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Deutsche Telekom Telekom will T-Systems radikal verkleinern

Seit Jahren ist die defizitäre Großkundentochter T-Systems das Sorgenkind der Telekom. Jetzt plant der Konzern einen tief greifenden Umbau – das könnte der Beginn der Zerschlagung sein.
01.08.2019 Update: 02.08.2019 - 09:53 Uhr Kommentieren
Seit Jahren ist die Großkundentochter T-Systems das Sorgenkind der Telekom. Quelle: Photothek/Getty Images
Daten-Zentrum von T-Systems

Seit Jahren ist die Großkundentochter T-Systems das Sorgenkind der Telekom.

(Foto: Photothek/Getty Images)

Bonn Als Adel Al-Saleh auf die magentafarbene Telekom-Bühne in Bonn tritt, findet er schnell deutliche Worte. Als neuer Chef der Großkundentochter T-Systems werde er vieles anders machen, kündigt er an. „Es wurde über Jahre viel versprochen und wenig gehalten.“ Auf dem Kapitalmarkttag der Deutschen Telekom stellt er sich ein knallharter Sanierer vor, daran ließ der Manager keinen Zweifel aufkommen.

Es sei sogar richtig zu fragen, ob die Telekom überhaupt ein Geschäft wie T-Systems brauche, sagte Al-Saleh. Seine Botschaft: Alles ist möglich.

Das war im im Mai 2018. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, wie weit Al-Saleh gehen würde. 19 Monate nach seinem Amtsantritt als Chef von T-Systems steht der radikalste Schritt seit Gründung der Telekom-Tochter bevor: Al-Saleh hat seine Führungskräfte in eine neue Strategie eingeweiht, mit der er T-Systems tief greifend umbauen und stark verkleinern will, erfuhr das Handelsblatt vorab.

Die Telekommunikationsdienste, die bisher nach Aussage von Al-Saleh rund ein Drittel des Geschäfts ausmachen, sollen an die Deutschlandtochter der Telekom abgegeben werden. Am Freitag bestätigte die Telekom in einer Pressemitteilung den Bericht des Handelsblatts. Al-Saleh wurde darin zitiert mit dem Worten: „Mit der neuen integrierten Einheit für TK-Services verfolgen wir das Ziel, die Effizienz für unsere Kunden zu erhöhen.“

Der Schritt ist drastisch. Seit Jahren wird die Struktur von T-Systems immer wieder verändert. Es wurden Dutzende Pläne aufgelegt, um das defizitäre Geschäft zukunftsfähig aufzustellen.

Al-Saleh selbst hat den Umbau der Firma vorangetrieben, viele Hierarchiestufen abgeschafft und den Abbau oder die Verlagerung von 10.000 der rund 38.000 Stellen innerhalb von drei Jahren als Ziel ausgegeben. Doch was als Nächstes ansteht, dürfte viel weiter gehen.

Al-Saleh wirbt für Unterstützung

Innerhalb von T-Systems spekulieren Mitarbeiter, der Schritt könnte eine Zerschlagung der Gesellschaft vorbereiten. Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe geht davon aus, dass Al-Saleh nicht bei der Auslagerung der Telekommunikationsdienste stoppen wird. „Auf dieses Vorhaben könnte die Verlagerung weiterer Teile folgen“, sagte Specht in einem Interview mit dem Handelsblatt.

Al-Saleh wirbt bei seiner Mannschaft dafür, den radikalen Schritt nicht abzulehnen, sondern zu unterstützen. Die Mitarbeiter sollten nicht opponieren, appellierte der CEO, obwohl er dadurch massiv an Umsatz und Personal verlieren wird. Die Pläne seien wichtig. Und sie seien richtig hinsichtlich der übergeordneten Ziele des Konzerns, argumentiert der Manager. Zudem soll der Umbau ohne einen zusätzlichen Stellenabbau vonstattengehen.

Das Vorhaben dreht sich um Telekommunikationsdienste von T-Systems, die im Organigramm der Firma in zwei Bereiche aufgeteilt sind: „TC Core“, mit Diensten wie Festnetz und Mobilfunk für Firmenkunden, und „Classified ICT“, mit Telekommunikationsangeboten für den öffentlichen Sektor auf Ebene des Bundes, der Länder und der Europäischen Union. Beide Bereiche sollen künftig von T-Systems und damit aus dem Einflussbereich Al-Salehs zu Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner verlagert werden.

Zudem ist geplant, die beiden Bereiche IT-Sicherheit, intern nur „Security“ genannt, und Internet der Dinge, intern „IoT“ als Abkürzung für Internet of Things genannt, in eigenständige GmbHs umzuwandeln. Die Einheiten bleiben weiterhin T-Systems zugeordnet.

Die neue Struktur soll ihnen jedoch mehr Eigenständigkeit und somit die Möglichkeit geben, schneller auf Wünsche von Kunden einzugehen.

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Der Aufsichtsrat des Konzerns muss dem Umbau, der für das erste Halbjahr 2020 geplant ist, noch zustimmen. Eine Entscheidung wird Anfang September erwartet. Einige Detailfragen sind noch ungeklärt. So ist noch nicht final entschieden, wie die neue Struktur und das Personal in den Aufbau der Mannschaft von Wössner aufgehen sollen.

Seit mehr als einer Dekade belastet T-Systems die Bilanz der Deutschen Telekom. Eine Trendwende ist nicht in Sicht.

In ersten Quartal 2019 ging der Umsatz im Systemgeschäft im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,1 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zurück. Das Betriebsergebnis (Ebit) lag bei einem Minus von 49 Millionen Euro, im gleichen Zeitraum im Vorjahr hatte das Minus bei 76 Millionen Euro gelegen.

Zeichen für eine schwierige Phase

Eigentlich hatte Al-Saleh einen radikalen Personalabbau angekündigt. Rund 10.000 Jobs sollten abgebaut oder verlagert werden, davon 5600 in Deutschland. Doch zum Ende des ersten Quartals 2019 gab T-Systems nicht einen Rückgang, sondern einen Anstieg der Vollzeitstellen im Vergleich zum Vorquartal um 1,5 Prozent auf gut 38.000 Stellen an. T-Systems begründete das mit dem Aufbau einer neuen Service-Einheit in Indien. Ohne diesen Sondereffekt sei der Personalbestand aufgrund der Umbaumaßnahmen um 1,2 Prozent zurückgegangen. Das ist ein Hinweis, dass die schwierige Phase der Stellenstreichungen gerade erst beginnt.

Mit der Auslagerung der Telekommunikationsdienste treibt Al-Saleh nun auf einem anderen Weg den Umbau voran. Mit dem radikalen Schritt will der Manager ein altes Strukturproblem auflösen. Derzeit kümmert sich T-Systems vor allem um Großkunden in Deutschland.

Gleichzeitig ist Telekom Deutschland für kleine und mittelständische Firmen in der Bundesrepublik zuständig. Doch die Trennung zwischen Mittelständlern und Großkunden führt seit vielen Jahren zu Streit zwischen den beiden Geschäftseinheiten.

Hinzu kommt, dass sich Telekom Deutschland ohnehin um die Abwicklung von vielen Telekommunikationsaufträgen wie etwa Mobilfunkzugängen oder Breitbandzugängen von Firmen kümmert. Handelt es sich um einen Großkunden, muss T-Systems eine entsprechende Vorleistung bei den Kollegen für das Deutschlandgeschäft beauftragen.

Das macht Entscheidungsprozesse langsam. „Bei Anfragen von Kunden haben wir oft Probleme, schnell genug reagieren zu können“, klagt ein T-Systems-Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden will. Wenn künftig Telekom Deutschland allein für diese Fragen zuständig ist, fällt die Absprache mit T-Systems weg.

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