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Big Data Delphai will zum „Google für Unternehmenskunden“ werden – doch die Konkurrenz ist groß

Das Start-up hat eine intelligente Suchmaschine für Unternehmensinformationen entwickelt. Mit der Analytik-Plattform lässt sich auch die Konkurrenz beobachten.
13.04.2021 - 12:57 Uhr Kommentieren
Kunden zahlen eine vier- bis sechsstellige Abogebühr im Jahr und können die Suchmaschine dafür frei nutzen. Quelle: Delphai
Delphai-Mitgründer Robin Tech und sein Team

Kunden zahlen eine vier- bis sechsstellige Abogebühr im Jahr und können die Suchmaschine dafür frei nutzen.

(Foto: Delphai)

München Viele Unternehmen sind daran gescheitert, eine Alternative zu Google aufzubauen. Doch für professionelle Nutzer stößt die Suchmaschine bei manchen Anfragen schnell an ihre Grenzen. Beim Berliner Start-up Delphai sind sie überzeugt, eine Art „Google für B2B“, also für Unternehmenskunden, geschaffen zu haben.

Mit der Software können Nutzer mithilfe von Künstlicher Intelligenz zum Beispiel Wettbewerbsanalysen betreiben, Kundenprofile erstellen und sich auf die Suche nach neuen, potenziellen Kunden machen. „Wir schaffen Markttransparenz“, sagt Delphai-Mitgründer Robin Tech.

Gerade konnte sich das Unternehmen eine Seed-Finanzierung sichern. Dabei handelt es sich um Kapital, das dabei helfen soll, die Geschäftsidee umzusetzen. Nun soll das System damit also weltweit ausgerollt werden. Als erste Kunden konnten – schon kurz nach dem Start im Oktober – der Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ABB, der Automobilzulieferer Continental und Siemens gewonnen werden.

Kern der Technologie von Delphai ist eine Market Intelligence Software. Diese hat in einer Datenbank Zugriff auf mehr als zehn Millionen Firmenprofile. Zudem durchsucht sie täglich automatisiert mehr als Zehntausende Informationsquellen wie zum Beispiel Geschäftsberichte, Webseiten von Unternehmen, Nachrichten, Messe- und Veranstaltungsankündigungen, Aktieninformationen, Techblogs und Patentanmeldungen.

„Die Daten sind alle frei zugänglich“, sagt Mitgründer Tech. Doch die große Herausforderung für Unternehmen sei, sie zu finden, mit anderen Informationen zu verknüpfen und auszuwerten. Das soll bei Delphai die Künstliche Intelligenz übernehmen, die zum Beispiel Kundenbeziehungen identifiziert.

Delphai trifft auf großen Wachstumsmarkt

Die Startseite erinnert ein wenig an Google: In die Suchleiste können die Nutzer Fragen oder Stichworte eingeben und etwa die Größe des Markts für Elektroladestationen oder die wichtigsten Player in dem Segment ermitteln. Die Ergebnisse lassen sich dann nach Regionen, Zeitfenstern oder Branchen filtern. So können die Nutzer potenzielle Partner und Kunden finden – oder die Konkurrenz im Auge behalten.

„Der Markt hat ein enorm großes Potenzial“, sagt Mario Zillmann, Partner des Marktforschungsinstituts Lünendonk und Hossenfelder. Immer mehr Firmen entwickelten sich aktuell zu datengetriebenen Unternehmen – auch weil Daten immer mehr zum Wettbewerbsvorteil werden.

Das Layout der Delphai-Suchmaschine. Quelle: Delphai
Delphai Suchmaschine

Das Layout der Delphai-Suchmaschine.

(Foto: Delphai)

Real Time Reporting – also die Beschaffung von Markt- und Unternehmensanalysen nahezu in Echtzeit – könne mithilfe eines Selfservice-Systems den Führungskräften und Mitarbeitern viel Zeit und Kapazitäten sparen. Gerade die Plausibilitätsprüfung und die Bereinigung der Daten seien kritische Aufgaben eines Reportingprozesses und sehr aufwendig, wenn die Aufgaben automatisiert sind.

Allerdings gebe es in dem Segment große Spieler wie etwa den Datenvisualisierungs- und Reporting-Spezialisten Tableau oder den Softwareentwickler QlikTech. Tableau wurde erst vor zwei Jahren für 15 Milliarden US-Dollar von Cloud-Anbieter Salesforce übernommen.

Die Integration von Künstlicher Intelligenz stehe aber erst am Anfang, dies sei eine Chance für neue Anbieter. Der Markt ist attraktiv. Zahlen des IT-Marktforschungsunternehmens Gartner zeigen: Business-Intelligence-Plattformen wachsen im Schnitt mit etwa 18 Prozent im Jahr.

Bloomberg, SAP, Salesforce – die Konkurrenz ist groß

Einer der großen Konkurrenten von Delphai ist Bloomberg. Der Informationsdienstleister sammelt ebenfalls Daten über Unternehmen und bereitet sie leicht nutzbar auf. Seine Stärken hat der Konzern insbesondere in Nordamerika und bei den großen Unternehmen.

Delphai konkurriert auch mit Betreibern intelligenter Datenbanken wie „Wer liefert was“. Das Unternehmen, das zu Visable gehört, sieht sich als führende B2B-Plattform im deutschsprachigen Raum und bringt nach eigenen Angaben monatlich rund 1,3 Millionen Einkäufer mit 590.000 Lieferanten, Herstellern, Händlern und Dienstleistern zusammen. Das Angebot startete schon 1932 – damals eben mit gedruckten Katalogen.

Größte Anbieter von Business Intelligence Software aber sind die großen Software-Konzerne wie SAP, Salesforce und IBM. Sie könnten eines Tages Anbieter wie Delphai übernehmen und die Funktion in eines ihrer Pakete integrieren oder die Plattform zum Beispiel per Lizenzierung einbinden.

Der Vorteil von Angeboten wie Delphai ist für die Nutzer, dass die Daten strukturiert werden, also Verbindungen zwischen verschiedenen Informationen geknüpft werden. „Das Auslesen von Informationen und Beziehungen zwischen Informationen herzustellen ist mithilfe von Künstlicher Intelligenz möglich und etabliert“, sagt Andreas Liebl. Er ist Managing Director der Initiative Applied AI am Münchener Gründerzentrum Unternehmertum.

Die aktuelle Forschungsfrage sei aber das Thema „Echte Zusammenhänge und Kausalität“. Hier sei man noch weit von „wirklicher Intelligenz“ entfernt, sagt Liebl. Aktuelle Lösungen seien ein gutes Werkzeug für Mitarbeiter, um Informationen intelligent aufzubereiten. Doch sei es in der Branche insgesamt noch ein weiter Weg hin zu echter „Market Intelligence“.

Delphai will nur öffentliche Quellen auswerten

Delphai-Mitgründer Robin Tech hat in Hongkong und Stockholm Volkswirtschaft und Ingenieurswissenschaften studiert und unter anderem bei Autohersteller Audi, der Europäischen Kommission und an der Spitzenuniversität MIT in Cambridge gearbeitet. Immer wieder musste er Recherchen über Unternehmen durchführen. „Doch selbst am MIT haben alle nur mit Google gearbeitet“, berichtet er: „Da dachte ich mir: Das muss irgendwie besser gehen.“

Also gründete er Delphai. Die Kunden zahlen eine vier- bis sechsstellige Abogebühr im Jahr und können die Suchmaschine dafür frei nutzen. Es muss erst noch bewiesen werden, ob genug Firmen bereit sind, für die Suchmöglichkeit extra zu zahlen. Delphai ist mit seinem Angebot im Oktober 2020 gestartet und will rasch siebenstellige Umsätze erzielen. Diese sollen sich in den kommenden Jahren dann jeweils mindestens verdoppeln.

Robin Tech hat unter anderem auch für die Europäische Kommission gearbeitet. Quelle: Delphai
Delphai-Mitgründer Robin Tech

Robin Tech hat unter anderem auch für die Europäische Kommission gearbeitet.

(Foto: Delphai)

Die Plattform kommt weltweit mit allen Sprachen zurecht und durchleuchtet sämtliche Branchen. „Wir arbeiten daran, bald auch gesprochene Sprache, zum Beispiel in Podcasts, auswerten zu können“, sagt Tech. Denn da spricht mancher Unternehmer, der sonst keine Zahlen veröffentlicht, manchmal offener über seine Umsätze.

Die Ausforschungsmöglichkeiten sind groß. Tech betont, dass Delphai nur öffentliche Quellen auswerte und keine personenbezogenen Daten aufsauge. „Mancher Nutzer wüsste gern, wie der Einkäufer eines potenziellen Kunden heißt, und hätte am liebsten gleich auch noch die Durchwahl von ihm.“ Doch das sei für Delphi ein absolutes Tabu.

Für die Kunden, so ist der Gründer überzeugt, eröffne die Marktanalyse ganz neue Wachstumsmöglichkeiten. So könnten Mittelständler neue, hoffnungsträchtige Zukunftsfelder identifizieren.

Mehr: Verkabelt oder gefesselt: Der Machtkampf um die Datenkabel im Meer.

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