Emirate locken Gründer Kaum Steuern, moderne Technologien: Warum Start-ups wie Cruise nach Dubai gehen

Die GM-Tochter will autonom fahrende Robotaxis auf Dubais Straßen schicken.
Berlin, Düsseldorf Das US-Start-up Cruise will in Dubai groß auffahren: Ab 2023 sind in der Stadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Robotaxi unterwegs. Bis 2030 sollen es 4000 Fahrzeuge sein, ein Viertel aller Fahrten in der Stadt soll dann autonom sein. „Einzigartig in der Welt“ nannte Hamdan bin Mohammed bin Rashid Al Maktoum das Abkommen mit Cruise. Er ist Scheich und Erbprinz der Vereinigten Arabischen Emirate.
Cruise ist für seine autonome Fahrtechnik bekannt und gilt mit als führend in der Branche. Mit einer Bewertung von 30 Milliarden Dollar gilt es als eines der wertvollsten Start-ups der USA. General Motors (GM) ist mit rund 70 Prozent Hauptaktionär. Die Firma testet seine Fahrtechnik seit fünf Jahren in seiner Heimatstadt San Francisco. Seit einiger Zeit prognostizierten Analysten eine Ausweitung des Cruise-Programms in andere Städte, vor allem in den USA.
Warum wählte Cruise eine Metropole im Mittleren Osten? Die Emirate und Dubai wollen sich wirtschaftlich neu aufstellen, fördern Start-ups und helfen mit niedrigen Steuern und vereinfachter Regulierung. Sie müssen keine Einkommensteuern zahlen, und Gründern bieten sie auch die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Arabischen Emirate an. Zudem zeigen sich junge Staatsführer wie Kronprinz Al Maktoum aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien.
Die Angebote zeigen bereits erste Erfolge: Der Pakistan-Amerikaner Mudassir Sheikha gründete in Dubai den Fahrdienst Careem, den Uber vor zwei Jahren für 3,1 Milliarden Dollar kaufte. Daneben befinden sich auch bereits andere große Start-ups in Dubai: Bildungsplattformen, der Amazon-Rivale noon.com oder die Emerging Markets Property Group (EMPG), eine führende Anzeigenplattform im Mittleren Osten und Nordafrika.
Auch deutsche Start-ups zieht es an den Golf. Nicht nur Taxis sollen künftig autonom fahren: In einer fünfjährigen Testphase befindet sich auch der deutsche Volocopter, der autonom fliegend als Flugtaxi eingesetzt wird.
Softbank finanziert Cruise – Emirate finanzieren Softbank
Dabei helfen Beziehungen der arabischen Pensionsfonds, die in zahlreiche Tech-Start-ups investiert haben. Bei Cruise ist der japanische Investor Softbank mit rund 20 Prozent beteiligt. Einer der Hauptinvestoren wiederum beim Softbank Vision Funds ist mit 15 Milliarden Dollar die staatliche Investmentgesellschaft Mubadala von den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Die Geschäftsbeziehungen sind so eng, dass Softbank vor wenigen Monaten über einen Umzug seines Vision Funds aus London nach Abu Dhabi nachgedacht hat. Dort locken die niedrigen Steuern und die Nähe zum Geldgeber. Man sei „sehr aktiv involviert“, den Fonds in das Land zu holen, sagte im Herbst Tariq Bin Hendi, Generaldirektor von dem Abu Dhabi Investment Office.
In dem Fernsehinterview mit einem US-Börsensender warb Bin Hendi für seine Heimat, verwies auf die hohe Impfquote in seinem Land und „den Fokus auf den Schutz von Humankapital“. Das Land befände sich in Gesprächen mit „den kleinsten Unternehmen und den größten“, um Investitionen anzuziehen.
Vor allem junge Frauen studieren Mint-Fächer und wollen gründen
Dubai baute mit seiner Internetcity und dem Design District Inkubatoren für junge Firmen aus dem Techniksektor und die Kreativwirtschaft auf. Nun kommt eine 8,2 Milliarden Dollar umfassende Finanzhilfe für Mittelständler und Start-ups durch die Emirates Development Bank hinzu.
Die staatliche Förderbank soll mit zinsgünstigen Krediten und Zuschüssen den Unternehmen helfen. „Das nützt vor allem auch Gründerinnen“, sagt Kellie Whitehead vom Female Fusion Network in Dubai. Denn Firmen von Frauen seien oft länger „Mikro-Unternehmen“, bevor sie in die männlich dominierte Welt des Mittelstands wüchsen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate umwerben Start-ups und Unternehmen aus aller Welt.
Dabei hätten vor allem junge Frauen in den Emiraten enorme Ambitionen für Firmengründungen und stellten schon jetzt mehr als die Hälfte der Studierenden naturwissenschaftlich-mathematischer Fächer, berichtet Sahra bint Yousif Al-Amiri. Die 34-Jährige ist wissenschaftliche Leiterin der Mars-Mission der Emirate, Chefin der Raumfahrtagentur ihres Landes und zugleich noch Staatsministerin für fortschrittliche Technologien. Sie stünde vor der Herausforderung, „jetzt sogar dafür sorgen, dass die Balance zwischen Jungen und Mädchen in den innovativsten Fächern gewahrt bleibt“.
Denn gerade die beschlossene milliardenschwere Förderung der Kreativwirtschaft locke Frauen an. Der Anteil der Kreativwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt soll von 2,6 auf fünf Prozent steigen und von 8000 auf 15.000 Firmen binnen fünf Jahren. Das sagt Khadija Al Bastaki, Chefin von Dubais Design District. Immer mehr Design-, Architektur- und Modebüros würden dort Flächen anmieten – auch Gründer, die bisher in anderen Ländern gewohnt haben. Die Kreativwirtschaft solle der „Wachstumsmotor“ werden, sagt sie.
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