Bytedance Tiktok-Chef Mayer tritt nach politischem Druck aus den USA zurück

Der Tiktok-Chef tritt nach nur wenigen Monaten im Amt zurück.
Düsseldorf Der Chef der populären Video-App Tiktok, Kevin Mayer, ist zurückgetreten. Mit dem Abgang gibt es Hinweise darauf, dass die Firma ihr globales Geschäft nicht weiterführen kann. Hintergrund ist der erhebliche Druck aus dem Weißen Haus, der den Amerikaner Mayer wohl auch persönlich getroffen hat. Zuerst hatte die „Financial Times“ mit Verweis auf anonyme Quellen und internen Schriftwechsel über den Abgang berichtet.
Demnach habe Kevin Mayer den Mitarbeitern am Donnerstag seine Entscheidung mitgeteilt. „Die Rolle, für die ich unterschrieben habe – einschließlich Tiktok weltweit zu führen – wird nach meinem Verständnis künftig deutlich anders aussehen“, zitiert die Zeitung aus einer E-Mail. Grund dafür seien die Maßnahmen der US-Behörden, die auf einen Verkauf des US-Geschäfts von Tiktok drängen.
Er habe intensiv darüber nachgedacht, was die strukturellen Veränderungen für seine Aufgabe bedeuten. „Vor diesem Hintergrund und da wir sehr bald eine Lösung erwarten, will ich Sie schweren Herzens wissen lassen, dass ich das Unternehmen verlasse“, schreibt Mayer. Interimschefin soll Geschäftsführerin Vanessa Pappas werden.
Inzwischen hat Tiktok den Rücktritt bestätigt und selbst Auszüge aus seinem Mitarbeiterbrief veröffentlicht. „Wir sind uns bewusst, dass die politische Dynamik der vergangenen Monate den Umfang von Kevins Rolle in der Zukunft erheblich verändert hat. Wir respektieren seine Entscheidung voll und ganz. Wir danken Kevin für seine Zeit im Unternehmen und wünschen ihm alles Gute“, teilt eine Tiktok-Sprecherin mit.
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Die vor allem bei Jugendlichen beliebte App des chinesischen Mutterkonzerns Bytedance ist in den Wirtschaftskonflikt zwischen den USA und China geraten. US-Präsident Donald Trump sieht in der App des chinesischen Mutterkonzerns Bytedance eine Bedrohung der Nationalen Sicherheit und hat vorerst US-Geschäfte mit Tiktok untersagt. Daher will er die App verbieten, wenn das US-Geschäft nicht von einem der amerikanischen Techkonzerne übernommen wird. Auch der indische Premierminister Narendra Modi hat die App aus seinem Land verbannt.
Derzeit verhandelt der Software-Riese Microsoft über einen Kauf des Geschäfts von Tiktok in den USA und mehreren anderen Ländern. Es soll aber auch Überlegungen über eine Komplettübernahme gegeben haben.
Klage gegen die Trump-Regierung
In einem weiteren Brief an die Mitarbeiter soll sich auch Bytedance-Gründer und CEO Zhang Yiming an die Tiktok-Beschäftigten gewendet haben. „Kevin hat mit mir gesprochen und ich habe vollstes Verständnis, dass die Ergebnisse der politischen Umstände in jedem Szenario einen signifikanten Einfluss auf seinen Job haben werden, vor allem angesichts seiner globalen Rolle, während er in der USA lebt“, zitiert ihn die „Financial Times“.
Bytedance werde schnell Lösungen für die globalen Probleme finden, versicherte Zhang Yiming, „vor allem in den USA und Indien“. Tiktok hatte in dieser Woche Klage gegen die Trump-Regierung eingereicht, weil seine Maßnahmen politisch motiviert seien und anderen Grundlagen entbehrten.
In dem von Tiktok veröffentlichten Auszug aus Mayers Mail schreibt dieser: „Ich möchte klarstellen, dass diese Entscheidung nichts mit dem Unternehmen zu tun hat, mit dem, was ich für unsere Zukunft sehe, oder mit dem Glauben, den ich an das, was wir aufbauen, habe.“ Im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Unternehmens gäbe es keinen Zweifel, dass die Zukunft sehr vielversprechend aussehe. Mögliche strukturelle Veränderungen sollten die Erfahrung der Nutzer und Nutzerinnen nicht beeinträchtigen.
Kevin Mayer hatte den Chefposten bei Tiktok erst vor wenigen Monaten übernommen. Der Amerikaner kam vom Unterhaltungsriesen Disney, wo er das Streaming-Geschäft verantwortete. Lange wurden ihm auch Chancen auf den Aufstieg zum Konzernchef zugesprochen. Dann wurde jedoch der zuvor für die Freizeitparks verantwortliche Manager Bob Chapek in die Position befördert. Kurz darauf ging Mayer zu Tiktok mit dem Ziel, die globale Expansion voranzutreiben.
Mehr: Tiktok kündigt Klage gegen Erlass von US-Präsident Trump an.
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