Bundesauftrag IBM sticht Telekom aus – Vier Unternehmen sollen digitalen Impfpass entwickeln

Der US-Konzern entwickelt bereits zusammen mit dem Pharmaunternehmen Moderna Technologien, um den Covid-19-Impfprozess zu unterstützen.
Berlin, Düsseldorf, München Das Projekt hat viel Prestige: der digitale Impfpass. Den Zuschlag erhalten ein amerikanischer IT-Konzern und drei kleinere deutsche Firmen. „Das Bundesministerium für Gesundheit beabsichtigt, IBM, Ubirch, govdigital und Bechtle mit der Entwicklung einer Impfpass-App zu beauftragen“, teilte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage mit.
Mitbewerber Deutsche Telekom geht leer aus. Konzernchef Timotheus Höttges hatte das Unternehmen vor zwei Wochen ins Gespräch gebracht. „Wir brauchen einen Impfpass. Ich würde das als Bürger Deutschlands klar unterstützen“, sagte Höttges bei der Vorstellung der Jahreszahlen. Der Dax-Konzern stehe für die Umsetzung bereit. „Klar kann die Telekom das“, sagte Höttges.
Die Entscheidung für IBM wurde zuerst im Amtsblatt der EU-Kommission veröffentlicht. Zur Begründung der Entscheidung halten sich Behörden und Unternehmen zurück. Es gilt eine „Stillhaltefrist bis Vertragsabschluss“ von zehn Tagen. Erst dann ist der Beschluss gültig, wenn es nicht zu einer Anfechtung kommt.
Laut der Ausschreibung soll es danach schnell gehen: Zwei Monate haben die Unternehmen Zeit. Ihre Anwendung soll die Impfungen per Smartphone sicher dokumentieren.
Dabei sollen Impfzeitpunkt, Impfstoff und der Name des Geimpften gespeichert werden. Zudem muss es eine Prüfungsfunktion geben und in die Daten von Arztpraxen und Impfzentren integriert werden. Datenschutz ist von höchster Priorität.
Blockchain im Spiel
Bei der Entscheidung für das Konsortium dürfte die Beteiligung von drei deutschen Firmen eine Rolle gespielt haben. Interessant dabei ist Ubirch: Die Kölner Firma stellt mit Blockchain-Technologie sicher, dass jeder Programmablauf auf mehreren Rechnern gleichzeitig verifiziert wird.
Auch die Expertise von IBM im Gesundheitswesen dürfte von Vorteil gewesen sein. Der US-Konzern hat für mehrere gesetzliche Krankenkassen eine elektronische Patientenakte (ePA) entwickelt, unter ihnen die Branchenriesen TK und Barmer. Die ePA ist das Herzstück der Digitalisierungsagenda von Gesundheitsminister Jens Spahn. Mediziner können sich damit künftig schnell einen Überblick über die Krankheitsgeschichte von Patienten verschaffen, anstatt wie bislang üblich Befunde per Fax anzufordern.
Seit dem 1. Januar müssen Krankenkassen eine Digitalakte anbieten. Mehr als 20 Millionen Versicherte können dabei die von IBM entwickelte Anwendung nutzen.
Daneben gibt es zwei weitere große ePA-Lösungen: Der IT-Dienstleister Bitmarck entwickelte die Akte für die DAK, die drittgrößte Kasse, sowie eine Reihe von kleineren Betriebs- und Innungskrankenkassen. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mit mehr als 25 Millionen Versicherten hatten ein Konsortium aus drei IT-Unternehmen beauftragt.
Die ePA-Nutzung – per Smartphone-App oder mit der Versichertenkarte in der Praxis – ist freiwillig. Derzeit laufen die Akten aber nur im Testbetrieb. Flächendeckend müssen sich die Ärzte erst ab Juli an die ePA anbinden. Zum Start können in der Akte medizinische Befunde, Arztberichte oder Röntgenbilder gespeichert werden. Die Funktionen sollen dann schrittweise erweitert werden – auch die Einbindung des Impfausweises ist mittelfristig geplant.
Nicht der erste Fehlschlag
Die Deutsche Telekom versucht, sich seit Jahren über die Großkundentochter T-Systems als Partner der Gesundheitsbranche zu etablieren. Das Ergebnis fällt bislang durchwachsen aus.
Zunächst hatte der Konzern unter anderem die für die Vernetzung von Arztpraxen und Kliniken wichtigen Konnektoren produziert. Sie ermöglichen den Zugang zu dem im Aufbau befindlichen verschlüsselten Netzwerk namens Telematikinfrastruktur. Doch vergangenes Jahr stellte die Telekom die Produktion der Konnektoren ein. Damit verabschiedete sich der Konzern nicht nur aus einem vielversprechenden Markt, er zog auch den Zorn vieler Kunden auf sich, die die mehrere Tausend Euro teuren Geräte tauschen mussten.
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Deutsche Teleom und Software ??
Viele haben bei Telefon und Internet leider mit dieser Firma schlechte Erfahrungen gemacht. Beim abkassieren war sie immer gut, jedoch bei der Bereitstellung sicherer Funktionen und dem Service hat es oft "geklemmt" weshalb ich meine Verträge stornierte. Die "Pleite" bei der Corona-Warn-App spricht Bände. Über 20 Millionen Mal herunter geladen und wo ist der Nutzen? Für den Steuerzahler kann man resümieren "Außer Spesen nichts gewesen" Kann man einer solchen Firma noch einen Auftrag erteilen?