Facebook-Gründer Mark Zuckerberg „Wir haben nicht die Werkzeuge, um die russische Regierung zu stoppen“

„Als Privatunternehmen haben wir nicht die Werkzeuge, um die russische Regierung darin zu stoppen.“
Aspen Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat die US-Regierung aufgefordert, stärker gegen Manipulationsversuche anderer Staaten im Internet vorzugehen.
Mit Blick auf mutmaßliche Einflussnahmen Russlands auf die US-Präsidentschaftswahl 2016 sagte Zuckerberg am Mittwoch: „Als Privatunternehmen haben wir nicht die Werkzeuge, um die russische Regierung darin zu stoppen. Wir können uns so gut wie möglich verteidigen, aber letztlich hat unsere Regierung die Werkzeuge, um Druck auf Russland auszuüben, nicht wir“.
Die Regierung von US-Präsident Donald Trump habe nach 2016 keinerlei Maßnahmen gegen die versuchte Einflussnahme ergriffen, kritisierte der Facebook-Gründer auf der Ideenkonferenz „Aspen Ideas Festival“ in Colorado. Dies habe das falsche Signal an die Welt gesendet, bei Facebook sei so etwas eben möglich. Seither registriere das Netzwerk „verstärkte Aktivität“ vonseiten des Irans und anderer Länder.
Die Sicherheitsvorkehrungen bei Facebook seien massiv hochgefahren worden, erklärte Zuckerberg. Das soziale Netzwerk habe mehrere Strategien entwickelt, um zu verhindern, dass staatliche Akteure Einfluss auf Wahlen weltweit nehmen könnten. Facebook könne jedoch selbst wenig daran ändern, dass die Möglichkeiten politischer Einflussnahme über Netzwerke für Staaten reizvoll seien.
Seit der Wahl 2016, die Trump gegen die Demokratin Hillary Clinton gewonnen hatte, wird Russland vorgeworfen, sich unter anderem mit automatisierten Programmen im Internet in den Wahlkampf eingemischt und Kampagnen gegen Clinton gefahren zu haben.
Zuckerbergs Erklärungen deuten Richtungswechsel an
Facebook und der Kurznachrichtendienst Twitter hatten später berichtet, unzureichend auf Versuche russischer Einflussnahme vorbereitet gewesen zu sein. Russland dementiert jegliche Einmischung in die US-Wahl.
Facebook prüft zudem, wie es umgehen will mit Deepfake-Videos – also Videos bei denen Gesichter und Stimmen täuschend echt ersetzt werden. Es ergebe vielleicht Sinn, solche Aufnahmen anders zu behandeln als etwa Falschnachrichten, erklärte Zuckerberg. Man müsse sich fragen, ob „Deepfakes“ eine „komplett andere Kategorie“ seien als Falschinformationen. Die Entwicklung von Richtlinien zu solchen Videos sei wichtig, da sich Künstliche Intelligenz ständig weiterentwickele.
„Deepfake“-Videos werden mit Künstlicher Intelligenz und Hightech-Programmen zusammengesetzt. Sie wirken wie realistische Aufnahmen, sind aber gefälscht. Die potenziellen Gefahren sind erst in den vergangenen Jahren deutlicher geworden.
In der Vergangenheit hatten Facebook-Manager stets gesagt, „Deepfakes“ sollten genau wie andere falsche oder irreführende Informationen behandelt werden. Zuckerbergs Erklärungen deuten nun einen Richtungswechsel an, möglicherweise bis hin zum Verbot solcher manipulierter Videos auf Facebook.
Dies würde aber Schwierigkeiten mit sich bringen: Videos etwa, die Satire, Kunst und politisch diverse Meinungen zeigen, könnten von einem etwaigen zu weit gefassten Verbot betroffen sein. Andere Videos wiederum könnten erlaubt bleiben, wie etwa eine manipulierte Aufnahme von US-Topdemokratin Nancy Pelosi Ende Mai. Sie war so verändert worden, dass es schien, als sei Pelosi betrunken und würde lallen. Das Video fällt aber nicht unter die Definition „Deepfake“.
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