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Facebook Der größte Ausfall in der Internetgeschichte – Die wichtigsten Antworten zum Facebook-Debakel

Stundenlang haben am Montag Instagram, WhatsApp und Facebook nicht funktioniert. Welche Auswirkungen hat das auf das Unternehmen und die Nutzer?
06.10.2021 - 12:55 Uhr Kommentieren
Sechs Stunden lang waren Dienste von Facebook nicht aufrufbar. Quelle: ddp/abaca press
Facebook

Sechs Stunden lang waren Dienste von Facebook nicht aufrufbar.

(Foto: ddp/abaca press)

Düsseldorf So einen Ausfall hat es in der Geschichte des Internets bislang nicht gegeben. Sechs Stunden lang funktionierten die Apps und Websites von Facebook am Montag nicht richtig. Jetzt entschuldigt sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg in einem Eintrag auf der Plattform.

Der Vorfall wirft viele Fragen für das Unternehmen und seine fast drei Milliarden täglichen Nutzer auf. Hier die wichtigsten Antworten:

Was war die Ursache?

Ab 17.45 Uhr deutscher Zeit waren diverse Facebook-Anwendungen nicht mehr zu erreichen. Der Konzern macht eine Fehlkonfiguration dafür verantwortlich. Dahinter stecken fehlerhaft codierte Softwareprogramme, die die Verbindung mit den Datenzentren von Facebook blockierten.

Zu dem Fehler kam es bei „routinemäßigen Wartungsarbeiten“, wie Santosh Janardhan sagte, der bei Facebook für die Infrastruktur zuständig ist. Die Programmierer wollten mit einem Computerbefehl die Verfügbarkeit der globalen Netzwerkkapazität prüfen. „Ohne Absicht“ wurden dabei auch alle Verbindungen zum Netzwerk gekappt.

Überall auf der Welt konnten gestern IT-Experten beobachten, wie das sogenannte „Border Gateway Protocol“ (BGP) von Facebook verschwand. BGP ist so etwas wie ein Leuchtturm im Meer des Internets, der anderen Netzwerken anzeigt, wo die Server des Unternehmens zu finden sind.

Der Kontakt zur Außenwelt war damit gekappt, das „Domain Name System“ (DNS) von Facebook nicht mehr zu finden. Das zog eine Kaskade weiterer Probleme nach sich. Die DNS-Server waren nicht mehr ansteuerbar, was zu einem selbstverstärkenden Effekt führte: Die Nutzer waren über den technischen Ausfall häufig so verblüfft, dass sie laut dem Softwareunternehmen Cloudflare „manchmal sehr aggressiv“ versuchten, Facebook wieder und wieder anzusteuern. Viele löschten ihre Apps, um sie neu aufzuspielen. Der Effekt: Die Anfragen stiegen um das 30-Fache, was wiederum den Servern von anderen Internetanbietern Probleme bescherte.

Wer bei Facebook den Fehler programmierte, ist im Detail nicht bekannt. Fehlkonfigurationen im Internet sind aber grundsätzlich nicht ungewöhnlich. So findet die Sicherheitsplattform Trend Micro durchschnittlich 230 Millionen Fehlkonfigurationen pro Tag. Die belasten nicht nur den reibungslosen Ablauf der IT-Systeme, sondern sind auch ein großes Sicherheitsrisiko. Laut dem Marktforschungsinstitut ESG sind 27 Prozent aller Cybersecurity-Angriffe auf Fehlkonfigurationen zurückzuführen.

Welche Dienste waren betroffen?

Zu den ersten Fehlermeldungen kam es beim Sozialnetzwerk Facebook, danach fielen auch die Foto-App Instagram und der Messengerdienst WhatsApp aus. Der Ausfall war laut der amerikanischen IT-Firma Downdetector der größte in der Geschichte. Insgesamt beschwerten sich 14 Millionen Nutzer weltweit über Probleme.

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Was weniger bekannt ist: Betroffen war auch Workplace, das Angebot von Facebook für interne Unternehmenskommunikation – das mit Anbietern wie Slack konkurriert. Bekannt wurde es vor wenigen Tagen durch die Whistleblowerin Frances Haugen, die kurz vor ihrem Weggang von Facebook verschiedene heikle Dateien aus Workplace holte und veröffentlichte.

Der Ausfall der internen Kommunikation bei Facebook erschwerte die Problemlösung erheblich. Angestellte nutzten laut US-Medienberichten Zoom, E-Mail oder andere Kommunikationsplattformen. Um 23.45 Uhr war der Zugang zu Facebook wiederhergestellt, bei WhatsApp dauerte es länger.

Welche Folgen hat der Vorfall für Facebook und die Aktie?

Der Kurs von Facebook ging am Dienstag steil nach unten – insgesamt verlor der Konzern rund 40 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung. Allerdings war das in erster Linie dem schwachen Marktumfeld anzurechnen, Tech-Werte verloren insgesamt stark.

Der Internetausfall von Facebook selbst war am Kurschart dagegen nur schwach abzulesen. Die Aktie gab nach Bekanntgabe der Störung nur wenige Dollar nach. Den Verlust machte das Papier zum Handelsende wieder wett.

Die verhaltene Reaktion der Anleger erklärt sich aus dem begrenzten wirtschaftlichen Schaden für Facebook. Der Netzwerkeffekt seiner Dienste ist sehr stark – so wird sich kaum jemand aufgrund der Störung beispielsweise von Instagram abmelden.

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Allerdings vermeldeten die Nachrichtendienste Signal und Telegram deutlich mehr Anfragen. So schnellte Signal in den USA um 55 Plätze nach oben bis auf Rang eins der iPhone-Downloads. Aber wenn Freunde oder Bekannte nicht mitziehen, werden viele Nutzer sich wohl nicht komplett von WhatsApp verabschieden. Das wäre vielleicht anders, wenn es regelmäßig zu Ausfällen kommen würde. So aber tun Nutzer den Vorfall als einmalige Sache ab.

Wie groß ist der Schaden für die Nutzer?

Der Ausfall hat auch wirtschaftliche Folgen für unzählige Unternehmen und Selbstständige, die Facebook, Instagram und WhatsApp nutzen, um Kunden anzuwerben, Produkte zu verkaufen und mit ihren Kunden zu kommunizieren. Laut Telefónica (O2) lag am Montagabend die Zahl der verschickten SMS dreimal so hoch wie gewöhnlich.

Auch viele Gamer waren von dem Ausfall betroffen: Prominente Computerspieler filmen sich bei ihren Games; weil Facebook ihren Tausenden Fans dabei Werbung ausspielt, können sich die Spieler teilweise ihren Lebensunterhalt damit finanzieren.

Ähnlich funktioniert auch das Geschäftsmodell vieler Instagram-Influencer. Manche von ihnen konnten vorübergehend auf andere Plattformen ausweichen, viele beklagten jedoch im Netz, sie erreichten nicht alle ihre Fans und Kunden.

Ein Anhaltspunkt: Influencer mit 1000 bis 5000 Followern verdienen im Durchschnitt zehn bis 60 Dollar pro Post. Laut der Cybersecurity-Organisation Netblocks kostete der Ausfall der Weltwirtschaft insgesamt 160 Millionen Dollar pro Stunde.

In den amerikanischen Medien zeigten sich viele der Internet-Selbstständigen allerdings gelassen. „Ich würde das wie eine Naturkatastrophe in sozialen Medien betrachten“, sagte beispielsweise Elizabeth Gore dem „Wall Street Journal“. Sie ist die Gründerin von Hello Alice, die Firmen und Selbstständige berät.

Gab es schon ähnliche Vorfälle?  

Im Frühjahr 2019 hatte es bei Facebook bereits einen größeren Ausfall gegeben. Für eine Stunde waren alle Dienste nicht nutzbar, das Unternehmen machte auch damals eine Fehlkonfiguration verantwortlich.

Der bislang größte Facebook-Ausfall ereignete sich 2008. Damals legte ein Virus das System für einen Tag lahm. Allerdings waren weltweit nur 80 Millionen Nutzer betroffen – weil Facebook erst vier Jahre alt war und der große Wachstumsschub noch bevorstand.

Solche Schwierigkeiten hat aber nicht nur Facebook. So funktionierten die größten Internetsites der Welt im Juni 2021 nicht, als der amerikanische Cloud-Computing-Dienst Fastly einen Ausfall hatte. Die Websites von Amazon, Reddit oder der englischen Regierung waren stundenlang nicht ansteuerbar.

Etwas Besonderes war der Internetausfall 2016. Dahinter steckte kein technischer Fehler, sondern der bislang größte bekannte Cyberangriff der Geschichte. Der amerikanische DNS-Anbieter Dyn wurde von Hackern mit so vielen Anfragen überschüttet, dass zahlreiche Internetsites und Plattformen wie Twitter, Netflix oder CNN stundenlang vom Netz gingen.

Mehr: Facebook nennt Konfigurationsfehler als Ursache für Ausfall

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