Digitaler Job-Monitor Digital-Spezialisten waren in der Industrie bereits zum Jahresanfang weniger gefragt
Im ersten Quartal des Jahres ist die Zahl der per Stellenausschreibung gesuchten Digital-Spezialisten in Deutschland um vier Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gesunken. Dabei schlagen sich die Folgen der Coronakrise in diesen Zahlen noch gar nicht nieder.
Vielmehr zeigen sich die Bremspuren in digitalen Industrietechnologien wie Robotics, dem Internet der Dinge und Industrie 4.0, die sich bereits Ende des vergangenen Jahres angedeutet hatten. Die Industrie hat also schon deutlich vor Corona die Nachfrage nach diesen Digitalspezialisten reduziert, während Experten für Cloud-Computing oder Künstliche Intelligenz im ersten Quartal branchenübergreifend wieder stärker gesucht waren als im Vorjahr, wie die Berliner Index Gruppe ermittelt hat.
Für den digitalen Job-Monitor des Handelsblatts durchforstet die Index Gruppe alle ausgeschriebenen Stellen in gedruckten Medien, Online-Stellenbörsen und 130.000 Websites nach den Berufsprofilen für 16 besonders wichtige Digitalberufe.
Vor allem in Nordrhein-Westfalen (minus 15 Prozent) und Baden-Württemberg (minus acht Prozent) ist die Zahl der Ausschreibungen für die Digitalexperten im ersten Quartal zurückgegangen. Dagegen wurden in Thüringen, Schleswig-Holstein, Sachsen und Brandenburg mehr Spezialisten gesucht, allerdings auf einem niedrigeren Niveau.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Der Corona-Einbruch wird sich erst in den Zahlen für das zweite Quartal zeigen. Einen ersten Eindruck zeigen die Stellenausschreibungen, die zwischen dem 30. März und dem 12. April geschaltet wurden.
Sie sind um 47 Prozent auf 310.000 eingebrochen, da eine schnelle Konjunkturerholung im Moment kaum abzusehen ist. Der Internationale Währungsfonds erwartet die schwerste Rezession seit der Großen Depression 1929/1930.
Die Bedeutung der Digitalisierung für ihr Geschäftsmodell ist vielen Unternehmen in der Coronakrise erstmals bewusst geworden. Trotz Krise dürften sie nun versuchen, zumindest ihren Vertrieb zu digitalisieren.
Zudem könnte die Bedeutung einer regionalen Produktion wieder steigen, um Lieferketten in Zukunft besser unter Kontrolle zu haben, was die Nachfrage nach Automatisierungsexperten und Spezialisten für Robotics erhöhen könnte.
Ob diese Entwicklungen angesichts der mittlerweile weit verbreiteten Kurzarbeit in neuen Stellenausschreibungen münden wird, ist im Moment allerdings kaum vorhersehbar.

Dr. Holger Schmidt beschäftigt sich seit zwei Jahrzehnten mit der digitalen Ökonomie. Zunächst als Journalist, heute als Keynote-Speaker, Autor und Uni-Dozent. Die Schwerpunkte des Volkswirts liegen auf den Themen Digitale Transformation, Plattformökonomie, Künstliche Intelligenz und Arbeit 4.0.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.