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Chipkonzern Intel-Chef wirbt um Subventionen: Treffen mit Macron und Merkel

Pat Gelsinger will Milliarden für Chipwerke in der EU und tourt deshalb durch die Hauptstädte. Das Vorhaben ist aber schwer umstritten.
30.06.2021 - 04:03 Uhr Kommentieren
Der Intel-Chef und der französische Präsident haben sich am Montag getroffen, um über die geplanten Chipwerke des US-Konzerns in Europa zu reden. Quelle: AP
Pat Gelsinger und Emmanuel Macron

Der Intel-Chef und der französische Präsident haben sich am Montag getroffen, um über die geplanten Chipwerke des US-Konzerns in Europa zu reden.

(Foto: AP)

München Gedeckte Farben, dramatische Musik und viele Einblicke in Intels Chipfabriken: Zu seinem Europabesuch in dieser Woche hat Pat Gelsinger ein emotionales Video drehen lassen. Darin erklärt der Intel-Chef, was der größte Chiphersteller der Welt in Europa schon so alles geleistet hat – und vor allem: was noch kommen könnte.

Der Amerikaner lässt in diesen Tagen nichts unversucht, um die Europäer für sein großes Vorhaben zu gewinnen. Gelsinger will in Europa für rund 100 Milliarden Dollar sechs bis acht hochmoderne Chipwerke errichten. Dafür verlangt der Ingenieur aber etwa 40 Milliarden Dollar an Subventionen.

Deshalb reist der 60-Jährige derzeit durch zahlreiche europäische Hauptstädte. Am Montag hatte sich Gelsinger bereits mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron getroffen, am Dienstag standen Unterredungen in Brüssel auf dem Programm. Ende der Woche kommt er mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen. Dazwischen sind Gespräche mit den Regierungschefs der Niederlande, Belgiens und Italiens vereinbart. Also all jener Länder, die aus Sicht von Intel als Standorte für die Fabriken infrage kommen.

„Wir benötigen Unterstützung der Mitgliedsländer und der EU“, sagte Gelsinger. „Wir können das nicht allein.“ Denn in Asien würden die Chiphersteller mit üppigen Hilfen angelockt.

Fabriken, wie Intel sie plant, sind aber umstritten. „Wir meinen, dass sich Europa auf moderne, aber nicht die fortschrittlichste Technologie konzentrieren sollte“, sagte jüngst Helmut Gassel, Vertriebsvorstand des Münchener Halbleiterherstellers Infineon. „Es gibt kein Geschäftsmodell für solch eine Fabrik“, findet auch Jan-Peter Kleinhans, Chipexperte der Stiftung Neue Verantwortung. Das gehe am tatsächlichen Bedarf in Europa vorbei.

Die europäischen Kunden brauchen keine Chips von Intel

Denn hochgezüchteten Chips, wie sie Intel produziert, sind für viele Anwendungen gar nicht nötig. Vor allem europäische Kernbranchen wie die Autobauer benötigen eher wenige dieser Bauelemente. So sprechen sich auch die Halbleiterexperten von McKinsey in einer neuen Studie gegen milliardenschwere Investitionen in derartige Halbleiterwerke in Europa aus. Es sei zu teuer und zu wenig erfolgversprechend, die allermodernsten Produktionsverfahren in der EU aufzubauen, warnt die Beratungsgesellschaft.

Ziel der EU ist es, unabhängiger von Lieferanten aus Asien zu werden. EU-Kommissar Thierry Breton will deshalb bis 2030 die Produktion der nächsten Generation von Spitzenchips nach Europa holen – und dafür Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Zudem möchte Breton den Anteil Europas an der weltweiten Produktion auf 20 Prozent verdoppeln. Das kommt Gelsinger sehr gelegen.

Der Manager führt Intel erst seit Februar dieses Jahres. Es ist dies aber bereits seine zweite Visite in Europa. Ende April ist er bereits mit Kunden wie BMW oder Telekom zusammengetroffen, zudem unterhielt er sich unter anderem mit Breton.

Gelsinger will Intel, so schnell es geht, auf die Erfolgsspur zurückbringen, neue Werke spielen dabei eine wichtige Rolle. Der Stanford-Absolvent kennt sich bei Intel ausgezeichnet aus: Er war 30 Jahre lang bei dem Konzern tätig, ehe er Intel 2009 verließ. Er wechselte zunächst zu EMC, seit 2012 führte er VMware, einen Anbieter von Software.

Intel-Chef: Massiv in die Produktion investieren

In den vergangenen Jahren ist Intel immer tiefer in die Krise gerutscht. Der Halbleiterhersteller verlor einerseits seine technologisch führende Position in der Fertigung an TSMC. Andererseits zog der kalifornische Rivale Nvidia an der Börse vorbei und ist inzwischen mehr als doppelt so viel wert wie Intel.

Zu Jahresbeginn entschied der Verwaltungsrat, Gelsinger zurückzuholen. Intern sei das sehr gut angekommen, heißt es unter den Mitarbeitern. Von Aufbruchstimmung ist die Rede. Das liegt wohl auch am Naturell von Gelsinger, der sich angesichts seiner Wurzeln auf dem Land selbst als „Bauernjunge“ bezeichnet, sich „stolzer Großvater“ nennt und als gläubiger Christ jeden Sonntag einen Tweet verschickt mit einem Spruch aus der Bibel.

Wenige Woche nach dem Amtsantritt legte Gelsinger bereits einen detaillierten Plan für die nächsten Jahre vor. So will er massiv in die Produktion investieren, sowohl in den USA als auch in Europa. Zudem möchte der Manager seine Werke für andere Hersteller öffnen.

Aus dem Umfeld von Intel heißt es, dass Deutschland durchaus gute Chancen habe, den Zuschlag für die Werke zu bekommen – wenn denn genügend Subventionen fließen. Im Gespräch sind dem Vernehmen nach Standorte in Bayern sowie in NRW und Sachsen. „Wir werden bis Jahresende entscheiden“, sagte Gelsinger. Vermutlich wird die nächste Reise über den Atlantik nicht lange auf sich warten lassen.

Mehr: Chinas milliardenschwere Aufholjagd in der Chipindustrie stößt an Grenzen

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