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Amazon-CTO Werner Vogels Diese drei Innovationen hat Amazons Technikchef auf dem Radar

Für viele Anwender ist die Cloud nicht nur ein zentraler Datenspeicher, sondern auch ein Zugang zu Innovationen. An diesen Technologien arbeitet Marktführer AWS.
08.12.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Auf der „Reinvent 2021“ präsentiert die Amazon-Tochter ihre neuesten Innovationen. Quelle: AP
AWS-Technikmesse in Las Vegas

Auf der „Reinvent 2021“ präsentiert die Amazon-Tochter ihre neuesten Innovationen.

(Foto: AP)

Las Vegas Die Entwickler begrüßen den 63-jährigen Technikchef wie einen Rockstar. Als Werner Vogels, Chief Technology Officer des Amazon-Konzerns, die Bühne betritt, braust Applaus auf. Auf seine Keynote haben die Besucher der Entwicklerkonferenz Reinvent gewartet. Einmal im Jahr zeigt Amazons Cloud-Sparte hier in Las Vegas ihre Neuheiten – und Vogels ist der Headliner dieses Technologie-Festivals.

Als Technikchef des weltgrößten E-Commerce-Konzerns ist Vogels bereits seit 2005 für die technologischen Innovationen des Milliardenkonzerns zuständig. Dabei gilt er auch als einer der Vordenker der Cloud-Sparte AWS, die vor 15 Jahren aus der unternehmenseigenen Infrastruktur von Amazon entstand.

Allein seit 2013 hat sich der Umsatz der Sparte von 3,1 Milliarden US-Dollar auf 45,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 mehr als vervierzehnfacht. Acht von zehn Unternehmen in Deutschland nutzten im Jahr 2020 Cloud-Dienste. Dabei ist Amazon mit einem globalen Marktanteil von knapp 50 Prozent seit Jahren unangefochtener Branchenführer.

In Las Vegas erzählt Vogels von seinem neuesten Plan: Er will das All erobern. „Es gibt ein immenses Interesse daran, den Weltraum zu erkunden oder nutzbar zu machen“, erklärt der Amazon-Technikchef im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Das gelte vor allem, seit die Kosten für Satelliten zuletzt stark gesunken seien. „Für junge Unternehmen bleiben trotzdem noch große Hürden – etwa der Aufbau einer Bodenstation, die mit den Satelliten kommuniziert.“

In fast jeder Branche wird die Cloud wichtiger

Es ist einer der zahlreichen Versuche von Amazon, das Geschäft mit cloudbasierten IT-Dienstleistungen in möglichst vielen Branchen zu verbreiten. Ob Finanzindustrie, Weltraum oder Verkehr und Logistik: Aus nahezu jedem Wirtschaftssektor hatte der Konzern einzelne Vertreter auf seine Entwicklerkonferenz eingeladen, die von ihren positiven Erfahrungen mit der Cloud berichteten.

Sei es Nasdaq-Chefin Adena Friedman, die nun einzelne Märkte der Börse sukzessive in die Cloud verlagern will – angefangen mit der US-Optionsbörse. Oder Goldman-Sachs-Chef David Solomon, der seinen Kunden künftig einen Zugang zur Finanzdatenbank der Investmentbank über die Cloud verfügbar macht.

Das Signal, das AWS mit diesen Kooperationen senden will, ist klar: Die Cloud eignet sich mittlerweile auch für kritische Bereiche – und kann sich auch strengster Regulatorik anpassen. Dabei helfen sollen vor allem technologische Innovationen. Über die drei wichtigsten hat das Handelsblatt mit Vogels gesprochen.

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1. Die Cloud im Weltraum

Das All zu erkunden war über viele Jahrzehnte ausschließlich Forschern vorbehalten – doch dank Unternehmen wie SpaceX, die mit ihren wiederverwendbaren Raketen eine kostengünstige Möglichkeit entwickelt haben, Satelliten in die Erdumlaufbahn zu bringen, wird die Raumfahrt auch für Privatunternehmen immer interessanter.

Seit einiger Zeit bietet AWS dabei eigene Bodenstationen an, die Kunden nutzen können. Die Daten werden dabei direkt in die Rechenzentren des Konzerns übertragen. So nutzt das 2016 gegründete US-Raumfahrtunternehmen Capella Space die AWS-Cloud, um Live-Satellitenbilder in extrem detaillierter Form von den Satelliten im All abzurufen und nutzbar zu machen. Auch Forschungseinrichtungen wie das Muhammad-bin-Raschid-Raumfahrtzentrum aus Dubai gehören zu den AWS-Partnern.

Derzeit betreibt AWS seine Bodenstationen in den USA, Europa, dem Nahen Osten, Australien und Afrika. Dabei sind die über die Satelliten gesammelten Daten nahezu in Echtzeit über eine Eingabekonsole verfügbar, deren Nutzung nach Zeit abgerechnet wird. „Ich denke, es ist wichtig, dass wir die Barrieren weiter senken“, so Vogels.

Der Niederländer ist als Technikchef des weltgrößten E-Commerce-Konzerns bereits seit 2005 für die technologischen Innovationen von Amazon zuständig. Quelle: picture alliance / Picture Allia
Werner Vogels

Der Niederländer ist als Technikchef des weltgrößten E-Commerce-Konzerns bereits seit 2005 für die technologischen Innovationen von Amazon zuständig.

(Foto: picture alliance / Picture Allia)

2. Die Cloud für die Fabrikhalle

Für AWS als Cloud-Anbieter ist zentral, dass Kunden den Speicherort frei wählen können. Denn in vielen Ländern gelten besondere Datenschutzregeln, die eine Übertragung von personenbezogenen Daten ins Ausland erschweren. So gilt in Europa etwa die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die Unternehmen genaue Vorgaben macht, wo etwa welche Nutzerdaten wann verarbeitet werden dürfen.

Entsprechend vorsichtig sind viele Firmen: So gaben in einer Umfrage des Konkurrenten Ionos rund 56 Prozent der befragten Unternehmen aus Deutschland an, sie bestünden darauf, dass ihre sensiblen Daten in Deutschland gespeichert würden. 31 Prozent reicht immerhin ein Standort innerhalb der EU aus.

Mit seinem Dienst Outpost macht AWS einen großen Teil seiner Cloudfunktionen seit einiger Zeit bereits auch lokal verfügbar. So erhielten die Kunden auf Wunsch künftig einen eigenen Server, den sie sich auf ihr Betriebsgelände stellen können, so Vogels. „Das macht es Unternehmen noch einfacher, die Datenschutzregeln ihrer Region zu befolgen.“

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Dabei betonte Vogels den zweistufigen Ansatz, den AWS hier verfolgt. „Auf der einen Seite müssen wir sicherstellen, dass unsere Kunden die geltenden Regeln einhalten können“, so der IT-Experte. Das geschehe im Fall von Vorgaben über den Speicherort von Daten etwa über gesonderte Server, die der Konzern an jedem Ort aufstellen könne. Auf der anderen Seite investiere der Konzern aber auch in Bildungsarbeit bei den Regulierern. „Es gibt da Gesetze, die sind zehn, 20 oder 30 Jahre alt.“

3. Die Quanten-Cloud

Mit größeren Innovationen rechnet der Technikchef in Zukunft auch beim sogenannten Quantum Computing. So bietet AWS seinen Kunden seit einiger Zeit auch Zugang etwa zu Quantencomputern über die Cloud an. Allerdings dürfte es noch einige Zeit dauern, bis sich die Technologie wirklich in der Praxis durchsetzt.

Erst vor zwei Monaten gab AWS bekannt, an einem eigenen Prozessor zu arbeiten – noch mit unklarem Zieldatum. Über die Cloud sind derzeit nur Geräte anderer Hersteller wie D-Wave, IonQ und Rigetti verfügbar, die sich wegen ihrer geringen Leistung und Fehleranfälligkeit allenfalls für Forschungs- und Entwicklungszwecke eignen.

Doch Vogels ist überzeugt, dass sich das – zumindest für ausgewählte Anwendungsfälle – innerhalb der kommenden fünf bis zehn Jahre ändern wird. „Dann werden wir einen massiven Einsatz von Quantentechnologie sehen, die wegen ihrer schnelleren Rechenleistung einen wichtigen Nutzen in der Produktion bringen wird“, so der CTO. Auch wenn Quantencomputer wohl nicht die Welt übernehmen würden, wie Science-Fiction-Romane aus den Siebzigerjahren prophezeiten.

Mehr: Amazons Quanten-Cloud: vom Forschungslabor in die industrielle Anwendung.

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