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Chipkonzern Milliardenschwerer Cypress-Zukauf zahlt sich für Infineon nun aus

Vor einem Jahr hat der Münchener Chipkonzern den US-Konkurrenten übernommen. Vor allem die bislang kleinste Infineon-Sparte profitiert von dem Zukauf.
22.03.2021 - 12:49 Uhr Kommentieren
Vor einem Jahr hat Infineon den US-Konkurrenten Cypress für neun Milliarden Euro übernommen. Besonders im Bereich kleiner Ein-Chip-Computer verstärken sich die Münchener damit. Quelle: Bloomberg
Chipproduktion von Infineon

Vor einem Jahr hat Infineon den US-Konkurrenten Cypress für neun Milliarden Euro übernommen. Besonders im Bereich kleiner Ein-Chip-Computer verstärken sich die Münchener damit.

(Foto: Bloomberg)

München Die Mitarbeiter von Cypress und Infineon haben sich wegen der Pandemie noch nie persönlich getroffen. Knapp ein Jahr nach der Milliardenübernahme des US-Rivalen durch den Münchener Dax-Konzern haben sie nun trotzdem das erste gemeinsam entwickelte Produkt vorgestellt.

„Airoc“ nennt sich das System, mit dem sich Spielekonsolen, Computerbrillen oder auch intelligente Lautsprecher über WLAN und Bluetooth drahtlos ans Netz anbinden lassen. Infineon verspricht sich davon hohe Umsätze. Bis 2025 werden in jedem Haushalt mehr als 50 mit dem Internet verbundene Geräte stehen, so die Prognose von Deutschlands größtem Chiphersteller. Gemeinsam mit Cypress will der Dax-Konzern möglichst viele dieser Apparate ausrüsten.

„Über Cypress haben wir Zugang zu neuen Kunden, beispielsweise aus der Konsumelektronik. Ob Fitnesstracker oder Haushaltsgerät, hier ist die Nachfrage nach Vernetzung besonders groß“, sagte Thomas Rosteck, Chef des Bereichs Connected Secure Systems (CSS), dem Handelsblatt. Gleichzeitig würden bestehende Abnehmer von dem durch Cypress-Technologien erweiterten Angebot profitieren: „Sie bekommen bei uns alle erforderlichen Komponenten für vernetzte Geräte aus einer Hand.“

Die ersten gemeinsamen Produkte sind aber auch aus einem ganz anderen Grund bedeutend: Sie sollen beweisen, dass sich der größte Zukauf der Unternehmensgeschichte für Infineon lohnt. Denn Vorstandschef Reinhard Ploss hat den Investoren viel versprochen. Mit Cypress soll die ehemalige Siemens-Tochter nicht nur schneller wachsen, sondern auch profitabler werden.

Durch die neun Milliarden Euro schwere Akquisition hat sich Infineon technologisch verstärkt. Das kam insbesondere CSS zugute, dem bislang kleinsten Bereich. Vor allem Mikrocontroller ergänzen jetzt das Angebot der Sparte – das sind kleine Ein-Chip-Computer für ganz bestimmte Aufgaben. Darüber hinaus kamen Funktechnologien und Software dazu.

Infineon verfügt jetzt über ein komplettes Angebot

Deutschlands größter Chipproduzent nimmt mit seinen umfangreicheren Systemangeboten neue Kunden ins Visier: Firmen, die zum ersten Mal Geräte vernetzen. Das können Start-ups sein, die tragbare Elektronik entwickeln, oder auch traditionsreiche Anbieter von Rasenmähern, Grills, Lampen und vielen anderen Produkten. Fachleute sprechen vom Internet der Dinge.

CSS belieferte bislang vor allem Großkunden – unter anderem den Autozulieferer Bosch, den IT-Konzern Microsoft, den Computerbauer Lenovo sowie Siemens. Auch die Hersteller von Geldkarten und Ausweisen wie Giesecke & Devrient gehören zu den bedeutenden Abnehmern des Bereichs.

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Infineon verfügt seit dem Cypress-Kauf über ein komplettes Angebot, das vom Sensor über die Mikrocontroller bis hin zu Sicherheitsbausteinen und der passenden Software reicht. Damit lassen sich mit Infineon-Komponenten Dinge erfassen, zum Beispiel Sprachbefehle oder Gesten. Diese Befehle werden vor Ort im Gerät verarbeitet, oder die Daten werden verschlüsselt verschickt. Diese Kombination von Technologien erlaube den Kunden, schnell und einfach neue Produkte zu entwickeln, so Rosteck.

Analysten sehen Infineon damit auf dem richtigen Weg. Der Konzern sei in einer starken Position, nach der erfolgreichen Integration von Cypress die zunehmenden Chancen im Internet der Dinge zu nutzen, urteilt Analyst Johannes Schaller von der Deutschen Bank.

CSS als kleinste Sparte des Halbleiterkonzerns ist durch den Kauf von Cypress enorm gewachsen: Im jüngsten, ersten Quartal des Geschäftsjahrs hat sich der Umsatz auf 335 Millionen Euro mehr als verdoppelt. CSS steht damit für 13 Prozent der gesamten Erlöse und ist inzwischen fast gleich groß wie die Industriesparte.

Mit einer operativen Marge von 13,4 Prozent ist CSS allerdings nach wie vor weit abgeschlagen. Insgesamt erreichte Infineon im zweiten Quartal eine sogenannte Segmentergebnismarge von 18,6 Prozent. Spartenchef Rosteck begründet dies mit hohen Investitionen in das Geschäft.

Analysten sind indes zuversichtlich, dass sich diese Investitionen auszahlen. Die Münchener würden auf diesem Feld die richtige Strategie verfolgen, meint Analyst Achal Sultania von der Credit Suisse. Ergebnisse sollten sich im nächsten Jahr zeigen.

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Durch die Übernahme von Cypress will Infineon insgesamt auf eine operative Marge von 19 Prozent kommen. Zum Vergleich: Im bislang besten Jahr 2018 waren es 17,8 Prozent, im von der Pandemie geprägten vergangenen Geschäftsjahr lediglich 13,7 Prozent. Zudem soll der Umsatz jedes Jahr um neun Prozent klettern. Das liegt deutlich über dem Schnitt der vergangenen Jahre.

Die Investoren glauben an die Wachstumsstory. Seit Infineon vergangenes Jahr im April Cypress übernahm, hat sich der Aktienkurs auf gut 34 Euro mehr als verdoppelt. Analyst Sandeep Deshpande von JP Morgan geht davon aus, dass der Kurs binnen Jahresfrist auf 40 Euro steigen wird.

Chips sind derzeit Mangelware

Ein Grund: Chips sind aktuell Mangelware, das verspricht stabile Preise. So müssen sich die Auftraggeber momentan mitunter etwas gedulden, bis sie die Ware bekommen. „Der Bedarf an Halbleitern ist über alle Branchen hinweg groß“, sagte Rosteck. Auf der Angebotsseite gebe es Engpässe, die sich auf verschiedene Teile der Wertschöpfungskette auswirkten. Rosteck: „Wir könnten schneller wachsen, wenn es mehr Fertigungskapazitäten gäbe.“ Einen Teil der Chips bezieht Infineon von Auftragsfertigern wie TSMC in Taiwan, die seit Monaten voll ausgelastet sind.

Von diesen sogenannten Foundries ist Infineon mit Cypress noch ein wenig abhängiger geworden als zuvor. Denn die Kalifornier ließen mehr fremdfertigen als Infineon selbst. Das ist momentan ein Nachteil, soll Infineon aber langfristig zugutekommen. Die Investitionsquote soll sich bei 13 Prozent einpendeln, das sind fünf Prozentpunkte weniger als im Geschäftsjahr 2019 – also dem Jahr vor der Cypress-Akquisition. Auch dadurch soll der Konzern profitabler werden.

Zum Glück für Infineon ist die Gefahr gering, dass die Kunden angesichts der Lieferschwierigkeiten abspringen. Wichtige Konkurrenten wie NXP aus den Niederlanden kämpfen mit denselben Problemen.

Mehr: Hinter Infineon liegt ein Jahr der Extreme – doch Aktionäre dürfen auf 2021 hoffen.

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