5G-Ausbau 1&1 Drillisch treibt Mobilfunk-Pläne durch neue Allianz voran

Der Ausbau des künftigen Mobilfunkstandards 5G hängt eng mit dem Ausbau des Glasfasernetzes in Deutschland zusammen.
Düsseldorf Vergangenen Sommer zeichnete sich ein grundlegender Wandel im deutschen Mobilfunkmarkt ab. Der Internetunternehmer Ralph Dommermuth hatte sich zum Ziel gesetzt, die etablierten Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica herauszufordern. Dazu wollte er einen vierten Netzbetreiber aufbauen.
Allein in der Versteigerung der 5G-Frequenzen gab die United-Internet-Tochtergesellschaft Drillisch Netz AG rund eine Milliarde Euro aus. Nach dem Ende der Versteigerung im Juni wurde es jedoch ruhig um Dommermuth und seine ambitionierten Pläne.
Bis jetzt.
Wie das Handelsblatt erfuhr, konnte sich Dommermuths Firmengruppe um United Internet nach monatelangen Verhandlungen mit dem Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko), in dem viele Stadtnetzbetreiber zusammengeschlossen sind, auf einen Rahmenvertrag einigen. Der sieht vor, dass die rund 200-Breko-Unternehmen zusammen mit der United-Internet-Tochtergesellschaft 1&1 Versatel den Glasfaserausbau in Deutschland vorantreiben und vor allem dabei helfen wollen, 5G-Mobilfunkstandorte zu erschließen.
Der Schritt hat Signalwirkung. Der Ausbau des künftigen Mobilfunkstandards 5G hängt eng mit dem Ausbau des Glasfasernetzes in Deutschland zusammen. Eine Antenne kann meist nur verlässlich für 5G genutzt werden, wenn sie mit Glasfaser angeschlossen wurde. Der Ausbau ist jedoch teuer und viele Baufirmen sind überlastet. Es kann mitunter Monate bis Jahre dauern, bis eine Baufirma ein Glasfaserprojekt angehen kann.
Diesen Engpass versucht United Internet zu umgehen. Versatel betreibt zwar selbst ein rund 50.000 Kilometer langes Glasfasernetz, ist in 250 deutschen Städten aktiv, davon in 19 der 25 größten Städte Deutschlands. Für den Ausbau des 5G-Mobilfunks ist das jedoch zu wenig. Zum Vergleich: Das Glasfasernetz der Deutschen Telekom umfasst mehr als 500.000 Kilometer.
5G-Ausbau von 1&1 nehme Fahrt auf
Versatel-Technikchef Claus Beck sagte: „Durch die Zusammenarbeit mit dem Breko und seinen Mitgliedern nimmt die Planung des 5G-Mobilfunknetzes unserer Schwestergesellschaft 1&1 Drillisch weiter Fahrt auf.“ Breko-Geschäftsführer Stephan Albers sagte, der Rahmenvertrag ermögliche es, ohne lange Verhandlungen die Netze für Mobilfunkstandorte zur Verfügung zu stellen. „Es werden viele mitmachen, weil es ein attraktives Geschäftsmodell ist“, betonte Albers. Versatel ist Mitglied des Breko.
Für United Internet ist damit jedoch ein Kernproblem weiter ungelöst. Es wird noch viele Jahre dauern, bis die Firma in ganz Deutschland ein eigenes Netz anbieten kann. Die Vereinbarung mit Breko kann zwar den Ausbau im ländlichen Raum beschleunigen. Mehr jedoch nicht.
Seit Monaten verhandelt United Internet daher mit den drei großen Netzbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica über eine Mitnutzung ihrer Infrastruktur. Bislang zeichnet sich jedoch laut Handelsblatt-Informationen keine Einigung ab. United Internet war mit den Angeboten der Netzbetreiber nicht zufrieden. Diese beklagen ihrerseits, United Internet wolle sich für wenig Geld einen wertvollen Zugang zu teurer Infrastruktur erkaufen.
United Internet hatte ursprünglich darauf gedrungen, gesetzlich verankerte Garantien für die Mitnutzung der anderen Netze zu bekommen, sogenanntes Nationales Roaming. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, hatte argumentiert: „Es ist rechtlich nicht möglich, die Unternehmen zu verpflichten, Dritte aufs Netz zu lassen und die Preise zu diktieren.“ Er hatte jedoch gesagt, für alle Anbieter gelte ein Verhandlungsgebot und ein Diskriminierungsverbot.
Auf diese Regeln pocht United Internet. „Sollte sich keine zeitnahe Lösung abzeichnen, wird die Bundesnetzagentur ihre Schiedsrichterrolle ausüben müssen“, sagte ein Sprecher. Die Firma hatte sich bereits beim Beirat der Bundesnetzagentur über das Vorgehen der Netzbetreiber beschwert. Der „Spiegel“ hatte zuerst über den Schritt berichtet. Eine formelle Beschwerde bei der Behörde steht jedoch noch aus. Allerdings könnte ein Überprüfungsverfahren Monate bis Jahre dauern.
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