Five9 Kauf von Callcenter-Anbieter in Milliardenhöhe durch Zoom geplatzt

Die Übernahme von Five9 hat nicht geklappt.
San José Die Pläne von Zoom, sich mit einer Milliardenübernahme im Callcenter-Geschäft zu etablieren, sind gescheitert. Die Aktionäre der Firma Five9, die Zoom schlucken wollte, lehnten den Deal ab, wie die Unternehmen in der Nacht zum Freitag mitteilten. Deswegen wurde die Kaufvereinbarung aufgelöst.
Als Grund hierfür wurden Wachstumsbedenken genannt. „Die Vereinbarung hat nicht die erforderliche Anzahl von Stimmen erhalten, um die Fusion mit Zoom zu genehmigen“, hieß es in einer Stellungnahme des Konzerns Five9 in Kalifornien. „Five9 wird weiterhin als eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen agieren.“ Zoom und Five9 hatten jeweils die Möglichkeit, den Fusionsvertrag zu kündigen, falls die Aktionäre nicht einer Fusion zustimmen würden. Five9-Chef Rowan Trollope kündigte an, bald Pläne für die weitere Strategie als eigenständiges Unternehmen vorzustellen.
Zoom hatte die Übernahme von Five9 im Juli angekündigt und wollte seine in der Pandemie gestiegenen Aktien als Währung nutzen, um den damals angegebenen Kaufpreis von 14,7 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro) zu zahlen. Allerdings fiel der Kurs der Zoom-Papiere seitdem um mehr als ein Viertel – von rund 362 auf zuletzt gut 261,50 Dollar. Damit wurde der Deal für die Aktionäre von Five9 weniger lukrativ, auch wenn ihre Firma in der Zeit an der Börse auch rund ein Zehntel ihres Werts verlor.
Erschwerend kam in den vergangenen Wochen hinzu, dass die US-Regierung eine intensive Prüfung der Übernahme ankündigte. Ein spezielles Gremium unter Führung des Justizministeriums ging der Frage nach, ob der Deal Risiken für die nationale Sicherheit der USA berge.
Five9 ist ein Spezialist für in der Cloud betriebene Callcenter. Mit dem Kauf hätte Zoom sein Geschäft weiter über Videokonferenzen hinaus ausbauen können. Zoom-Chef Eric Yuan versicherte in einem Blogeintrag, dass der Rückschlag die Pläne von Zoom zur Erweiterung des Geschäfts nicht beeinträchtigen werde, da Five9 nicht entscheidend für den Erfolg der Plattform gewesen sei.
Zoom war mit der Coronakrise in eine neue Liga aufgestiegen. Die Firma sollte ursprünglich Videokonferenzen für Unternehmen zur Verfügung stellen. In der Pandemie nahm aber nicht nur die Nutzung in Firmen zu: Auch Privatpersonen greifen zu Zoom für alle möglichen Gelegenheiten – von Familientreffen bis zu Yoga-Stunden.
Nach Umsatzsprüngen von mehr als 300 Prozent im vergangenen Jahr hat sich das Wachstum normalisiert. Zoom versucht deshalb, den Rückenwind für den Ausbau seines Geschäfts zu nutzen. Der Plan ist unter anderem, neben Videokonferenzen auch die Versorgung mit Telefonie in Firmen zu übernehmen.
Mehr: US-Regierung nimmt Zooms Pläne für Milliarden-Zukauf unter die Lupe
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