Digitalkonferenz DLD Deutsche Wagniskapitalgeber verpflichten sich zu mehr Klimaschutz
München Mehr als 20 führende Venture-Capital-Unternehmen wollen Verantwortung für das Klima übernehmen. Sie haben sich zusammengetan und eine Klausel für Nachhaltigkeit entwickelt, mit der künftig alle neu finanzierten Unternehmen zu mehr Klimaschutz verpflichtet werden. Das gab der Mitgründer von Berlin Ventures Jan Christoph Gras bei der Innovationskonferenz DLD in München bekannt.
Neben Berlin Ventures beteiligen sich unter anderem die europäischen Wagniskapitalgeber Earlybird, Picus Capital, Project A, Acton Capital, Northzone, Holtzbrinck Ventures, Global Founders Capital und Cherry Ventures.
Es geht nicht nur um informelle Vereinbarungen, sondern um rechtlich bindende Verträge, sagte Earlybird-Partner Fabian Heilemann bei der DLD. Die erste Garde der europäischen Investoren werde ab sofort sagen: „Wenn ein Gründer sich nicht um seine Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft kümmert, sind wir nicht daran interessiert, unser Geld in seine Firma zu stecken“, erklärte er dem Publikum
Die „Sustainability Clause“ haben die Investoren zusammen mit der Initiative Leaders for Climate Action (LFCA) entwickelt. In der Initiative arbeiten deutsche Unternehmer zusammen, die ihre CO2-Emmissionen reduzieren und langfristig klimaneutral werden wollen.
Die Nachhaltigkeitsklausel soll in das Regelwerk zwischen Investoren und Unternehmen, die sogenannten Termsheets, integriert werden. Das Regelwerk verpflichtet Unternehmen, ihren CO2-Ausstoß zu messen, klimafreundliche Reiserichtlinien aufzustellen und Strom von grünen Anbietern zu beziehen.
Partner sensibilisieren
Außerdem soll die Finanzierung von Klimaprojekten als Kompensationsmaßnahme evaluiert und in die Budgetplanung aufgenommen werden. Dabei sollten die striktesten internationalen Zertifizierungsstandards zugrunde gelegt werden. Die Klausel beinhaltet zusätzlich, dass auch Mitarbeiter, Partner, Lieferanten und Kunden für den Klimaschutz sensibilisiert werden sollen.
„Viele Unternehmen aus unserem Portfolio haben das positiv aufgefasst“, sagte Heilemann dem Handelsblatt. Für bisherige Beteiligungen könnten die Investoren die neue Klausel nicht rückwirkend einführen. Auf Wunsch der Start-ups ginge das aber schon. „Mit Bitwala haben wir nur wenige Wochen nach der Veröffentlichung der Sustainable Clause diese rückwirkend umgesetzt.“
Bei Earlybirds jüngstem Investment hätten sich die Gründer sechs Monate Umsetzungszeit ausbedungen, sagte Fabian Heilemann. „Diese Zeit haben wir gerne gewährt, da die Maßnahmen einige operative Umstellungen im Geschäft erfordern – das geht nicht über Nacht.“
Die Klausel hat laut Heilemann keine Auswirkungen auf die Höhe der Earlybird-Investments, „weil C02-Kompensationen zwar mehr kosten, aber klimafreundliche Reiserichtlinien wiederum zu Einsparungen bei den Start-ups in unserem Portfolio führen“, sagte Heilemann. „Die Deutsche Bahn ist in der Regel günstiger als die Lufthansa.“
Mehr: Bei der DLD-Konferenz in München treffen sich Gründer, Unternehmer und Digital-Experten. Sie fordern eine Kehrtwende bei der digitalen Infrastruktur in Europa.
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