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Bitkom-Umfrage Investitionen deutscher Unternehmen in Künstliche Intelligenz sind „ernüchternd“

Viele Manager sehen Künstliche Intelligenz als Zukunftstechnologie – doch mit Investitionen halten sie sich zurück. Das liegt nicht nur am fehlenden Budget.
08.06.2020 - 15:33 Uhr Kommentieren
Künstliche Intelligenz hat großes Potenzial - auch in der Industrie. Quelle: dpa
Industrieroboter

Künstliche Intelligenz hat großes Potenzial - auch in der Industrie.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Ob bei der Vorauswahl von Bewerbern oder der Prognose von Geschäftszahlen, der vorausschauenden Wartung oder selbstfahrenden Autos: Künstliche Intelligenz (KI) hat großes Potenzial. Auch viele deutsche Unternehmen sehen darin eine Zukunftstechnologie – trotzdem beschäftigt sich laut einer Umfrage des IT-Verbands Bitkom bislang nur eine Minderheit damit.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz hat zwar zuletzt deutlich zugenommen, derzeit setzen sechs Prozent der Unternehmen die Technologie ein (2019: zwei Prozent). Weitere 22 Prozent planen in diesem Jahr die Einführung. In sieben von zehn Geschäftsführungen wird der Einsatz der Technologie jedoch weder geplant noch diskutiert – wobei die Unterschiede zwischen großen und kleinen Organisationen erheblich sind.

Es gebe einen „breiten Konsens über die herausragende Bedeutung der Technologie für die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg am Montag. „Wir haben bei Künstlicher Intelligenz kein Erkenntnis-, sondern ein massives Umsetzungsproblem“, lautete daher sein Fazit. Es fehle am Wissen, KI fürs eigene Geschäft zu nutzen.

Unter dem Begriff Künstliche Intelligenz fassen IT-Spezialisten eine ganze Reihe von Technologien wie Spracherkennung und Bildanalyse, Spieltheorie und maschinelles Lernen zusammen. Als mögliche Einsatzgebiete nennen die Unternehmen daher eine große Bandbreite von Szenarien, zum Beispiel die automatisierte Beantwortung von Anfragen oder Reklamationen, die Planung von Transportrouten, ebenso die automatisierten Buchungen von Zahlungen und personalisierte Werbung.

Als größte Vorteile sehen die Unternehmen, die bislang keine Künstliche Intelligenz einsetzen, die Entlastung ihrer Mitarbeiter, die Vermeidung von Fehlern sowie schnellere und präzisere Problemanalysen. Die Kostensenkung hat eine vergleichsweise geringe Bedeutung, nur 16 Prozent nennen sie.

Die Investitionsbereitschaft sei jedoch „ernüchternd“, sagte Bitkom-Präsident Berg. „Die frühzeitige Beschäftigung mit KI und dem Verstehen von Daten führt dazu, dass ich einen riesigen Vorsprung vor dem Wettbewerb aufbaue.“ Das wisse er aus eigener Erfahrung, betonte der Manager, der Partner beim Risikokapitalgeber General Atlantic ist und in mehreren Aufsichtsräten und Beiräten sitzt, etwa bei Giesecke & Devrient und Flixbus.

Selbst diese Budgets könnten in Frage stehen: Die Umfrage, an der rund 600 Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeitern oder einer Million Euro Umsatz teilnahmen, endete in der achten Kalenderwoche. Erst einige Wochen darauf sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die deutsche Wirtschaft deutlich geworden – was sich auch auf die Budgets der IT-Abteilungen auswirkt.

Allerdings offenbart die Studie des Lobbyverbands erhebliche Unterschiede. 63 Prozent der Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern, die oft nur wenige ITler haben, planen keine Investitionen in KI. Bei den Konzernen mit mehr als 2000 Beschäftigten sind es nur 21 Prozent.

Für die Zurückhaltung gibt es mehrere Gründe. 70 Prozent der Manager verweisen darauf, dass ihnen die Zeit fehle, um sich mit dem Thema zu beschäftigen. Häufig gibt es zudem niemanden, der sich darum kümmert – 56 Prozent erwähnen das.

Kulturelle Probleme

Der Mangel an Zeit und Expertise ist nach Einschätzung von Martin Mocker, Professor an der ESB Business School in Reutlingen, das Symptom für kulturelle Defizite. „In jedem Unternehmen gibt es einen Wettbewerb um Ressourcen – das Management muss sie bereitstellen, wenn ein Thema wichtig ist.“ Innovative Projekte mit ungewissem Ausgang, sagt Mocker, seien oft schwieriger zu rechtfertigen als Pflichtaufgaben wie Compliance. Das gelte nicht nur für Künstliche Intelligenz, sondern auch für andere Technologien.

„Bei der digitalen Transformation geht es nicht nur darum, die Prozesse effizienter zu machen, sondern dass Technologien in die Produkte und Dienstleistungen traditioneller Unternehmen einziehen“, sagt Mocker – etwa bei Autoherstellern, die nun Mobilitätsdienstleistungen einführen. Um diese neuen Möglichkeiten zu erkunden, brauche es Freiraum zum Experimentieren. „Dafür muss das Management Zeit schaffen.“ Nicht nur, wenn es um Künstliche Intelligenz gehe.

Mehr: Die Coronakrise sorgt für einen Cloud-Boom

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