Start-up Otorio Zwei Ex-Militärs aus Israel verteidigen deutsche Konzerne vor Cyberangriffen

Mit ihrem Start-up Otorio wollen die früheren Top-Militärs die Industrie hierzulande vor Cyberattacken schützen.
München An Selbstbewusstsein mangelt es Daniel Bren nicht. Als IT-Sicherheitschef der israelischen Armee hat der 50-Jährige mehrere Tausend Soldaten geführt. Wenn er in den nächsten Tagen auf der Hannover-Messe auf potenzielle Kunden trifft, will Bren trotzdem leise Töne anschlagen. „Wir sind die Neuen, wir passen uns an“, sagt der Chef und Gründer des Start-ups Otorio.
Auf der Messe stellt der Brigadegeneral der Reserve den Dienstleister für die Sicherheit von Industriesystemen erstmals öffentlich vor. An seiner Seite ist Yair Attar, 30, Co-Gründer und oberster Technologe von Otorio. Bis vor zwei Jahren war der schlaksige junge Mann beim israelischen Militär Chef der schnellen Cyber-Eingreiftruppe – und damit einer der wichtigsten Köpfe in Brens Truppe. Mit Otorio wollen sie ihre Erfahrungen aus den Streitkräften nutzen.
Ihr erster und wichtigster Markt: die Bundesrepublik mit ihren vielen Millionen Maschinen in den Werkhallen. „Es geht um den Wohlstand in Deutschland“, so Bren. „Cyberattacken auf Fabriken könnten gewaltige Schäden verursachen und das Land in seinem Innersten gefährden.“
Bren stand fast drei Jahrzehnte in Diensten des Militärs, der Spross rumänischer Einwanderer gründete die Cyber-Sicherheitseinheit. Er weiß, wie Angriffe übers Internet erfolgen, vor allem aber hat der Elektroingenieur gelernt, wie sie sich wirksam abwehren lassen. In Zeiten der vernetzten Maschinen, der sogenannten Industrie 4.0, sei das auch für Industrieunternehmen relevant.
Einen der bekanntesten deutschen Konzerne haben sie bereits unter Vertrag. Den Namen der Firma wollen sie allerdings noch nicht nennen. Bren hat in seiner Heimat Israel einen ausgezeichneten Ruf. „Ich schätze ihn sehr“, sagt Eran Gorev, der für den US-Risikokapitalgeber Francisco Partners in Tel Aviv tätig ist. Nachdem Bren aus der Armee ausgeschieden war, habe er die Amerikaner mehrfach beraten, so Gorev.
Nun lässt sich Bren selbst beraten. Er hat sich mit dem österreichischen Maschinen- und Anlagenbauer Andritz verbündet, um die Kundensicht in die Firma zu bringen. Bren spricht gut Deutsch, daher ist der Gesellschafter aus Graz geradezu ideal. „Wenn ich Geld gebraucht hätte, dann hätte ich es in Israel bekommen. Es geht um Industrieexpertise“, erklärt Bren die Partnerschaft.
Für Otorio sieht Finanzinvestor Gorev gute Chancen: „Es ist offensichtlich, dass es eine Nachfrage gibt für das, was die Firma anbietet.“ In den nächsten fünf Jahren würde der Markt dafür massiv wachsen. Gleichwohl, der Erfolg hänge davon ab, ob Bren die richtigen Leute für sein Vorhaben gewinnen könne.
„Bislang sieht es danach aus, als würden sich die Experten in Israel lieber ihm anschließen als Apple oder Google.“ Insbesondere ehemalige Kameraden aus dem Militär sind ihm bisher gefolgt. 45 Mitarbeiter zählt die Firma aus Tel Aviv derzeit. Die Gespräche mit Kunden in Hannover würden mühsam, fürchtet Partner Attar: „Das Schwierigste ist, den Unternehmen überhaupt klarzumachen, dass sie bedroht sind.“
Für seine Zuhörer hat Attar viele Tipps bereit: So habe er im Militär gelernt, dass Angriffe dann einsetzen, wenn sich die Belegschaft ins Wochenende verabschiede. Das sei in den Fabriken nicht anders
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