Industrie 4.0 Roboterbauer Yaskawa greift Konkurrenten ABB und Kuka in Europa an

Das Unternehmen gehört mit mehr als 430.000 installierten Einheiten zu den weltweit größten Anbietern von Industrierobotern.
München Der japanische Roboterbauer Yaskawa greift die Konkurrenten ABB und Kuka verstärkt auf ihren heimischen Märkten an. Am Montag eröffnete der Konzern in Slowenien seine erste europäische Roboterfabrik.
„Weltweit sind wir schon heute einer der vier größten Anbieter. Durch die eigene Fertigung wollen wir jetzt auch in Europa in der obersten Liga mitspielen“, sagte Europa-Chef Bruno Schnekenburger dem Handelsblatt. Ziel sei es, Marktanteile zu erobern.
In das neue Werk in Kočevje hat Yaskawa rund 25 Millionen Euro investiert. Hier sollen künftig pro Jahr bis zu 10.000 Roboter der Marke Motoman mit einer Traglast von bis zu 225 Kilogramm gefertigt werden. Das Werk ergänzt die Produktionsstätten in Japan und China. „Gerade mittelständische Kunden möchten, um Vertrauen zu fassen, auch einmal sehen, wo und wie ihre Roboter gefertigt werden. Das ist nun möglich“, sagte Schnekenburger.
Das Werk ist daher besonders offen für Besucher konstruiert. Zudem könnten die Kunden nun schneller beliefert werden. „Über den Seeweg brauchen die Roboter acht oder neun Wochen bis nach Europa. Künftig dauert der Transport ab Werk nur ein oder zwei Tage.“
Kuka gibt sich gelassen
Yaskawa gehört mit mehr als 430.000 installierten Einheiten zu den weltweit größten Anbietern von Industrierobotern. In Europa erzielte der Konzern zuletzt mit 1.900 Mitarbeitern unter anderem mit Robotern und Antrieben einen Umsatz von gut 600 Millionen Euro. Weltweit waren es zuletzt etwa 3,5 Milliarden Euro Umsatz.
Bei Kuka gibt man sich angesichts der Europa-Offensive der Japaner offiziell gelassen. „Wir sind in Europa schon gut aufgestellt, das ist unsere Homebase“, sagte Kuka-Chef Peter Mohnen vor wenigen Tagen bei Bilanzvorlage.
Auch wenn Kuka zuletzt etwas schwächelte und nach zwei Gewinnwarnungen ein Effizienzprogramm ankündigte: Die Roboterbauer eilen seit Jahren von Rekord zu Rekord. Nach Prognosen des Branchenverbands International Federation of Robotics dürfte der Absatz im vergangenen Jahr weiter um zehn Prozent auf 421.000 verkaufte Industrieroboter gestiegen sein. Dabei hat sich der Markt von 2013 bis 2017 auf 381.000 verkaufte Einheiten mehr als verdoppelt.
Die Hersteller sind weiter zuversichtlich, obwohl die Autoindustrie als wichtigster Abnehmer schwächelt. Für die nächsten Jahre rechnet der Verband mit jährlichen Wachstumsraten von im Durchschnitt 14 Prozent.
„Industrieroboter spielen eine Schlüsselrolle für den Fortschritt der Fertigungsindustrie“, sagte IFR-Präsident Junji Tsuda. Die Maschinen würden gerade zum Beispiel mit Künstlicher Intelligenz und einfacher Programmierung weiterentwickelt. „Diese Technologien werden dazu beitragen, die Produktivität der Fertigung zu verbessern und die Einsatzgebiete der Roboteranwendung zu erweitern.“
Yaskawa will mit Kundenservice punkten
Auch ABB-Vorstand Sami Atiya sagte kürzlich dem Handelsblatt: „Die Faktoren für einen langfristigen Aufwärtstrend in der Automatisierung und Robotik sind intakt.“
Der Optimismus der Branche hat zweierlei Gründe: Zum einen müssen die Firmen gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten ihre Produktivität verbessern. Zum anderen gibt es weltweit in wichtigen Regionen weiterhin noch einen enormen Nachholbedarf. So kommen in China laut IFR auf 10.000 Beschäftigte nur 97 Industrieroboter. In Südkorea sind es 710 Maschinen, in Deutschland 322.
So ist auch Yaskawa-Manager Schnekenburger vor einer möglichen Konjunkturabschwächung nicht bange. „Ich mache mir um die Zukunft der Robotik überhaupt keine Sorgen. Wir sehen jeden Tag neue Anwendungen, da ist eher die Frage, auf welche Gebiete man sich konzentriert.“ Ein großer Trend sei es, die Roboter einfacher bedienbar und programmierbar zu machen.
Yaskawa will im Wettbewerb mit der heimischen Konkurrenz insbesondere mit dem „besten Kundenservice punkten.“ Auch die Entwicklungsaktivitäten will der Konzern in Europa ausbauen. „Wir wollen am Puls von Europa von der Industrie 4.0 profitieren“, sagte Schnekenburger.
Im Gegenzug schaffe das Unternehmen in Europa Arbeitsplätze – im Werk und bei den Zulieferern. Sollten die Pläne aufgehen, gibt es am Standort in Slowenien Platz, die Kapazitäten zu erweitern.
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