Digitalpreis The Spark Start-up Circunomics: Marktplatz für recycelte Autobatterien

Das Start-up sammelt Daten über den Lebenszyklus von alten E-Auto-Akkus und erstellt daraus digitale Zwillinge, sogenannte „Circular Twins“.
Foto: Marc-Steffen Unger
Berlin Wenn Akkus von E-Autos auf dem Recyclinghof landen, sind sie laut Sebastiaan Wolzak noch längst nicht schrottreif. Im Gegenteil: Sie enthalten nicht nur Rohstoffe für neue Batterien, sondern können Schnellladestationen mit zusätzlicher Energie versorgen und Strom in Solaranlagen zwischenspeichern.
Der Chief Operating Officer des Start-ups Circunomics und sein Team betreiben einen Marktplatz für alte Elektroakkus, auf der Verwertungsfirmen und Autohersteller mit gebrauchten Batterien handeln.
Die Schwierigkeit: Informationen zum Zustand der Batterien fehlen. Sie zu erheben sei teuer und aufwendig, sagte Wolzak. Hier komme Circunomics ins Spiel. Das Start-up sammelt alle Daten und erstellt daraus digitale Zwillinge, sogenannte „Circular Twins“. Diese geben Auskunft über den Lebenszyklus und den Wert der Altbatterien. Der Ansatz, Batterien zu bewerten, mit Informationen auszustatten und die Rücknahme und den Weiterverkauf zu optimieren, sei ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt.
Mit diesem Geschäftsmodell hat Circunomics den dritten Platz von „The Spark“ gewonnen, dem deutschen Digitalpreis von Handelsblatt und McKinsey. Circunomics verringere den ökologischen Fußabdruck der Elektromobilität deutlich, betont die Jury. Platz zwei belegte Dabbel mit einer Technik für smarte Gebäudesanierung. Auf Platz eins stand das Start-up Orora Tech, das mithilfe künstlicher Intelligenz ein Frühwarnsystem gegen Waldbrände entwickelt hat.
Ihr Service werde gebraucht, so Wolzak. Schon jetzt zeige sich ein massives Entsorgungsproblem bei alten Batterien. In der Tat: Die Menge an verschrotteten Lithium-Ionen-Batterien steigt Jahr für Jahr an. Laut Umweltbundesamt könnten 2020 schon 10.000 Tonnen angefallen sein.
Für tragfähige Geschäftsmodelle müssten Second-Life-Batterien zu entsprechend niedrigen Kosten und mit noch ausreichender Restperformance vorhanden und neu integrierbar sein, bestätigt ein Bericht des Fraunhofer Instituts.
Zahlen zum Umsatz behält Wolzak lieber für sich. Stattdessen erklärte er sein Geschäftsmodell: Autohersteller bezahlen Circunomics für den digitalen Zwilling, um den Wert der Batterien zu ermitteln. Eine Batterie ließe sich mit bis zu 90 Euro pro Kilowattstunde handeln, zehn Prozent entfallen auf das Start-up. Im kommenden Jahr rechnet Wolzak mit 17.000 verkauften Batterien.
Circunomics wurde 2019 von CEO Patrick Peter gegründet, nachdem der als Doktorand zur Kreislaufwirtschaft geforscht hatte. Bei einem Company Builder entwickelte Peter die Idee eines Batteriepasses, der den Lebenszyklus von Elektroakkus misst und aufzeichnet. Doch weil der Kunde das Projekt nicht annehmen wollte, habe Peter sich selbstständig gemacht, erklärte Wolzak. Er trat dem Unternehmen Anfang des Jahres bei. Ein Schulfreund hatte ihn auf die Stelle aufmerksam gemacht.
Wolzak studierte Maschinenbau und Design, arbeitete mehrere Jahre in der Modeindustrie in London und wechselte schließlich zur Wirtschaftsprüfung PwC nach Deutschland. „Die Entscheidung für Circunomics war goldrichtig“, sagte er. Das habe der dritte Platz bei „The Spark“ bestätigt.
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