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Corona-App Smudo weist Kritik an Luca-App zurück

Der Musiker sieht eine „Kränkung“ von Netzaktivisten als Ursache für die Angriffe auf seine Corona-App. Er wolle vor allem der Kultur helfen.
08.04.2021 - 16:58 Uhr Kommentieren
Der Musiker betont, dass er mit der Entwicklung der Luca-App selbst ein finanzielles Risiko eingegangen sei. Quelle: dpa
Smudo

Der Musiker betont, dass er mit der Entwicklung der Luca-App selbst ein finanzielles Risiko eingegangen sei.

(Foto: dpa)

Hamburg Der Vorwurf ist heftig: Ein bekannter Popmusiker nutze seine Prominenz, um in Talkshows eine privat entwickelte App zur Verfolgung von Corona-Kontakten zu bewerben. Das setze die Politik so stark unter Druck, dass mehrere Bundesländer Millionensummen an das Unternehmen zahlen, nur um eine schlampig programmierte App zu bekommen, die sich als Datenschleuder erweisen könnte. Dabei stehe die staatlich entwickelte Corona-Warn-App als bessere Alternative längst bereit.

Im Mittelpunkt der Vorwürfe, die vor allem von Netzaktivsten erhoben werden, steht der Rapper Smudo. Seine Gruppe, die Fantastischen Vier, haben sich finanziell an der Entwicklung der Luca-App beteiligt. „Mich nimmt persönlich mit, dass die Kritik oft unter die Gürtellinie zielt“, sagt er dem Handelsblatt.

Smudo ist bekannt mit dem Chef des Berliner Musikclub Weekend, Marcus Trojan. Der wiederum kennt Patrick Hennig, Gründer der IT-Sicherheitsfirma Nexenio. Zusammen entwickelten sie im Spätsommer das Konzept der App. „Eigentlich ist es traurig, dass es Druck von uns gebraucht hat, damit wir auch in der Politik damit Gehör bekommen haben“, sagt Smudo.

Unstrittig ist: Mit der Lizensierung an mehrere Bundesländer dürfte die gemeinsame Firma gutes Geld verdienen. „Wir sind finanziell ins Risiko gegangen, indem wir die Technik auf eigene Kosten entwickelt haben. Daher wäre es schön, wenn das Geld wieder reinkommt“, sagt Smudo. Allein ein Drittel der Einnahmen gehe für den Versand von SMS drauf.

10,5 Millionen Euro sollen zugesagt sein, es könnte noch einmal so viel werden. Zum Vergleich: Für den Aufbau der staatlichen Corona-Warn-App und der dahinter stehenden Infrastruktur wie Callcenter zahlte die Bundesregierung knapp 15 Millionen Euro an SAP und Telekom, dazu kommen laufende Kosten von monatlich knapp 2,5 Millionen Euro.

Ein Risiko für den guten Ruf

Hauptunterschied zwischen den beiden Apps: Luca gibt Namen und Kontaktdaten der Nutzer an Gesundheitsämter weiter. Die Warn-App hingegen funktioniert komplett anonym und erhielt daher großes Lob von Datenschützern und Netzaktivisten. „Ich führe die Schärfe der Angriffe gegen uns auch auf eine Kränkung der Szene zurück, die aus der mangelnden Pflege der Corona-Warn-App resultiert“, sagt Smudo. Die hohen Hoffnungen in diese datensparsame App hätten sich nicht erfüllt. Luca sei eine Art Sündenbock: „Es ist absurd, was für eine Fantasie aufgebracht wird, was wir alles im Schilde führen könnten.“

Kritiker wie ein Team um den Forscher Wouter Lueks von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) warnen, die zentrale Speicherung der Daten könne vom Unternehmen, Behörden oder von Hackern missbraucht werden. Die linke Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg befürchtete, die Gesundheitsämter würden mit einem Datenwust überfordert. Der ZDF-Moderator Jan Böhmermann heizte die Kritik per Twitter an, indem er Luca-Nutzer aufforderte, sich nachts im Osnabrücker Zoo anzumelden. Das soll zeigen, dass die App Falschangeben ermöglicht.

Hennig weist die Kritik zurück: „Im Kern wurde uns kein Fehler nachgewiesen.“ Datenmissbrauch habe es nicht gegeben. Allenfalls würden falsch angemeldete Nutzer überflüssigerweise gewarnt, falls die Gesundheitsämter solche Anmeldungen nicht sowieso erkennen. Ab kommender Woche werde der gesamte Quellcode veröffentlicht.

„Mit vielen Datenschützern arbeiten wir konstruktiv zusammen“, sagte Smudo. So habe es wertvolle Hinweise von den Behörden in Baden-Württemberg und Berlin geben. „Teile der Netzcommunity neigen dagegen zu Verschwörungstheorien“, warnte der 53-Jährige. So plane das Luca-Team anders als befürchtet nicht, die App nach dem Ende der Pandemie etwa als Werbemittel für Events einzusetzen.

Ihm gehe es vor allem um den Neustart des Kulturlebens. „Wir schieben eine Tour mit 300.000 Tickets vor uns her“, sagte Smudo. Auch deshalb mache er Druck über die Medien, um die Technik auszurollen. Er sei überzeugt, dass die App dazu beitragen könne. „Deshalb riskiere ich mit meinem öffentlichen Eintreten für Luca selbst richtig was: meinen guten Ruf“, sagte er.

Mehr: Jan Böhmermann befeuert mit Störaktion Kritik an Luca-App

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