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468 Capital Börsengang durch die Hintertür: Investoren planen zweiten Spac an der Frankfurter Börse

Die junge Wagniskapitalfirma 468 Capital will als Börsenmantel aufs Parkett. Sie schaut im Anschluss vor allem auf europäische Start-ups aus drei Bereichen.
13.04.2021 - 18:25 Uhr Kommentieren
Spacs haben inzwischen auch den deutschen Markt erreicht. Quelle: Reuters
Blick in den Handelssaal der Börse Frankfurt

Spacs haben inzwischen auch den deutschen Markt erreicht.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf In Frankfurt soll in Kürze der zweite deutsche Spac an die Börse gehen. Entsprechende Pläne gab die Berliner Wagniskapitalfirma 468 Capital von Alexander Kudlich, Ludwig Ensthaler und Florian Leibert am Dienstag bekannt

„Special Purpose Acquisition Companies“ sind Gesellschaften, die nur zu dem Zweck gegründet werden, ein Start-up zu kaufen und schnell an die Börse zu bringen. „Wir bringen den größten deutschen Spac an die Börse“, so Kudlich gegenüber dem Handelsblatt. Bei dem IPO sollen 300 Millionen Euro eingesammelt werden – etwas mehr als beim Lakestar-Spac I im Februar, dem ersten Mantel-Börsengang überhaupt in Deutschland.

Konkret suchten die Investoren eine europäische Firma aus einem von drei Bereichen, in denen das deutsche Ökosystem stark aufgestellt sei, führt Florian Leibert aus: Software, Marktplätze und Eigenmarken. Ersterer umfasse auch die Deep-Tech-Themen Machine Learning, Künstliche Intelligenz, Software as a Service und Open Source. Mit dem Spac könnte 468 Capital schätzungsweise eine Firma mit einer Bewertung von einer bis etwa vier Milliarden Euro kaufen.

Vor allem in den USA ist 2020 ein Hype um die auch als Mantelfirmen bezeichneten Spacs entstanden. Sie wurden reihenweise an die Tech-Börse Nasdaq gebracht. Einer dieser US-Spacs hat kürzlich angekündigt, das deutsche Flugtaxi-Start-up Lilium übernehmen zu wollen. Nun ist das Phänomen in Europa angekommen – und dort bereits umstritten.

Kritiker mahnen, es handle sich vor allem um ein lukratives Geschäft für Investoren. Die gekauften Firmen seien für den öffentlichen Handel oft nicht reif genug. Befürworter sehen in dem Instrument eine Chance, die weiter vorhandene Finanzierungslücke bei großen Wachstumskapitalfinanzierungen in Europa zu schließen.

Spacs könnten Lücke beim Wachstumskapital schließen

So argumentiert auch Alexander Kudlich: „Es gibt bis heute keinen lokalen Fonds, der einer Firma 100, 200 oder 300 Millionen Euro geben kann.“ Die als Akquisitionsobjekte infrage kommenden Firmen sollten bestenfalls drei Möglichkeiten haben: einen herkömmlichen IPO bestreiten, eine große private Wachstumsfinanzierung aufnehmen oder eben über einen Spac an die Börse gehen. „Es geht einfach darum, genug Kapital zu haben, um die Wachstumsziele der nächsten Jahre zu erfüllen“, sagt Ludwig Ensthaler.

Als weitere Pro-Argumente für Spacs gelten unter anderem ein einfacherer IPO-Prozess und die zusätzliche Expertise, die die Spac-Initiatoren in das Unternehmen einbringen. Kudlich, Ensthaler und Leibert haben unter anderem mit Rocket Internet zahlreiche Start-ups gekauft, aufgebaut und einige von ihnen mit an die Börse gebracht. Leibert hat das US-Softwareunternehmen D2iQ gegründet, bekannter unter dem früheren Namen Mesosphere.

Auch im Aufsichtsrat ihrer Mantelfirma sitzen bekannte Manager und Unternehmer: Klöckner-&-Co.-Chef Gisbert Rühl, Amorelie-Gründerin Lea-Sophie Cramer, Industrieexperte Hans Maret, der in mehreren Beiräten der Private-Equity-Gesellschaft Triton aktiv ist, und Florian Wendelstadt, Managing Partner der Investment-Holding Caldec.

Sie blicken in erster Linie auf die Start-up-Szene in Europa. Quelle: Pressefoto
Investoren Ensthaler, Kudlich und Leibert (v.l.)

Sie blicken in erster Linie auf die Start-up-Szene in Europa.

(Foto: Pressefoto)

Hingegen sagt mancher Gründer und Investor aus Deutschland im Hintergrund, Spacs seien nur interessant für in Kapitalnot geratene Firmen, die keinen eigenen Börsengang stemmen könnten. Eine weitere Meldung vom Dienstag steht eher für das Gegenteil: Das Taxi-App-Unternehmens Grab, das wertvollste Start-up aus Südostasien, geht ebenfalls per Spac an die Börse. Nach der Übernahme durch den Börsenmantel von Brad Gerstners Altimeter Capital Management soll das Start-up aus Singapur einen Marktwert von rund 39,6 Milliarden Dollar haben, teilten die Firmen mit.

Als problematisch sehen Kritiker insbesondere die Anreizstruktur bei Spac-Konstruktionen: Nach dem IPO haben die Initiatoren 24 Monate Zeit, ein Kaufobjekt zu finden. Als Lohn für die Prüfung der Firma und die Börsenstart-Hilfe erhalten sie in der Regel einen Anteil von zwanzig Prozent an der Mantelfirma. Das gilt auch im Fall von 468 Capital.

Der Kritikpunkt: Dadurch rechnen sich die Deals für die Initiatoren deutlich schneller als für die anderen Investoren, die sich mit Aktien und Optionsscheinen beteiligen. Sie könnten also in Versuchung geraten, in jedem Fall einen Deal abzuschließen.

Anderenfalls würde das eingesammelte Geld an die Investoren zurückfließen, wobei die Sponsoren Negativzinsen ausgleichen müssen. Diese möglichen Fehlanreize verschärfen sich, je abgegraster der Markt der möglichen Akquisitionsfirmen ist. Allerdings können Investoren zum Zeitpunkt des Deals auch noch ohne Nachteile aussteigen.

Haben Spacs in Deutschland mehr Potenzial?

Von der Notierung in Deutschland erhoffen sich die Initiatoren auch einen Vorteil im umkämpften Markt, sagt Kudlich: „Mit nur zwei deutschen Spacs haben wir eine ganz andere Wettbewerbssituation als in den USA und in Amsterdam, wo es relativ zur Anzahl der guten Start-ups viel mehr Spacs gibt.“ Hierzulande gebe es viele gute, reife Unternehmen, die professionell geführt seien. Er versichert: „Unser Spac-Target wird sehr nennenswerte Umsätze haben. Wir werden kein Unternehmen übernehmen, bei dem man nicht sehen kann, wie daraus ganz konkret ein profitables Unternehmen werden wird.“

Zuletzt hatten auch zahlreiche deutsche Unternehmer Spacs an der Nasdaq angekündigt – mit dem Ziel, anschließend europäische Start-ups zu kaufen. Unter anderem Rocket-Internet-Gründer Oliver Samwer fährt eine solche Strategie. Ludwig Ensthaler erklärt hingegen: „Wenn die Firma, ihre Mitarbeiter und Kunden hier sind, sollte die Firma auch hier gelistet sein.“ Das sähen auch „die allermeisten unserer potenziellen Target-Firmen so“.

In der Vergangenheit hätten bessere Bewertungen in den USA für einen dortigen IPO gesprochen. Das Bewertungsgefälle löse sich aber gerade auf, sagt Kudlich. Und: „Bei den großen europäischen IPOs investieren auch große US-Investoren mit, die Finanzanalysten an der Frankfurter Börse sind gut, die Liquidität ist gut.“

Deutsche Investoren hingegen agieren bislang eher zurückhaltend. Nach seinem Börsendebüt Ende Februar zum Preis von etwas mehr als zwölf Euro je Aktie steht der Lakestar Spac I inzwischen bei gut zehn Euro. Noch hat das Spac-Fieber den deutschen Aktienmarkt also noch nicht wirklich erreicht.

Mehr: Flugtaxifirma Lilium geht per Spac an die Börse – und will mit Siebensitzer den Durchbruch schaffen

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