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Alibaba-Gründer Jack Ma ist wieder aufgetaucht – doch die Sorgen in Chinas Tech-Branche wachsen

Das harte Vorgehen gegen Alibaba-Gründer Jack Ma dürfte nur der Anfang gewesen sein: Die Regierung in Peking geht immer strenger gegen die chinesische Tech-Branche vor.
20.01.2021 - 17:14 Uhr 1 Kommentar
Der chinesische Milliardär war nach Kritik an der Regierung über Wochen verschwunden. Quelle: AFP
Alibaba-Gründer Jack Ma

Der chinesische Milliardär war nach Kritik an der Regierung über Wochen verschwunden.

(Foto: AFP)

Peking Ein einziges Video von Jack Ma, dem Gründer der chinesischen E-Commerce-Plattform Alibaba, reichte am Mittwoch, um den Aktienkurs des Unternehmens um zeitweise bis zu zehn Prozent in die Höhe schnellen zu lassen. Dabei hatte der 56-jährige Milliardär keine besonders wichtige Botschaft zu verkünden, er sprach über die Bedeutung von Lehrern.

Der Grund für die Aufregung war auch nicht der Inhalt, sondern einzig das Erscheinen von Ma. Es war das erste Mal seit drei Monaten, dass sich der sonst häufig in der Öffentlichkeit auftretende Chinese (chinesischer Name: Ma Yun) wieder zeigte. Zuvor war er zum letzten Mal Ende Oktober gesichtet worden, damals hatte er die chinesischen Regulierungsbehörden in einer Rede in Schanghai kritisiert.

Kurz danach war der Börsengang des Alibaba-Ablegers Ant Financial – der als größter der Welt gehandelt wurde – abgesagt worden, nur zwei Tage vor dem geplanten IPO des Finanzdienstunternehmens.

Weil der Milliardär ausgerechnet nach der Kritik an der chinesischen Regierung so ungewöhnlich lange von der Bildfläche verschwunden war, hatte es in China wilde Spekulationen darüber gegeben, dass er sich ins Ausland abgesetzt haben könnte oder wegen seiner kritischen Kommentare womöglich sogar von den Behörden eingesackt worden ist – in China kein ungewöhnlicher Vorgang.

Staats- und Parteichef Xi Jinping sei unzufrieden über die Äußerungen des Unternehmensgründers gewesen und habe den Börsengang von Ant gestoppt, hatte das „Wall Street Journal“ kurz nach Mas Verschwinden gemeldet.

Neue Regulierung für Alibaba, Tencent und Co.

Schon zuvor war Ma bei der mächtigen Staatsführung Chinas in Ungnade gefallen. Gerüchte in Peking halten sich hartnäckig, wonach er seinen Chefposten bei Alibaba nur deshalb für den heutigen CEO Daniel Zhang räumte, weil er dazu gezwungen worden war. Ma, so hieß es, sei Peking zu mächtig und zu prominent geworden.

Die zeitliche Nähe von Mas Verschwinden lege die Vermutung nahe, dass er unter anderem wegen seiner Kommentare in der Rede von Ende Oktober zur Rechenschaft gezogen wurde, sagt Kai von Carnap, Analyst beim Berliner China-Thinktank Merics.

In den vergangenen Jahren sind immer wieder auch hochrangige Manager auf einmal aus der Öffentlichkeit verschwunden – um dann plötzlich und ohne Erklärung wiederaufzutauchen. Im März vergangenen Jahres war der Immobilienmogul Ren Zhiqiang über Monate abgetaucht, nachdem er Xi Jinping in einem Essay kritisiert hatte. Im September wurde er nach eintägigem Prozess zu 18 Jahren Haft verurteilt.

Auch in Ungnade gefallene Parteifunktionäre oder Regierungsmitarbeiter tauchen immer wieder für Monate ab, manche Kritiker verschwinden ganz ohne jede Spur.

Tatsächlich stehen die Vorkommnisse in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aber auch im Zusammenhang mit einem größeren Schlag der chinesischen Regierung gegen die immer mehr an Bedeutung gewinnenden Techkonzerne in der Volksrepublik.

In den vergangenen Monaten hatte Peking eine ganze Reihe von Regulierungen auf den Weg gebracht, die die Macht von Alibaba, Tencent und Co. einschränken sollen, und war gegen einzelne Konzerne vorgegangen.

Chinesische Techkonzerne dominieren den Alltag in China

Jahrelang konnten Chinas Techkonzerne ungebremst wachsen, weil eine schlagkräftige Regulierung fehlte. Durch Chinas „Great Firewall“, mit der die Staatsführung das chinesische Internet kontrolliert, wurden sie zusätzlich noch abgeschirmt vor mächtiger Konkurrenz aus den USA. Zahlreiche Dienste, wie etwa Facebook oder Google, sind in China nicht zugänglich.

So ist ein riesiges Techreich entstanden, das inzwischen das Leben der Menschen in der Volksrepublik vollkommen dominiert. Wer bezahlen will, tut das in China in den seltensten Fällen noch mit Bargeld, sondern stattdessen mit den Apps WeChat (Tencent) oder Alipay, das zum Alibaba-Ableger Ant gehört. Essen bestellt man bei Meituan, Lebensmittel, Kleidung oder Spielzeug bei Alibabas Onlineplattform Taobao oder beim E-Commerce-Riesen JD.

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„Auch in China scheint die Ära der ungebremsten Techriesen einem Ende entgegenzugehen“, sagt China-Experte von Carnap. Ganz besonders Fintech-Plattformen hätten in den vergangenen Jahren ein exponentielles Wachstum erzielt und waren auch ein wichtiger Treiber des gesamten Wirtschaftswachstums Chinas.

Trotz zunehmender Regulierung haben diese Unternehmen entscheidend an gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Einfluss gewonnen. „Dieser wachsende Einfluss und die damit zunehmenden Risiken sind anscheinend nicht mehr mit der staatlichen Prämisse des stabilen Wachstums vereinbar“, so von Carnap.

Diese neuen Regeln gelten für Chinas Techriesen

In den vergangenen Monaten haben die chinesischen Regulierungsbehörden die Regeln für Techunternehmen immer weiter verschärft und härter durchgegriffen bei Verstößen gegen bestehende Gesetze. Insbesondere in Bezug auf Finanzdienstleistungen wurden die Zügel stärker angezogen.

  • Anfang November veröffentlichte die chinesische Bankenregulierungsbehörde einen Entwurf für neue Regeln für Online-Kleinstkredite. Ein Bereich, in dem auch Ant Financial unterwegs ist.
  • Nur wenig später gab die chinesische Regulierungsbehörde State Administration of Market Regulation (SAMR) einen Entwurf für neue Regeln bekannt, die verhindern sollen, dass die großen Plattformkonzerne Wettbewerb behindern, etwa durch illegale Preisabsprachen.
  • Im Dezember kam schon der nächste Schlag gegen die Branche. SAMR belegte Tencent und Alibaba mit Geldstrafen, weil sie angeblich genehmigungspflichtige Investitionen nicht ordnungsgemäß angezeigt hätten. Die Summen waren zwar vergleichsweise gering, jedoch sendete die Regulierungsbehörde damit eine klare Botschaft.
    Die Strafen seien „ein Signal an die Gesellschaft, dass die Antimonopolaufsicht im Internetbereich verstärkt wird“, hieß es von der SAMR. Es war das erste Mal, dass die Behörde überhaupt ein Unternehmen auf Grundlage des bereits seit 2008 bestehenden Gesetzes gegen Monopole belangt hatte.
  • Ende Dezember teilte die SAMR mit, dass sie eine Untersuchung gegen Alibaba wegen monopolistischer Praktiken eingeleitet hat.
  • Im Januar folgten weitere neue Regeln. Chinas Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörde verbot es Geschäftsbanken, Internetplattformen von Drittanbietern zu nutzen, um Einlagenprodukte zu verkaufen.

Das von einem staatlichen Medium veröffentlichte Video, in dem Ma am Mittwoch auftauchte, konnte die Anleger nun zwar zunächst beruhigen. Ma spricht darin vor einem Wandgemälde, hinter ihm ist ein Regal zu sehen. Der 56-Jährige trägt einen blauen Pullover und spricht etwas steif, aber lächelnd in die Kamera.

„Während der vergangenen Zeit haben meine Kollegen und ich gelernt und nachgedacht, und wir sind entschlossener geworden, uns der Bildung des Gemeinwohls zu widmen“, wird Ma von chinesischen Medien zitiert.

„Das Video zeigt, dass es Jack Ma politisch erlaubt ist, wieder aufzutauchen“, sagt Jackson Wong, Direktor der Vermögensverwaltung bei Amber Hill Capital. Zumindest beweise dies, dass er nicht im Gefängnis sitze oder ein Verbot habe, in der Öffentlichkeit aufzutreten. „Es könnte aber auch ein Zeichen dafür sein, dass Mas Unternehmen eine Einigung mit der Regierung erzielt haben, um ihre kartellrechtlichen Probleme zu lösen. Genau darauf warten die Investoren.“

Das Video wirft auch viele Fragen auf. So ist nicht erkennbar, wo genau sich der Alibaba-Gründer aufhält. Das Unternehmen und Mas gemeinnützige Stiftung bestätigten lediglich, dass Ma am Mittwoch an einer von der Stiftung organisierten Onlinezeremonie für Lehrer auf dem Land teilnahm. Weiter wollten sie sich jedoch nicht äußern. Auch darüber, warum er so lange von der Bildfläche verschwunden war, gibt es keinerlei Hinweise.

Eines ist klar, Mas Abtauchen sendet eine deutliche Botschaft: Legt euch nicht mit der Regierung an. Und: Peking meint es ernst damit, die Techkonzerne einzuhegen, und duldet keinen Widerspruch.

Mehr: Alibaba-Gründer Jack Ma taucht erstmals seit Oktober mit Video-Rede wieder auf

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1 Kommentar zu "Alibaba-Gründer : Jack Ma ist wieder aufgetaucht – doch die Sorgen in Chinas Tech-Branche wachsen"

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  • Ein totalitäres System duldet nur "Seilschaften". Wer da nicht mitmacht oder gar eine abweichende Meinung hat, wird entsorgt. Schade, dass wir diesem System auch noch den Strick verkaufen an dem sie uns irgendwann aufhängen (nur bildlich gesprochen).

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