich mehr Strom. Zum anderen umgeht man bei dieser Lösung auch das Hitzeproblem. Denn das externe Panel funktioniert im Freien auch bei bedecktem Himmel.
Anders als Solar-Powerbanks speichern Panels den Strom zwar nicht selbst, als Zwischenspeicher kann aber eine handelsübliche Powerbank mit USB-Anschluss drangehängt werden.
Powerbanks gibt es in unterschiedlichen Größen. Wer größere Geräte wie einen Laptop laden will, der muss ein bisschen mehr investieren und auch größere Panels auswählen. „Sie können mit Photovoltaik jede beliebige Stromversorgung herstellen. Es ist immer eine Frage von Aufwand und dessen, was Sie damit erreichen wollen“, erklärt Seltmann.
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