Digitaler Job-Monitor Nachfrage nach Digitalexperten schnellt nach oben
Darmstadt Einen solchen Zuwachs gab es noch nie: Die Zahl der Stellenausschreibungen für Digitalexperten in Deutschland hat sich im zweiten Quartal auf fast 45.000 erhöht. Das bedeutet eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr und – bereinigt um den Corona-Effekt – einen Zuwachs von 55 Prozent gegenüber dem Jahr 2019, zeigt der digitale Job-Monitor des Handelsblatts, für den die Berliner Index-Gruppe alle ausgeschriebenen Stellen in gedruckten Medien, Online-Stellenbörsen und 400.000 Websites nach den entsprechenden Berufsprofilen durchsucht.
Wie in den vergangenen Quartalen zeigt sich der größte Nachfrageschub bei Expertinnen und Experten für Cloud-Computing und Online-Marketing. Gesucht waren auch Digitalprofis für Social Media und den elektronischen Handel – zwei Bereiche, die besonders stark in der Corona-Pandemie gewachsen sind.
Ein Abflachen des Höhenflugs, wie ihn die aktuellen Quartalszahlen einiger Onlinehändler suggerieren, sehen die Fachleute hierzulande nicht. „Es wäre völlig verfrüht, von einem Ende des Onlinebooms zu sprechen. Das Wachstum des E-Commerce wird in diesem und wohl auch in den nächsten ein, zwei Jahren deutlich über dem liegen, was wir vor der Coronakrise gewohnt waren“, sagt Kai Hudetz vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH). Da viele Unternehmen in der Krise erst mit dem Aufbau eines Onlinevertriebs begonnen haben, ist der Arbeitsmarkt aktuell leer gefegt.
Das gilt auch für das zweite große Wachstumsfeld, das Cloud-Computing, für das 8624 Stellenausschreibungen gezählt wurden. 46 Prozent der Unternehmen in Deutschland nutzen inzwischen öffentliche Cloud-Angebote wie Amazons AWS oder Microsofts Azure, zeigt der aktuelle KPMG-Cloud-Monitor. Gefragt nach ihren aktuellen Investitionsschwerpunkten nannten rund 60 Prozent aller IT-Entscheider das Cloud-Computing, das damit weit vor Trendthemen wie Künstliche Intelligenz (30 Prozent) oder Blockchain (24 Prozent) liegt, wie eine aktuelle Umfrage der Universität Duisburg-Essen zeigt.
Da deutsche Unternehmen im aktuellen Digital Economy and Society Index der Europäischen Union im Cloud-Computing nur den 20. Platz in Europa erreicht haben, ist der Aufholbedarf groß. Offenbar so groß, dass das eigentliche Megathema, die Künstliche Intelligenz, warten muss. Zwar hat auch die Suche nach KI-Fachleuten zugelegt, doch Niveau und Zuwachs fallen im Vergleich zu den Top-Disziplinen verhalten aus.
In internationalen Rankings rangiert die Künstliche Intelligenz dagegen durchweg an erster Stelle in der Prioritätenliste der Unternehmen. Vergleichsweise gering blieb auch die Nachfrage nach Experten in den Bereichen Robotics, 3D-Druck, Industrie 4.0 oder Virtual Reality. Diese Transformationsthemen sind in der aktuell unsicheren Zeit offenbar kaum gefragt.

Dr. Holger Schmidt beschäftigt sich seit zwei Jahrzehnten mit der digitalen Ökonomie. Zunächst als Journalist, heute als Keynote-Speaker, Autor und Uni-Dozent. Die Schwerpunkte des Volkswirts liegen auf den Themen Digitale Transformation, Plattformökonomie, Künstliche Intelligenz und Arbeit 4.0.
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Wäre cool, wenn man auch noch aufführen würde ob es sich um Voll/Teilzeitstellen, unbefristet/ befristet handelt. Und auch wie so die Gehälter im Schnitt aussehen, sowohl für Einsteiger als auch für Erfahrene..