Bausoftware-Spezialist RIB-Software-Aktie nach Offerte von Schneider Electric mehr als 40 Prozent im Plus

Der Konzern will RIB Software übernehmen.
München Der französische Elektrotechnikkonzern Schneider will für 1,4 Milliarden Euro den Stuttgarter Bausoftwarespezialisten RIB Software. übernehmen. Schneider Electric bietet 29 Euro je Aktie, wie beide Unternehmen am Donnerstag mitteilten.
Das ist ein Aufschlag von fast 41 Prozent auf den Schlusskurs vom Mittwoch. 15 Prozent der Anteile haben sich die Franzosen bereits gesichert, mindestens 50 Prozent plus eine Aktie sollen es werden, damit die Übernahme stattfinden kann. Der Aktienkurs von RIB Software schoss um mehr als 40 Prozent nach oben und damit genau um den von den Franzosen angebotenen Aufschlag.
RIB Software hatte vor sechs Monaten erklärt, offen für einen strategischen Investor zu sein. Verwaltungsratschef Tom Wolf unterstützt die Übernahme: „Wir haben mit vielen Investoren gesprochen. Schneider passt am besten und in dem Aufschlag sehen wir auch eine Wertschätzung unseres Unternehmens.“
Schneider werde die Wachstumsstrategie von RIB unterstützen. „Wir werden von der globalen Reichweite von Schneider Electric ebenso profitieren wie von ihrer führenden Rolle im Baugewerbe-Endmarkt und ihren hervorragenden Beziehungen zu Kunden und Partnern aus dem ganzen Bausektor.“ Die Software von RIB werde sich damit schneller durchsetzen.
Dabei geht es vor allem um die Cloud-Plattform. „Da gibt es einige finanzkräftige und sehr schnell wachsende Start-ups im Silicon Valley, die auf diesen Markt drängen“, betonte Wolf. Als Beispiel nannte er Procore. „Wir bauen mit der Cloud-Plattform quasi einen Airbus. Das schaffen wir nicht alleine“, begründete Wolf seine Entscheidung.
Er und sein Finanzvorstand Michael Sauer, deren Familien und Geschäftsführer Mads Bording Rasmussen wollen zusammen 9,1 Prozent ihrer Aktien an Schneider verkaufen, behalten damit aber die Hälfte ihrer Anteilspakete.
Wolf ließ durchblicken, dass er so von dem Deal überzeugt ist, dass er auch seine gesamten Anteile abgeben würde. Zudem übernehmen die Franzosen die zurückgekauften Aktien im Bestand von RIB Software, das sind mehr als sechs Prozent des Grundkapitals. Der aktivistische Fonds ENA hielt zuletzt 15 Prozent der RIB-Aktien.
Das Management soll bis zum Auslaufen der Verträge 2022 an Bord bleiben. „Wir werden die Übergabe an die nächste Führungsgeneration begleiten“, versprach Wolf.
Durchgängiges digitales Bauen
RIB Software, 1961 als „Recheninstitut im Bauwesen“ gegründet, entwickelt Programme, die Unternehmen beim „durchgängigen digitalen Planen, Bauen und Betreiben“ von Bauten helfen sollen – von der Konstruktionszeichnung über einen virtuellen Projektraum bis zur Instandhaltung, von der Kostenplanung über die Auftragsvergabe bis zur Finanzbuchhaltung.
Dabei setzt das Unternehmen auf die Möglichkeiten der Digitalisierung. So kündigte es im vergangenen Jahr mit Microsoft das Projekt MTWO an, um eine Cloud-Plattform für die Bauwirtschaft zu entwickeln. Diese soll Technologien wie Big Data, Künstliche Intelligenz und Augmented Reality nutzen, um den Bauprozess effizienter zu machen.
Das Unternehmen kam im vergangenen Jahr mit 2700 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 214 Millionen Euro und einen operativen Gewinn (Ebitda) von 50 Millionen Euro. Im laufenden Jahr sollen daraus 270 bis 310 Millionen Euro Umsatz und 57 bis 65 Millionen Euro Ebitda werden.
Schneider zahlt damit mehr als das 23-fache des erwarteten operativen Gewinns für RIB Software. Schneider Electric ist ein Konzern mit mehr als 25 Milliarden Euro Umsatz und produziert industrielle Steuerungs- und Automatisierungstechnik sowie Produkte für die Energieverteilung in der Nieder- und Mittelspannungstechnik sowie Installationstechnik.
Zunehmend ist Schneider auch im Bereich der Software-Entwicklung tätig, etwa als Plattformentwickler für Gebäude- und Industrietechnologien. Bei Gebäuden ist Schneider bislang auf den effizienten Betrieb und die Wartung spezialisiert.
Jetzt kommt mit RIB auch Bau und Konstruktion dazu. Ziel sind „Smart Buildings“ mit möglichst hoher Nachhaltigkeit über deren gesamten Lebenszyklus. „Wir sehen beim Bau durch den Einsatz von RIB-Software erhebliches Einsparpotenzial“, sagte Philippe Delorme, Executive Vice-President Energy Management von Schneider Electric.
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