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Autochips Der Taiwaner Auftragsfertiger TSMC ist für Autobauer unersetzlich – vorerst

Der Chipmangel zeigt, wie abhängig die Autobranche von dem Auftragsfertiger ist. Der wiederum wächst und wächst. Die Politik versucht, Alternativen aufzubauen. Das aber braucht Zeit.
25.01.2021 - 19:27 Uhr Kommentieren
Der Auftragsfertiger TSMC hat große Pläne für dieses Jahr: Der Taiwaner Konzern will 28 Milliarden Dollar für neue Maschinen und Fabriken ausgeben. Quelle: Reuters
TSMC

Der Auftragsfertiger TSMC hat große Pläne für dieses Jahr: Der Taiwaner Konzern will 28 Milliarden Dollar für neue Maschinen und Fabriken ausgeben.

(Foto: Reuters)

München, Berlin Weg von den eigenen Werken, hin zu TSMC, dem weltgrößten Auftragsfertiger. Diesen Schritt hatten die Anleger vergangene Woche vom designierten Intel-Chef Pat Gelsinger erwartet. Der Manager aber lehnte das ab. Nachdem er seine Entscheidung in einer Telefonkonferenz verkündet hatte, brach der Aktienkurs des US-Konzerns um fast zehn Prozent ein. Dabei hatte Intel zuvor hervorragende Quartalszahlen präsentiert.

Die Reaktion der Börse zeigt: TSMC ist das Maß aller Dinge in der Halbleiterindustrie. Die Taiwaner sind nicht nur der größte Auftragsfertiger weltweit. Sie sind vor allem technologisch vorn und haben selbst Branchenführer Intel hinter sich gelassen.

Dabei war der Konzern bis vor Kurzem nur Insidern bekannt. Denn TSMC selbst verkauft keine Chips, sondern produziert lediglich im Auftrag anderer Halbleiterhersteller. Fachleute sprechen von einer Foundry. Unter den Kunden sind auch die wichtigsten Hersteller von Automobilchips, Infineon und NXP.

In den vergangenen Wochen allerdings erlangte das Unternehmen eine gewisse Berühmtheit, zumindest bei Daimler, Ford oder VW. Nicht nur in Deutschland stehen Bänder in den Autofabriken still, weil TSMC im vierten Quartal längst nicht so viel liefern konnte, wie die Kunden haben wollten.

Ein Engpass, der inzwischen sogar die Politik umtreibt. Taiwans Wirtschaftsministerin Wang Mei-hua habe am Wochenende mit den Verantwortlichen von TSMC gesprochen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Das Management habe zugesagt, die Produktion zu optimieren und Autochips bevorzugt herzustellen, falls sich die Fertigung denn erweitern lasse.

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Wang Mei-hua reagierte damit auf einen Brief von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Der hatte seine Kollegin gebeten, sich an TSMC zu wenden und sich für Autochips der deutschen Marken einzusetzen.

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte am Montag auf Anfrage, man beobachte die Lage „sehr genau“ und stehe im Austausch mit der Autoindustrie. Gleichzeitig versucht die Regierung, die europäische Chipproduktion zu stärken. Allerdings ist das kein Mittel, um den Engpass kurzfristig zu lindern.

TSMC hat Intel als Technologieführer abgelöst

Es ist nicht selbstverständlich, dass TSMC eine solche herausgehobene Rolle in der Chipbranche einnimmt. Jahrzehntelang stand Intel für das sogenannte Moore’sche Gesetz, formuliert von Mitgründer Gordon Moore. Demnach verdoppelt sich die Zahl der Transistoren auf einem Chip regelmäßig, damit steigt auch die Leistung exponentiell. Seit einigen Jahren aber treibt nicht mehr Intel diese Entwicklung voran, sondern TSMC.

TSMC ist inzwischen größer als die meisten seiner Auftraggeber. Für das laufende Quartal rechnen die Asiaten mit einem Umsatz von rund 13 Milliarden Dollar (10,7 Milliarden Euro). Das ist etwa so viel, wie der größte deutsche Chipproduzent, Infineon, für das gesamte Jahr prognostiziert.

Das soll es aber noch lange nicht gewesen sein. TSMC rüstet sich für ein gewaltiges Wachstum. Vorstandschef C. C. Wei will dieses Jahr bis zu 28 Milliarden Dollar (23 Milliarden Euro) in neue Maschinen und den Ausbau seiner Fabriken stecken.

Zum Vergleich: Infineon, immerhin ein Dax-Konzern, wird eigenen Angaben zufolge rund 1,5 Milliarden Euro investieren. „In der Vergangenheit mündeten hohe Investitionen von TSMC stets in großem Wachstum“, urteilte Bernstein-Analyst Mark Li.

Wafer von TSMC: Die Auftragsflut überforderte den Taiwaner Konzern zuletzt. Quelle: Bloomberg
Halbleiter von TSMC

Wafer von TSMC: Die Auftragsflut überforderte den Taiwaner Konzern zuletzt.

(Foto: Bloomberg)

Es gibt noch einen Grund, warum TSMC so viel Geld in die Hand nimmt: Der Elektronik-Konzern Samsung drängt mit in das Geschäft der Foundries. Samsung ist nach dem US-Konzern Intel die Nummer zwei der Halbleiterindustrie und der führende Speicherchip-Produzent.

Die Koreaner kämpfen inzwischen aber auch immer mehr um Aufträge anderer Chip-Anbieter und stiegen so zum größten Konkurrenten von TSMC auf. Insgesamt will Samsung im laufenden Jahrzehnt 116 Milliarden Dollar in das Geschäft mit Auftragsfertigung und Chipdesign stecken.

Die Halbleiterindustrie kann neue Kapazitäten gut gebrauchen, der Branche geht es trotz Pandemie glänzend. So ist der Umsatz vergangenes Jahr um gut sieben Prozent auf knapp 450 Milliarden Dollar geklettert.

Apple kauft die allermodernsten Chips

TSMC ist nicht zuletzt deshalb so gefragt, weil der Konzern mit der sogenannten Fünf-Nanometer-Technologie die fortschrittlichsten Halbleiter herstellen kann. Den größten Teil dieser Kapazitäten nimmt Apple ab. An diesen modernsten Halbleitern verdient TSMC besonders viel Geld, im Gegensatz zu den Autochips.

„In Autos werden aufgrund des vergleichsweise langen Lebenszyklus häufig ältere Chips eingebaut. Für die Halbleiterhersteller ist das nicht so attraktiv wie die neuesten Chipgenerationen, die sie an die Konsumgüterhersteller liefern“, sagt Thibault Pucken, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Inverto.

Die Bundesregierung bemüht sich derweil, mit staatlichen Zuschüssen die europäische Chipproduktion zu stärken. Das hilft allerdings nur mittel- bis langfristig. Das Wirtschaftsministerium „setzt sich für eine Stärkung der digitalen Souveränität und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft ein“, sagte eine Sprecherin.

Berlin behilft sich dabei gemeinsam mit seinen europäischen Partnern mit dem industriepolitischen Instrument des „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI). Dieses erlaubt EU-Mitgliedern, die strengen Beihilfe-Vorschriften der Gemeinschaft zu umgehen.

Zwei IPCEI-Projekte gibt es im Chipbereich derzeit. Zum einen das IPCEI Mikroelektronik, für das das Wirtschaftsministerium bis 2023 eine Milliarde Euro für Investitionen und Innovationen zur Verfügung stellt, gerade auch mit Blick auf Spezialchips für Autos.

„Konkret unterstützt das Bundeswirtschaftsministerium 18 deutsche Unternehmen dabei, moderne Chip-Fabriken zu errichten, leistungsfähige und energieeffiziente Mikroelektronikkomponenten bis zum Start der Massenproduktion zu entwickeln und so zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen“, betonte die Sprecherin.

Ein Beispiel sind die neu entstandenen oder deutlich erweiterten Chip-Fabriken von Bosch, Infineon und Globalfoundries in Dresden. Das zweite IPCEI soll sich stärker auf Kommunikationstechnologien richten, befindet sich aber noch in der Planungsphase.

Immerhin, TSMC zeigt guten Willen. Das Unternehmen arbeite eng mit Kunden in der Autoindustrie zusammen, um Lieferprobleme zu lösen. Dies habe „oberste Priorität“, teilte der Konzern mit.

Mehr: Chip-Engpass: US-Autokonzerne appellieren an Joe Biden

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