Datensicherheit Bytedance legt US-Börsengang wohl auf Eis

Der chinesische Konzern geht vorerst nicht an die Börse.
New York Der Tiktok-Mutterkonzern Bytedance wird seine IPO-Pläne auf unbestimmte Zeit nicht weiterverfolgen. Einem Bericht des „Wall Street Journals“ zufolge entschied sich Bytedance-Gründer Zhang Yiming zu dem Schritt, nachdem die chinesische Regierung dem Unternehmen nahegelegt hatte, Datensicherheitsrisiken auszuräumen.
China hatte kürzlich die Regeln für einen Börsengang heimischer Unternehmen im Ausland verschärft. Unternehmen mit Daten von mehr als einer Million Nutzern müssen sich künftig einer Sicherheitsüberprüfung unterziehen, bevor sie an einem Aktienmarkt im Ausland Anteilsscheine ausgeben dürfen. Im Fokus steht dabei, ob die Daten nach einem Börsengang im Ausland von ausländischen Regierungen beeinflusst, kontrolliert oder manipuliert werden könnten.
Bytedance war bei der letzten Finanzierungsrunde im Dezember mit 180 Milliarden Dollar bewertet worden. 2020 setzte das Unternehmen 34,3 Milliarden Dollar um. Im Gespräch war, einen Teil oder das ganze Unternehmen entweder in den USA oder in Hongkong an die Börse zu bringen.
Die chinesischen Behörden drängten Bytedance laut „Wall Street Journal“ zwar nicht dazu, den Börsengang zu verschieben oder abzusagen – sie machten aber klar, dass es in Sachen Datensicherheit noch viele offene Fragen und Bedenken gibt.
Bytedance hat weltweit auf all seinen Plattformen – darunter die beliebte Video-App Tiktok – knapp zwei Milliarden aktive Nutzer. Zu gesammelten Daten gehören persönliche Informationen wie Namen, Geburtsdaten, Mobiltelefonnummern und teilweise auch Ausweisnummern.
Die Regierung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump hat sich daran massiv gestört. Er hatte die von chinesischen Besitzern kontrollierten Apps Tiktok und WeChat als Gefahr für Daten von Amerikanern und die nationale Sicherheit eingestuft und Verbote in den USA verfügt. Diese waren allerdings gerichtlich mit einstweiligen Verfügungen gestoppt worden.
Die Regierung von Joe Biden hob die Sanktionen wieder auf und unterschrieb stattdessen einen Erlass, dass US-Behörden Software-Anwendungen mit Verbindungen zu anderen Staaten überprüfen und nur wenn nötig gegen sie vorgehen sollen.
„Nicht der richtige Zeitpunkt“
Vor dem Hintergrund der politischen Regulationen und Bedenken seitens China und der USA kam der Bytedance-Gründer nun zu dem Schluss, dass aktuell nicht der richtige Zeitpunkt für einen Börsengang gekommen ist.
Mit der vorläufigen Absage des IPOs wählt Bytedance einen anderen Weg als der chinesische Fahrdienst-Vermittler Didi. Gegen den war die chinesische Regierung nur wenige Tage nach dessen milliardenschwerem US-Börsendebüt vorgegangen. Die App des Unternehmens wurde mit Verweis auf die nationale Sicherheit für den Download gesperrt. Als Grund wurden schwere Verstöße bei der Sammlung und Nutzung persönlicher Daten durch das Unternehmen genannt.
Chinas Vorgehen könnte den IPO-Markt in den USA empfindlich treffen. In den vergangenen zehn Jahren waren die USA für chinesische Unternehmen eine wichtige Finanzierungsquelle. Dem Datenanbieter Refinitiv zufolge haben chinesische Unternehmen seit Jahresbeginn bei insgesamt 34 Emissionen eine Rekordsumme von 12,5 Milliarden Dollar eingesammelt. Im Vorjahreszeitraum waren es lediglich 14 Emissionen mit einem Gesamtvolumen von 1,9 Milliarden Dollar.
Mehr: Wie China die Marktmacht seiner Tech-Konzerne brechen will.
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