
Düsseldorf Auch Ikonen der Jugend werden alt: 35 Jahre ist es mittlerweile her, dass der Walkman von Sony seine Premiere feierte – und zum Statussymbol einer ganzen Generation avancierte.
Und das obwohl der tragbare Kassettenspieler aus Sicht der heutigen Generation iPod geradezu hinterwäldlerisch wirken muss: Die Batterielaufzeit war damals noch erschreckend niedrig, dafür das Gewicht mit 390 Gramm umso höher. Musik kam nicht von iTunes sondern wurde aufwändig in Radiosendungen mitgeschnitten. Auf eine Kassette passten rund 25 Lieder, die man durch Vor- und Zurückspulen nach Gefühl ansteuern musste – wenn einem der Bandsalat keinen Strich durch die Rechnung machte.
Trotzdem verkaufte sich der Walkman millionenfach. Sogar neben dem Discman für CDs konnte er über Jahre noch friedlich koexistieren. Sein Niedergang begann erst mit der Erfindung des MP3-Formats. Während Sony eisern auf die Minidisc setzte, erfand Apple den iPod. Der Rest ist Geschichte.
Zu seinem 35. Geburtstag hat Sony den Walkman nun neu aufgelegt. Mit seinem berühmten Vorgänger hat der ZX1 allerdings nur noch wenig zu tun. Äußerlich gleicht er eher einem Smartphone. Gesteuert wird der Walkman im 21. Jahrhundert über einen 4-Zoll-Touchscreen, dessen Auflösung aber schlechter ist als bei einem iPod der neusten Generation.
Offiziell hört der neue Walkman auf den futuristischen Namen NWZ-ZX1 und ist ein Premium-Musikplayer in Reinform. Obwohl er aussieht wie ein Smartphone, kann man mit dem Gerät weder telefonieren noch fotografieren.
Die unverbindliche Preisempfehlung von Sony ist 689,99 Euro. Für zehn Euro mehr gibt es das iPhone 5s in der Basisausführung.
Neben dem Walkman selbst sind nur noch ein Ladekabel, eine Schutzhülle und eine Kurzanleitung drin. Das war's. Kopfhörer hat Sony sich gespart.
Der Sound. Da haben die Sony-Entwickler ganze Arbeit geleistet. Selbst MP3-Dateien klingen mit dem Walkman voll und störungsfrei. So soll es sein.
An vielen Details zeigt sich, dass die Sony-Designer nicht an die Funktionalität gedacht haben. Richtig ärgerlich ist die fehlende Feststelltaste für die äußeren Knöpfe. So schaltet der Walkman in der Hosentasche gerne mal unfreiwillig ein Lied weiter.
Die Seite Whathifi.com ist schwer begeistert und nennt den Walkman „Der beste tragbare Musikplayer, den wir je getestet haben“. Die US-Seite Cnet.com ist differenzierter. „Wenn man sich nur den neusten Song von Timberlake auf Spotify anhören will, ist der Sony Walkman NWZ-ZX1 sicher nicht das richtige Spielzeug für Dich.“
„Erleben Sie den Sound der nächsten Generation“, verspricht Sony. „Alle Materialien und Funktionen des ZX1 wurden von Sony Ingenieuren für das ultimative High-Resolution Audio Erlebnis unterwegs entwickelt.“
Wer bei Abkürzungen wie ALAC wissend nickt und bereit ist, für das Plus an Soundqualität 700 Euro zu investieren, für den ist der Walkman trotz kleiner Mängel eine gute Wahl. Doch zum Verkaufsschlager dürfte das Gerät nicht werden.
Schon der Preis macht klar, dass Sony in der Premiumklasse mitspielen will. Rund 700 Euro verlangen die Japaner für ein Gerät, mit dem man weder Telefonieren noch Fotografieren kann. Das ist happig. Dafür verspricht der Hersteller das „ultimative High-Resolution Audio Erlebnis“.
Äußerlich macht der neue Walkman einen hochwertigen Eindruck. Auf die gummierte Rückseite mit Lederstruktur hat Sony ein stilisiertes Walkman-Logo geprägt. Die Ränder des Walkmans werden durch Aluminium verstärkt. Das sieht edel aus, ist aber auch relativ schwer. Mit 139 Gramm wiegt der ZX1 deutlich mehr als die neusten iPods, die etwa auf 88 Gramm kommen.

0 Kommentare zu "Sony NWZ-ZX1: Der Walkman wird erwachsen"
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.