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Chipindustrie Erst Schnee in Texas, dann Brände in Japan – nun bedroht eine Dürre in Taiwan die Lieferkette für Halbleiter

Der globale Chipmangel hat der Welt die Abhängigkeit von Taiwans Chipindustrie demonstriert. Nun könnte eine Dürre die Krise noch verschärfen.
25.03.2021 - 17:04 Uhr Kommentieren
Die Reinigung der Chip-Komponenten verbraucht viel Wasser, von dem es im dürregeplagten Taiwan aktuell zu wenig gibt. Quelle: Reuters
Halbleiterhersteller TSMC

Die Reinigung der Chip-Komponenten verbraucht viel Wasser, von dem es im dürregeplagten Taiwan aktuell zu wenig gibt.

(Foto: Reuters)

Tokio Seit einem Monat rumpeln beim weltgrößten Auftragsfertiger von Computerchips, Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC), nicht nur Auslieferungslaster auf den Hof. Weil auf der Insel nach monatelanger Dürre das Wasser knapp wird, transportiert der Konzern versuchsweise hochreines Wasser zu den Fabriken.

„Dies ist eine Übung, damit unsere Mitarbeiter besser auf einen möglichen Bedarf vorbereitet sind“, sagt ein Unternehmenssprecher. Nun rückt dieser Ernstfall einen Schritt näher. Am Mittwoch kündigte die Regierung an, wegen der schlimmsten Dürre seit mehr als 50 Jahren ab April in Teilen der Städte Taichung und Miaoli an zwei Tagen das Leitungswasser abzudrehen.

Nach dem folgenreichen Wintereinbruch in Texas und dem Brand beim japanischen Chiphersteller Renesas vorige Woche ist dies eine weitere mögliche Krise, die den globalen Chipmangel verstärken könnte. Denn Lieferprobleme der Taiwaner würden global noch stärker zu spüren sein. Immerhin kontrollieren die Chiphersteller der Insel fast zwei Drittel der globalen Auftragsfertigung für Halbleiter und arbeiten derzeit am Anschlag.

Die Wasserversorgung auf Taiwan sei dabei „immer noch ein bedeutender Faktor bei der Risikobewertung von Chiplieferungen“, sagt der taiwanische Marktforscher Trend Force in einer Stellungnahme. Und der koreanische Analyst Yoon Young Sil von NH Investment & Securities erklärte in einem Onlinekommentar, „dass gestörte Lieferungen bei diesen Firmen großen Einfluss auf die Produktion von IT-Geräten weltweit haben könnten“.

Niemand wäre ausgenommen, weder die Autohersteller noch Konzerne wie Apple. Denn viele Unternehmen wie auch andere Chiphersteller und -designer lassen ihre Halbleiter beim Riesen TSMC herstellen, dessen Werke derzeit nicht nur technologisch führend sind. Allein Taiwans größter Chiphersteller hat in diesem Segment einen Weltmarktanteil von mehr als 50 Prozent.

Hersteller und Experten wiegeln noch ab

Das Problem: Die Chipproduktion benötigt sehr viel hochreines Wasser, um die inzwischen wenige Nanometer kleinen Strukturen der Halbleiter zu reinigen. Gleiches gilt für Flachbildschirme, bei denen taiwanische Unternehmen ein Viertel der weltweiten Nachfrage bedienen.

Noch halten die Chiphersteller und auch die Experten das Risiko allerdings für gering, dass die Produktion leiden wird. Die Gefahr sei minimal, so Analyst Yoon. Und TSMC wiegelte am Mittwoch ab: „Die Aufforderung, ab dem 6. April den Wasserverbrauch um 15 Prozent reduzieren, wird unseren Betrieb nicht beeinträchtigen.“ 

Für jede Stufe des Wassersnotstands gebe es Gegenmaßnahmen. Darüber hinaus spart und recycelt das Unternehmen immer mehr Wasser. Bis 2030 soll so der Wasserverbrauch pro Chip um 30 Prozent unter den Wert von 2010 gedrückt werden. Die Analysten von Trend Force verweisen zudem darauf, dass alle Chiphersteller Abkommen mit Wasserlieferanten geschlossen hätten.

Die Regierung fördert das Anlegen von Tiefbrunnen und den Bau von Meerwasserentsalzungsanlagen. Zudem hat Taiwans Präsidentin Tsai Ing Wen just dieses Jahr eine Pipeline eingeweiht, die Wasser aus dem regenreicheren Norden ins industrielle Herzland pumpt.

Doch die Sorgen bleiben. Die konservative Tageszeitung „United Daily News“ warf der Regierung am Donnerstag schwere Versäumnisse bei der Krisenvorsorge vor und kritisierte: „Die Zuleitung ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein für die Technologieanlagen.“

TSMC verbraucht pro Tag 150.000 Tonnen Wasser

Der lokale Fernsehsender China TV warnte sogar jüngst: „Die Wasserverwaltung ist angespannt wie nie zuvor.“ TSMC allein verbrauche pro Tag 150.000 Tonnen Wasser, so der Bericht. Eine Menge, die unmöglich mit Lastwagen geliefert werden könnte.

Allerdings gehen Analysten davon aus, dass mit dem April auch wieder die Regenzeit kommt. Nur blieben schon voriges Jahr die Taifune gänzlich aus, die sonst die Wasserspeicher füllen, mit denen die Hightech-Insel mit ihren 24 Millionen Menschen die winterliche Trockenzeit überbrückt.

Zu allem Überfluss blieb dann auch noch der winterliche Niederschlag um 80 Prozent hinter dem langjährigen Mittel zurück. Einige Klimatologen warnen sogar, dass der Klimawandel diese regen- und damit segensreichen Wirbelstürme vermehrt nach Norden in Richtung Japan und Korea abdrängen könnte.

Taiwans Halbleiterdominanz wird hinterfragt

Zu allem Überfluss hängt auch noch Chinas Drohung über der Industrie, die Insel notfalls mit Gewalt mit dem Festland wiederzuvereinigen. Inzwischen beobachtet Taiwan nervös, wie die globale Chipindustrie auf die riskante Abhängigkeit von Taiwan reagiert.

Südkoreas Speicherchip-Riese Samsung Electronics ist bereits in den Auftragsfertigungsmarkt eingestiegen. Am Mittwoch kündigte dann Intel an, daheim in den USA zwölf Milliarden Dollar in solche Halbleiterwerke zu investieren.

Die Aktionäre von TSMC reagierten daher nervös. Der Kurs der an der New Yorker Börse gelisteten Aktien gab deutlich nach. Die Wasserkrise könnte den Druck auf Taiwans Chipindustrie daher noch verstärken.

Mehr: Brand in japanischer Chipfabrik: Der Autoindustrie drohen neue Lieferengpässe

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