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Digitale Landwirtschaft „Landwirtschaftliches Wissen demokratisieren” – Airfarm will Landwirte durch Förder-Dschungel führen

Viele Geschäftsprozesse in der Landwirtschaft sind längt nicht digitalisiert. Airfarm will Abhilfe schaffen – und hat eine digitale Plattform für Landwirte entwickelt.
12.10.2021 - 11:42 Uhr Kommentieren
Der Gründer hat früher für das Software-Unternehmen SAP gearbeitet – mittlerweile widmet er sich mit seinem Start-up wieder dem Thema Landwirtschaft.
Gründer Hubertus Mai

Der Gründer hat früher für das Software-Unternehmen SAP gearbeitet – mittlerweile widmet er sich mit seinem Start-up wieder dem Thema Landwirtschaft.

München Ihren Maschinenpark haben viele Landwirte längst automatisiert und digitalisiert. „Doch bei den Geschäftsprozessen und der Kommunikation besteht noch viel Nachholbedarf“, sagt Hubertus Mai, Gründer des Start-ups Airfarm. Wenn sich Landwirte über neue Entwicklungen oder Förderprogramme informieren wollten, seien oft noch gedruckte Agrar-Zeitschriften die erste Wahl.

Mit Airfarm will Mai das wichtigste digitale Info-Tool für die Branche stellen. Die Firma hat eine App für Landwirte entwickelt. Saat- und Düngemittelfirmen können den Kanal zum Beispiel nutzen, um neue Produkte vorzustellen. Auch Vereine und Verbände sind eingebunden.

Große Hoffnungen setzt das Airfarm-Team auf eine neue Funktion: Mithilfe von sieben Fragen können Landwirte herausfinden, welche Förderprogramme für sie infrage kommen und welche Fristen beachtet werden müssen. „Die Förderlandschaft ist für viele noch schwer durchschaubar“, sagt Mai. „Wir wollen das landwirtschaftliche Wissen demokratisieren.“

Der 38-jährige Unternehmer war lange zwischen zwei Welten unterwegs: Er ist auf dem Land aufgewachsen, seine Frau ist Landwirtin. In den frühen Tagen des Onlinehändlers Zalando lernte Mai Start-ups zu skalieren, lebte in Schanghai, Berlin und Cambridge und arbeitete mehrere Jahre für SAP. „Montag bis Donnerstag bin ich durch Europa geflogen und habe Unternehmen bei der Digitalisierung ihrer Prozesse beraten“, sagt Mai. „Am Wochenende bin ich dann mit meiner Frau über die Felder gelaufen und habe viel über Pflanzen gelernt.“

Widerstand durch Airbnb

So entstand die Idee, Airfarm zu gründen. Anfangs wehrte sich der Plattform-Riese Airbnb gegen den Namen. Mittlerweile ist Airfarm als Marke eingetragen.

Die App nutzen bereits mehrere tausend Landwirte. Als Inhalte-Anbieter vertreten sind auf der Plattform zudem bereits der Landwirtschaftsverband DLG sowie die Pflanzenbauberatungen N.U. Agrar und Hanse-Agro.

Grundsätzlich stehen die Landwirte in Deutschland der Digitalisierung offen gegenüber. Laut einer Studie vom Deutschen Bauernverband und Bitkom setzen 82 Prozent der Betriebe in Deutschland in irgendeiner Form digitale Technologien und Lösungen ein – vom Melkroboter bis zu GPS-gesteuerten Landmaschinen. „Digitalisierung von einzelnen Prozessen oder Produktionsverfahren ist Alltag in der Landwirtschaft“, sagt DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken.

Mit Hilfe von sieben Fragen können Landwirte bei Airfarm herausfinden, welche Förderprogramme für sie infrage kommen.
Airfarm

Mit Hilfe von sieben Fragen können Landwirte bei Airfarm herausfinden, welche Förderprogramme für sie infrage kommen.

So setzen inzwischen sowohl die großen Agrarkonzerne als auch junge Firmen auf die Digitalisierung der Landwirtschaft. Das Start-up Agrando sieht sich als „Deutschlands größte unabhängige landwirtschaftliche Handelsplattform“. Das Münchener Unternehmen will Landwirte, Händler und Hersteller auf einer Plattform zusammenbringen und sämtliche Prozesse digitalisieren.

Der Agrar-Riese Baywa hat mit seiner Tochter Farmfacts ein intelligentes Farmmanagement-Informationssystem entwickelt. Ein Viertel der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland wird laut Unternehmensangaben bereits damit gemanagt. Mit Programmen wie Next Farming können Landwirte den Anbau planen und den Düngebedarf zum Beispiel mithilfe von Algorithmen basierend auf Satellitendaten flächenspezifisch ermitteln.

Bislang gibt es noch keine unabhängige Digitalplattform

Doch eine zentrale, unabhängige Digitalplattform, auf der sich die Landwirte zum Beispiel im Herbst über das passende Saatgut informieren können, gibt es nach Einschätzung Mais noch nicht.

Das Geschäftsmodell von Airfarm basiert auf mehreren Standbeinen. So gibt es für die Landwirte zwar eine kostenlose Basisversion der App. Das Premiumangebot kostet aber eine monatliche Gebühr. Die Anbieter wiederum zahlen für die Verbreitung ihrer Informationen. Hinzu kommt nun der „Förderpfad“ mit den Informationen über Subventionsmöglichkeiten. Dieser kostet 50 Euro im Monat.

Die ersten Investoren konnte Airfarm jetzt in einer Seed-Finanzierungsrunde gewinnen. Das Unternehmen sammelte 2,8 Millionen Dollar unter anderem bei Geldgebern in den USA ein.

Eine schicke App haben schon viele Unternehmen entwickelt. Doch Geld lässt sich damit erst verdienen, wenn sie für die Nutzer unersetzlich wird. „Das ist unser Antrieb“, sagt Mai. Er ist zuversichtlich, dass das gelingt – und nimmt schon die nächsten Märkte in Osteuropa ins Visier.

Mehr: Hackroboter statt Glyphosat. Wie die Baywa Unkraut bekämpfen will.

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