Gesa Miczaika und Bettine Schmitz Wagniskapital nur für Frauen: Wie zwei Investorinnen die Start-up-Welt verändern wollen

v.l.: Gesa Miczaika und Bettine Schmitz wollen mit ihrem neuen Fonds mehr Frauen zu Wagniskapital bringen.
Düsseldorf Drei Millionen Euro sind für ein kleines Start-up viel Geld. Ein Erfolg für Peers, eine Lernplattform, die mit KI Weiterbildungsprogramme anbietet.
Die Gründerin Elisa Hertzler holte sich das Geld von einem neuen innovativen Netzwerk. Der Female Catalyst Fund von Gesa Miczaika und Bettine Schmitz machte es möglich. Sie gaben selbst Geld und vermittelten andere Investoren. „Sie haben mir sehr geholfen“, sagt Hertzler. Und helfen weiter: bei der Suche nach einem Aufsichtsratsmitglied für das Start-up mit Software-Expertise.
Die Gründerinnen der Beteiligungsfirma Auxxo haben den Female Catalyst Fund aufgestellt, Deutschlands ersten Wagniskapitalfonds, der ausschließlich an weiblich besetzte Start-ups gerichtet ist. Geld bekommen gemischte Teams, wenn Frauen mindestens 20 Prozent der Gründungsanteile halten.
15 Millionen Euro kamen bis jetzt für den Fonds zusammen – in erster Linie von Geldgeberinnen. Angeschlossen haben sich Tina Müller, Chefin von Douglas, Investorin Verena Pausder, die irische Seriengründerin Emma Tracey und Wagniskapitalgeber wie Cherry Ventures.
Ausgeschlossen werden bei ihren Investitionen reine Männerteams. Das sei eine bewusste Entscheidung, sagt Miczaika: „Das Problem ist, dass die Komitees der meisten Wagniskapitalfonds sehr männlich dominiert sind.“ Sie nehme in der Szene wahr, dass Männer eher Männerteams fördern würden, Gründerinnen dagegen häufig übersehen werden und seltener zu Wagniskapital kommen.
„Wir sind ja nur ein Puzzlestück im gesamten Shareholderkreis“, ergänzt die Investorin. „Wenn wir das jetzt auch noch durchmischen, dann bleibt die Frauenquote in der gesamten Eigentümerstruktur niedrig.“
Anteil der Gründerinnen wächst nur langsam
Aktuelle Untersuchungen verstärken das Bild. Zwar ist laut einer Studie von PwC und dem Bundesverband Deutscher Start-ups der Anteil an Gründerinnen im vergangenen Jahr von 15,9 auf 17,7 Prozent gestiegen. Allerdings zeigt die Auswertung auch, dass zwischen 2017 und 2020 der Anteil zwischen 14 und 16 Prozent stagniert hat.
Der aktuelle Female Founders Monitor ergibt wiederum: Fünf Prozent der Gründerinnen haben bisher mehr als eine Million Euro an Finanzierung aufgenommen, bei den Männerteams sind es 30 Prozent.
Um die Szene diverser zu gestalten, setzen Miczaika und Schmitz bei ihrer Strategie auf Co-Investments, die sie in weibliche oder gemischte Teams tätigen. „Wir gehen zusammen mit anderen Wagniskapitalgebern in gute Deals rein“, sagt Gesa Miczaika. So würden sie die ausgewählten Start-ups direkt mit weiteren größeren Lead-Investoren verbinden können.
Erfahrung haben die Mathematikerin Schmitz und die Volkswirtin Miczaika mit 14 Start-up-Deals über die 2018 gegründete Auxxo gesammelt. Zuvor war Schmitz Investorin beim Alex Springer Plug & Play Accelerator, Miczaika hingegen bei der Boston Consulting Group und als selbstständige Digitalberaterin aktiv.
Start-ups brauchen Potenzial für Venture-Capital
Doch ein weibliches Gründerteam allein reicht noch nicht, um Geld vom Female Catalyst Fund zu erhalten. Die Idee muss, wie Investorin Miczaika sagt, Venture-Capital-Potenzial haben. Das treffe auf das Start-up von Elisa Hertzler zu. Ihre digitale Lernplattform läuft mit einem Algorithmus und bietet zusammengestellte Lerninhalte für Arbeitnehmer, die sich weiterbilden müssen oder wollen.
„Die KI ermittelt Lernbedarfe in Unternehmen anhand der Fähigkeiten der Mitarbeiter, und stellt dann ein Programm zusammen“, erklärt sie. Die Lerninhalte kämen von Partnern wie dem Tüv, der Haufe Akademie und Cornelsen.

Elisa Hertzler war eine der ersten Gründerinnen, die für ihr Start-up vom Female Catalyst Fund unterstützt wurde.
„Aus unserer Sicht kann man sich mit der Plattform ganz vorne am Arbeitsmarkt positionieren“, sagt Miczaika, „so wie ein Booking.com für Weiterbildungen.“ Insgesamt haben bereits sechs Start-ups Geld aus dem Fonds bekommen. Dazu zählen Women Cycles, eine Videoplattform für Gesundheitsthemen für Frauen, oder ein Start-up im grünen Chemiebereich, das Nachahmermedikamente umweltfreundlich herstellt.
Mehr Geschlechterparität in der Start-up-Welt wollen auch einige andere Initiativen schaffen, so etwa Encourageventures. In dem Verein haben sich 60 Frauen aus der Wirtschaft zusammengeschlossen, darunter Ina Schlie, früher Managerin bei SAP, oder Ana-Cristina Grohnert, Vorsitzende der Charta der Vielfalt. Sie unterstützen ebenfalls Start-ups in frühen Phasen mit mindestens einer Frau im Team, sowohl finanziell als auch mit Coaching.
Tina Müller, die auch bei Encourageventures dabei ist, hat sich aus Überzeugung beim Female Catalyst Fund beteiligt: „Solange die Wirtschaft noch in Schieflage steht, was die Zahlen angeht, lohnt es sich, sich dafür zu engagieren.“
Wenn der Plan von Miczaika und Schmitz aufgeht, und die Wagniskapitalszene weiblicher wird, können sie sich aber vorstellen, auch einen Mann ins Team zu holen. „Studien zeigen ja, dass diverse Teams besser sind“, hält Miczaika fest. „Das sehen wir, und das wollen wir natürlich auch.“
Mehr: Warum prominente Gründer und Familienunternehmer alle in diesen Wagniskapitalgeber investieren
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Ich habe im Handelsblatt schon unzählige hochinteressante Beiträge gelesen. Dieser gehört nicht dazu. Diese großartigen Frauenthemen bringen mir als Investor buchstäblich nichts, und werden die wahrscheinlich hauptsächlich männlichen Leser ebenfalls wenig interessieren. Vielleicht wäre z.B. ein interessanteres Thema, wie man sich vor einem Pleitegang des Brokers schützen kann ( falls den Redakteuren die Beitragsideen ausgehen ) - meines Wissens sind nur 100.000 Euro abgesichert - was ist mit den Aktien ? - verfallen diese ? - mehrere Broker nutzen ? - wie machen reiche Leute das ? Kaufen die die Aktien physisch und legen diese in Schließfächer oder Tresore ? Weiß da jemand was ?