Elektroauto-Pionier Twitter-Follower stimmen für Aktienverkauf von Elon Musk – Tesla-Aktie rutscht ab

Der Tesla-Chef ist bekannt dafür, mit seinen Tweets die Märkte zu bewegen.
New York Der Ausnahmeunternehmer Elon Musk greift mal wieder zu einer Ausnahmelösung. Der Tesla-CEO hat seine Follower auf Twitter abstimmen lassen, ob er zehn Prozent seiner Aktien verkaufen soll. Damit würde der E-Auto-Pionier und Weltraumunternehmer, der kein Gehalt und keine Boni für seinen Job als Tesla-Chef bezieht, steuerpflichtig.
„In letzter Zeit wird viel über nicht realisierte Gewinne als Mittel zur Steuervermeidung gesprochen“, schrieb der reichste Mensch der Welt am Samstagabend. „Daher schlage ich vor, zehn Prozent meiner Tesla-Aktien zu verkaufen.“ Seine Follower hatten 24 Stunden Zeit, darüber abzustimmen. Nach Ablauf der Frist hatten mehr als drei Millionen Menschen abgestimmt – gut 57 Prozent davon für den Verkauf der Aktien.
Viele Anleger nahmen das als Verkaufsankündigung ernst und trennten sich am Montag von den Papieren, die vergangene Woche ein Rekordhoch mit 1243 Dollar erreicht hatten. In Frankfurt rutschen die in Deutschland notierten Titel um neun Prozent ab, in den USA vorbörslich ebenfalls. Musks Aktion erinnert an seine Twitter-Posse von 2018 zu einem Delisting der Tesla-Aktie, der ihm viel Ärger und Auflagen der US-Börsenaufsicht SEC einbrachte.
Musks Vermögen wird derzeit auf mehr als 330 Milliarden Dollar geschätzt. 210 Milliarden davon gehen auf seine mehr als 170 Millionen Tesla-Aktien zurück. Wenn er davon zehn Prozent verkauft, könnte er – je nach Aktienkurs – rund 21 Milliarden Dollar erlösen und müsste auf den Gewinn Steuern zahlen.
Der Vorstoß von Musk kommt zu einer Zeit, in der die Regierung von Joe Biden an einer Milliardärssteuer arbeitet: Danach sollen besonders Reiche nicht nur auf ihre realisierten Aktiengewinne Steuern zahlen, sondern auch dann, wenn sie die Aktien weiter halten, aber die Kurse steigen. Biden will die Steuern nutzen, um seine billionenschweren Klima-, Sozial- und Infrastrukturpakete zu finanzieren. Musk hat die Steuerpläne kritisiert.
Elon Musk befragt Twitter-Nutzer über Aktienverkauf: So haben sie entschieden
Hintergrund der Überlegungen in der Biden-Regierung ist, dass die Multimilliardäre in den USA oft nur geringe Steuern zahlen. Laut Daten des Portals Propublica, dem unveröffentlichte Daten des US-Finanzamts IRS zugespielt worden waren, haben die bekanntesten US-Milliardäre in den vergangenen Jahren trotz ihres enormen Vermögenszuwachses nur überaus geringe oder gar keine Steuern gezahlt.
Das gilt für Amazon-Gründer Jeff Bezos ebenso wie für Medienmilliardär Michael Bloomberg und die Investoren Warren Buffett, Carl Icahn und George Soros. Auch Musk hat nach dem Bericht etwa 2018 gar keine Einkommensteuer entrichtet.
Elon Musk könnte ohnehin eine Steuernachzahlung drohen
„Ich werde mich an die Ergebnisse dieser Umfrage halten, egal, wie sie ausgeht“, schrieb Musk auf Twitter, wo er 62,7 Millionen Follower hat. Analysten zufolge muss er möglicherweise ohnehin eine größere Zahl von Aktien verkaufen, um im kommenden Jahr Steuern auf fällige Optionen begleichen zu können.
Einer Pflichtmitteilung zufolge läuft am 13. August 2022 die Möglichkeit für Musk aus, knapp 22,9 Millionen Tesla-Aktien zu je 6,24 Dollar zu kaufen. Basierend auf dem Tesla-Schlusskurs vom Freitag von 1222,09 Dollar könnte Musk dabei grob 28 Milliarden Dollar einstreichen. Laut CNBC droht ihm in diesem Fall eine Steuernachzahlung von mehr als 15 Milliarden Dollar.
Die Abstimmung könnte also auch ein geschickter PR-Stunt sein. Erst vor zwei Wochen hatte Musk auf Twitter dem Direktor des UN-Welternährungsprogramms einen Aktienverkauf angeboten: Wenn er ihm erklären könne, wie man mit sechs Milliarden Dollar den Hunger auf der Welt stoppen könne, dann werde er „sofort“ Aktien in dieser Höhe verkaufen.
Kurskapriolen durch Musks Twitter-Botschaften hatten vor drei Jahren ein Verfahren der US-Börsenaufsicht bis hin zu einer Betrugsklage nach sich gezogen. Damals wurde das Unternehmen Tesla verpflichtet, durch einen Ausschuss Musks Kommunikation zu kontrollieren. Der Manager hatte erklärt, seine Firma durch den Aufkauf aller Aktien von der Börse zu nehmen, die Finanzierung sei gesichert. Das hatte sich als Jux herausgestellt.
„Elon Musk macht mit seiner Twitter-Inszenierung Marketing für Tesla auf höchstem Niveau“, erklärte Frank Schwope, Autoexperte von der NordLB. Tesla etabliere sich mit den in Deutschland und Texas bevorstehenden Produktionsstarts als wichtiger Hersteller. Doch die Aktie sei überbewertet. Der Broker Jefferies erhöhte dagegen das Preisziel für die Aktie auf 1400 Dollar. Denn Musks Elektroauto-Unternehmen hat sich erfolgreich auf den Weg zum Massenhersteller gemacht und könnte nach Einschätzung von Jefferies die Konkurrenz abhängen.
Mit Agenturmaterial
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