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Blockchain-Technologie Vier-Milliarden-Dollar-Start-up: Wo der Hype um die digitalen Sammelkarten von Sorare herkommt

Bei Sorare können Fans digitale Fußball-Sammelkarten handeln. Für Ronaldo zahlte ein Fan 245.000 Euro – für einen deutschen Investor ist die Firma ein Riesencoup.
21.09.2021 - 06:07 Uhr Kommentieren
Fans können Spielkarten von 180 Vereinen erwerben, darunter von Bayern München, Bayer Leverkusen, Liverpool und allen Vereinen der ersten beiden spanischen Ligen. Quelle: Sorare
Spielerkarten von Sorare

Fans können Spielkarten von 180 Vereinen erwerben, darunter von Bayern München, Bayer Leverkusen, Liverpool und allen Vereinen der ersten beiden spanischen Ligen.

(Foto: Sorare)

Berlin An der Geschichte um Frankreichs neues Super-Start-up ist wirklich alles verrückt – die Idee, die Fans und der wirtschaftliche Erfolg. Investoren haben Sorare in einer neuen Finanzierungsrunde mit 4,3 Milliarden Dollar bewertet (knapp 3,7 Milliarden Euro). Damit ist die Pariser Fußball-Fantasy-Firma nun das wertvollste Start-up Frankreichs. Und das, obwohl sie erst 2018 gegründet wurde und bis heute lediglich 30 Mitarbeiter hat.

Im Prinzip geht es um eine virtuelle Variante von Fußball-Sammelkarten nach dem Vorbild von Panini. Allerdings können Fans an Spieltagen jeweils fünf ihrer Fußballer auch aufstellen und damit Punkte sammeln, wenn die echten Profis Tore schießen, Elfmeter halten oder Zweikämpfe gewinnen. Das Besondere: Mithilfe der Blockchain-Technologie stellt die Firma von Mitgründer und CEO Nicolas Julia sicher, dass die digitalen Bildchen selten und nicht kopierbar sind. „Die Fans wollen ein Spiel spielen, das ihnen wirklich gehört“, sagt Julia dem Handelsblatt. Zudem verleiht die Technologie Sorares Sammelkarten auch aus einer Krypto-Investmentperspektive einen Wert.

Seit Jahresbeginn wurden laut Unternehmensangaben Karten im Wert von etwa 128 Millionen Euro gehandelt. Der Einstiegspreis liegt meist bei ein paar Euro und kann nach oben geboten werden. Die bisherige Rekordsumme wurde für ein einzigartiges digitales Bild von Fußballprofi Cristiano Ronaldo gezahlt. Einem Fan war sein digitales Abbild mehr als 245.000 Euro wert. Aber die Frage ist erlaubt: Steckt in den Karten ein echter Wert? Oder ist das purer Wahnsinn?

Die Frage hat sich auch Investor Christian Miele gestellt, der mit der Wagniskapitalfirma Headline schon vor einem Jahr bei Sorare eingestiegen ist. Er beobachtet die Entwicklung um sogenannte Non-Fungible Tokens (NFT) schon seit 2018. Damals entstand in den USA der erste Hype um nicht kopierbare und digital verschlüsselte Katzenbilder. Miele sah das kritisch: „Mit den ersten NFT-Katzenbildern konnten die Besitzer nichts anderes tun, als darauf zu warten, dass ein anderer Depp ihnen diese für einen höheren Preis wieder abkaufen würde.“ Sorare habe es dann jedoch geschafft, NFTs mit einem echten Nutzwert zu verknüpfen.

In den Worten von CEO Nicolas Julia klingt das so: „Unser Geschäftsmodell geht über das Wetten, Verkaufen und Sammeln hinaus – wir fesseln die Fans auf unserer Plattform.“

Hohe Kundenbindungsrate

Kennziffern, die Miele und seine Partner zu sehen bekamen, unterstützten das: Eine große Mehrheit von Spielern ist auch noch drei Monate nach dem Kauf einer ersten Sorare-Karte regelmäßig auf der Plattform aktiv. Julia nannte gegenüber dem Handelsblatt eine sogenannte Retention-Rate von 70 Prozent – eine enorm hohe Kundenbindungsrate verglichen mit anderen Geschäftsmodellen.

Nach Unternehmensangaben sind derzeit über 600.000 Nutzer registriert. Weltweit nehmen knapp 40 Ligen an dem Spiel teil. Fans können Spielkarten von 180 Vereinen erwerben, darunter von Bayern München, Bayer Leverkusen, Liverpool und allen Vereinen der ersten beiden spanischen Ligen. Inzwischen soll es auch Sorare-Spieler geben, die sich auf der Plattform durch Kaufen, Einsetzen und Wiederverkaufen der Karten ihren Lebensunterhalt verdienen.

Fest steht aber: Es gibt keine Sicherheit, dass Karten ihren Wert nicht verlieren. Zwar gilt Sorare nicht als Glücksspiel, weil über Gewinn und Verlust nicht der pure Zufall entscheidet. Aber Spieler müssen darauf setzen, dass die Begeisterung der Spielergemeinschaft anhält. Und es gibt weitere Risiken: Scheidet ein Fußballprofi aus dem Spielbetrieb aus, hat die entsprechende Spielkarte zudem nur noch Sammlerwert – ähnlich wie bei den Katzenbildern. Auch mit den Bildchen der Fußballprofis von Schalke 04 können Sorare-Nutzer nichts anfangen, solange sie mit ihrem Verein in der zweiten Liga rumdümpeln.

Dass sich der ganze Sorare-Hype nicht plötzlich wieder in Luft auflöst, darauf setzen auch zahlreiche Wagniskapitalinvestoren und prominente Vertreter des Fußballgeschäfts. Die aktuelle Finanzierungsrunde (Serie B) über fast 581 Millionen Euro führt der japanische Investmentriese Softbank an, daneben steigen unter anderem der Londoner Wagniskapitalgeber Atomico, Bessemer Ventures aus Kalifornien und der US-Private-Equity-Geber IVP ein, die Bestandsinvestoren Headline, Benchmark und Accel legen nach. Die Fußballnationalspieler Gerard Piqué (Spanien), Antoine Griezmann (Frankreich) und der deutsche Weltmeister von 2014, André Schürrle, sind ebenso investiert wie DFB-Direktor Oliver Bierhoff.

Abgesehen von den Risiken ist das Geschäftsmodell attraktiv und bereits hochprofitabel: Branchenkreisen zufolge soll Sorare dieses Jahr einen mittleren zweistelligen Millionengewinn einstreichen. Maßgeblich dafür sei ein Anteil von durchschnittlich 90 Prozent am Erstverkauf der Spielkarten, den Rest kassieren Vereine und Ligen. Pro Saison gibt Sorare pro Fußballspieler auf der Plattform insgesamt 1111 Karten aus: eine limitierte Edition von jeweils 1000 Karten, 100 Karten in der Kategorie „selten“, zehn in der Kategorie „super selten“ und eine „einzigartige“ NFT-Karte. Je nach Seltenheitswert multipliziert sich am Spieltag die Zahl der erreichten Punkte. Am Weiterverkauf der Spielkarten unter den Plattformnutzern partizipiert Sorare noch nicht – das sei in Zukunft aber denkbar, sagt Nicolas Julia.

Expansionspläne

Mit dem eingesammelten Kapital will Sorare unter anderem neue Lizenzverträge abschließen, expandieren und bis Ende des nächsten Jahres weitere 170 Mitarbeiter einstellen. Laut Julia macht die Firma heute fast 20 Prozent ihres Umsatzes in Großbritannien, jeweils zehn Prozent in Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien. Im Wachstumsmarkt USA würden bereits 20 Prozent des Umsatzes generiert – den Anteil will er steigern. Ernsthafte Wettbewerber sehe er zwar noch nicht, trotzdem gehe es jetzt darum, schnell weiterzuwachsen.

Für Investor Christian Miele, der zugleich Präsident des Startup-Bundesverbands ist, könnte Sorare der größte Investmenterfolg seiner Karriere werden. Seine Wagniskapitalfirma Headline zählt zu den größten Anteilseignern. Und schon jetzt sind die Zahlen beeindruckend. Seit Miele vor einem Jahr in der Seed-Finanzierungsrunde investiert hat, soll der Wert der Beteiligung laut Branchenkreisen in den zwei weiteren Runden annähernd um das 140-Fache gestiegen sein. Das heißt auch: Allein auf Basis der aktuellen Sorare-Bewertung könnte Headline den Investoren seines 150-Millionen-Euro-Fonds schon fast das Dreifache ihres Investments zurückzahlen.

Mehr: „Keine Souveränität ohne eigene Technologie-Champions“: Macron will bis 2030 zehn 100-Milliarden-Euro-Firmen sehen

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