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Chipkonzern „Agiler und schneller“: So treibt Constanze Hufenbecher den Umbau von Infineon voran

Die erste Frau im Vorstand des Dax-Konzerns soll die digitale Revolution entfachen. Es zeigt sich: Das geht mitunter auch handschriftlich.
27.12.2021 - 13:05 Uhr Kommentieren
Die Betriebswirtin ist seit April für die digitale Transformation beim Chiphersteller Infineon verantwortlich. Sie ist die erste Frau im Vorstand der Münchener. Quelle: Infineon
Constanze Hufenbecher

Die Betriebswirtin ist seit April für die digitale Transformation beim Chiphersteller Infineon verantwortlich. Sie ist die erste Frau im Vorstand der Münchener.

(Foto: Infineon)

Augsburg Der Dezembermorgen ist trüb und nasskalt. In aller Früh hat sich Constanze Hufenbecher von ihrem Wohnort Hamburg aus nach Bayern aufgemacht. In normalen Zeiten würde die Digitalchefin von Infineon zwischen Metropolen wie Singapur und Schanghai sowie der Zentrale in München pendeln. Im zweiten Corona-Winter ist die 51-Jährige indes schon froh, dass sie an einem unwirtlichen Montag die neuen Räumlichkeiten am Standort Augsburg einweihen und mit den Softwareentwicklern persönlich ins Gespräch kommen kann.

Im April ist die Betriebswirtin als erste Frau in den Vorstand des Chipherstellers eingezogen. Ihr sperriger Titel: Chief Digital Transformation Officer. Nach außen hin ist Hufenbecher seither wenig in Erscheinung getreten. Intern macht sich die gebürtige Schwäbin aber mit voller Kraft daran, den Dax-Konzern in die digitale Moderne zu führen. „Mein Ziel ist es, Infineon agiler und schneller zu machen“, sagt Hufenbecher. Doch wo anfangen bei einer solch allumfassenden Aufgabe?

Der Besuch in Augsburg gibt erste Hinweise. Denn Augsburg ist einer der wenigen Standorte von Infineon weltweit, an denen es ausschließlich um Software geht. Und Software wird auch darüber entscheiden, ob Hufenbecher bei Deutschlands größtem Halbleiterproduzenten reüssiert.

Sie solle die unterschiedlichen Bereiche des Unternehmens vernetzen, erläuterte Aufsichtsratschef Wolfgang Eder, als er Hufenbecher auf der Hauptversammlung im Februar vorstellte. Es gehe darum, „eine homogene Prozesslandschaft sicherzustellen“.

Daher räumt Hufenbecher erst einmal im eigenen Haus auf. Ihr Fazit nach einem knappen Dreivierteljahr: „Viel zu selten fragen wir nach, was die Nutzer im Unternehmen wirklich brauchen. Wir hängen viel zu sehr an einzelnen Tools.“

Es ist nicht einfach für die ehemalige Bertelsmann-Managerin, direkt ins Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen zu kommen. Persönliche Begegnungen wie in Augsburg sind angesichts der Pandemie die Ausnahme. Doch die Managerin hat Glück: Zwischen 2004 und 2009 stand sie schon einmal in Diensten des Konzerns, viele Gesichter in führenden Positionen sind ihr noch vertraut.

Constanze Hufenbecher ist die erste und einzige Frau im Vorstand des Chipkonzerns. Quelle: dpa
Vorstand von Infineon

Constanze Hufenbecher ist die erste und einzige Frau im Vorstand des Chipkonzerns.

(Foto: dpa)

Die Managerin versucht, unmittelbar zum Geschäftserfolg beizutragen. Daher möchte sie die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Kunden mehr Software und Dienstleistungen anbieten können. So soll es gelingen, nicht mehr nur Chips, sondern auch gesamte Systeme zu verkaufen – und damit stärker zu wachsen und profitabler zu werden.

Vor dem Wechsel an die Isar war sie bei Lufthansa Technik für die Finanzen zuständig. Schon bei der Tochter der Fluggesellschaft sei es darum gegangen, eine digitale Basis für alle Bereiche zu schaffen, sagt sie.

Infineon steht viel besser da als bei ihrem Abschied

Bei der Rückkehr zu Infineon fand Hufenbecher den Konzern in viel besserem Zustand vor als bei ihrem Abschied vor zwölf Jahren. Damals kämpfte der Konzern ums Überleben, Infineon stand während der Finanzkrise kurz vor der Pleite, die Aktie war zum Pennystock verkommen.

Inzwischen notieren die Papiere auf dem höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten. Eine der größten Herausforderungen ist es, das rasante Wachstum zu bewältigen. Der Konzern hat fast 3000 offene Stellen zu besetzen. Dazu kommt: Die ehemalige Siemens-Tochter hat voriges Jahr für neun Milliarden Euro den US-Wettbewerber Cypress übernommen. Die Firma aus dem Silicon Valley wird jetzt integriert. Hufenbechers IT-Abteilung kommt eine Schlüsselrolle zu.

Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt. Denn die Amerikaner sind in einigen Dingen besser als Infineon, diese Bereiche möchte die Konzernführung in München möglichst erhalten. Es lasse sich viel von Cypress lernen, sagt Thomas Rosteck, Chef der Division Connected Secure Systems. Beispielhaft seit etwa die Entwickler-Community von Cypress, in der sich Spezialisten austauschen können.

Oben auf der Agenda von Hufenbecher stehen auch die Kundenschnittstellen, also sämtliche digitalen Berührungspunkte mit den Auftraggebern. Generell will sie Lösungen für alle Sparten schaffen. „Ich habe den Freiraum, das bereichsübergreifend anzugehen“, sagt sie.

Der Besuch in Augsburg hat sich jedenfalls gelohnt. In der Zentrale sei es mitunter in den Büros viel zu laut, hat Hufenbecher festgestellt. Das sei an dem neuen Standort viel besser gelöst. Besonders angetan haben es der verheirateten Mutter von zwei Kindern aber die beschreibbaren Wände entlang der Gänge. Die einzelnen Teams hinterlassen dort handschriftliche Notizen. So etwas gebe es im Hauptquartier nicht, stellt sie neidisch fest. Vielleicht müssen es ja gar nicht immer digitale Lösungen sein, um Infineon voranzubringen.

Mehr: Infineon treibt die Rendite mit Software-Komplettlösungen.

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