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Elektronikhersteller LG zieht sich aus Smartphone-Geschäft zurück – und könnte so ein Beispiel setzen

Nach jahrelangen Verlusten zieht der Konzern den Schlussstrich unter das Smartphone-Geschäft. Dies könnte eine globale Konsolidierungswelle auslösen.
05.04.2021 Update: 05.04.2021 - 15:22 Uhr Kommentieren
Das zweitgrößte südkoreanische Elektronikunternehmen kündigte außerdem an, weiter Mobilfunk-Technologien wie 6G zu entwickeln, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit in anderen Geschäftsbereichen zu stärken. Quelle: AFP
LG-Firmenzentrale in Seoul

Das zweitgrößte südkoreanische Elektronikunternehmen kündigte außerdem an, weiter Mobilfunk-Technologien wie 6G zu entwickeln, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit in anderen Geschäftsbereichen zu stärken.

(Foto: AFP)

Tokio Auf der amerikanischen Technikshow CES sorgte Südkoreas Technikkonzern LG Electronics (LGE) noch mit einem Smartphone für Schlagzeilen, bei dem Nutzer den Bildschirm ausrollen konnten. Nur vier Monate später stampft der Konzern nicht nur seinen Prototyp ein, sondern nach verlustreichen Jahren auch gleich die gesamte Smartphone-Sparte und damit den letzten Hoffnungsfunken, ein digitales Ökosystem um Handys und Haushaltsgeräte aufzubauen.

Bis zum 31. Juli werde LG die Produktion und den Verkauf von Handys einstellen, teilte der Verwaltungsrat am Montag mit. LG begründete diese Entscheidung mit dem „unglaublich umkämpften Mobiltelefonmarkt“. Denn trotz seiner technologischen Leistungsfähigkeit konnte LGE keinen Käufer für seine Sparte finden, die 2020 rund acht Prozent des Umsatzes gemacht hat. Laut unbestätigten südkoreanischen Medienberichten soll das Unternehmen unter anderem mit Volkswagen und der vietnamesischen Vinguard-Gruppe verhandelt haben.

Die Entscheidung sei angesichts der enormen Größe des Smartphone-Markts „ein mutiger Schritt“, meint Ben Wood, Analyst des Marktforschers CCS Insight, gegenüber dem Handelsblatt – mit möglicherweise weitreichenden Folgen. „Es gibt wenig Zweifel, dass eine Reihe anderer Hersteller von Mobiltelefonen im unteren Preissegment die Neuigkeiten von LG sehen und sich fragen werden, wie lange sie in einem so hart umkämpften, übersättigten Markt bestehen können.“ LG hat für Wood einen besonderen Signalcharakter. Immerhin ist der Konzern ein Elektronikgigant mit zuletzt 48 Milliarden Euro Jahresumsatz. Und der hat sich laut Wood „eindeutig entschieden, dass er die endlosen Verluste seiner Sparte nicht länger akzeptieren könne“.

Experimente reichen nicht aus

Nicht einmal der Start neuer Handyformen wie Klapp- und Drehhandys mit zwei Bildschirmen konnte das Geschäft beleben. Im vierten Quartal 2020 verlor das Unternehmen trotz jahrelanger Sanierungsversuche mit jedem verkauften Gerät 18 Prozent des Verkaufspreises. Anders als der japanische Rivale Sony konnte LG nicht einmal von der Hoffnung bei der Stange gehalten werden, beim nächsten Technologiesprung in der Mobilwelt den großen Wurf zu landen. Sony hatte während seiner großen Krise sein Smartphone-Geschäft nicht geopfert, sondern sich auf Foto- und Videografie als Nische fokussiert. So wollte das Management auf Tuchfühlung zum rasant wachsenden Markt für vernetzte Mobilgeräte und -dienste sowie Plattformen bleiben.

LGs Lokalrivale Samsung ist dabei für Sony ein Vorbild: Mit seiner Smartthings-Cloud versucht der Konzern, seine Weltmarktführerschaft bei Handys dazu zu nutzen, gegen Google, Amazon und Apple eine Plattform für das vernetzte Haus zu etablieren. So will Samsung den Verkauf seiner Geräte fördern. Bei Sony zahlt sich der lange Atem in der Mobilsparte sogar mit kleinen, aber stetigen Gewinnen aus. Nur bot sich der Ausweg in die funktionale Nische für LG offenbar nicht an. Denn im Gegensatz zu Sony verkaufen die Koreaner keine Digitalkameras und Spielekonsolen, die agile Marken in der Mobilwelt vieler Menschen sind. LG ist stattdessen vor allem bei Fernsehern und Haushaltsgeräten stark, die lange Lebenszyklen aufweisen.

Zudem setzt der Konzern vermehrt auf Unternehmenskunden. Der Ausstieg aus dem Smartphone-Geschäft erlaube es dem Konzern, größere Ressourcen auf Wachstumsfelder zu konzentrieren, erklärte der Vorstand nun, namentlich auf Bauteile für Elektroautos, vernetzte Haushaltsgeräte und Fernseher, smarte Wohnungen, Roboter und Künstliche Intelligenz.

Die Smartphone-Sparte erwies sich dabei als teurer Ballast. Kontinuierlich verlor LG Marktanteile an das Heer chinesischer Hersteller, merkt Analyst Wood an. Darüber hinaus musste der Konzern besonders in seinem Heimatmarkt mit dem Weltmarktführer Samsung konkurrieren, der dank enormer Massenfertigung große Vorteile im Preiskampf genießt. Laut dem Marktforscher Counterpoint führte Samsung im Jahr 2020 mit einem Weltmarktanteil von 18 Prozent vor Apple und dem chinesischen Hersteller Xiaomi. LG hingegen fristete global mit nur noch zwei Prozent und daheim mit nur zehn Prozent ein Schattendasein.

Das Unternehmen warnte zwar am Montag, dass mit dem Ausstieg nun auch der Konzernumsatz deutlich sinken wird. Aber Analysten rechnen damit, dass LGs Gewinn durch einen Ausstieg allein in diesem Jahr um umgerechnet 750 Millionen Euro steigen könnte. Auch die Kreditbewertungsagentur Moody’s lobte vorausschauend den Schritt, als sie LGs Bonitätsrating im Februar um eine Stufe auf „Baa2“ erhöhte. Ein Ausstieg aus dem Smartphone-Geschäft würde „das Profil von LGs Gewinnen und Geschäft wahrscheinlich verbessern“, urteilten die Experten damals.

Mehr: Chinas Techkonzern Xiaomi will zehn Milliarden Dollar in Autoproduktion stecken

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