Gewerkschaften Wie Google in der Schweiz gegen Arbeitnehmerrechte arbeitet

Bei den Schweizer Mitarbeitern kam der Interventionsversuch offenbar nicht gut an.
Zürich, Düsseldorf Der Internetkonzern Google setzt sich ein klares Ziel – zumindest in der Theorie: „Don’t be evil“ – sei nicht böse, heißt es bis heute im Verhaltenskodex des Konzerns. Ein Vorfall aus der Schweiz passt so gar nicht zu diesem Vorsatz. Das Unternehmen hat offenbar versucht, ein Treffen zwischen Gewerkschaftern und Google-Mitarbeitern in Zürich zu verhindern.
Bei den Mitarbeitern des Konzerns sorgte das Vorgehen des Konzerns für Frust. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf das angespannte Verhältnis des Tech-Konzerns zu seinen Arbeitnehmern.
Google beschäftigt in der Europazentrale in Zürich etwa 2000 Mitarbeiter. Bei der Veranstaltung sollte es um die Rolle von Gewerkschaften in der Schweiz gehen. Doch Google-Manager versuchten, das Treffen abzusagen, wie das US-Medienportal „Vox.com“ unter der Berufung auf interne Mails zuerst berichtete.
Lena Allenspach von der Gewerkschaft Syndicom bestätigt den Vorfall. „Mitarbeitende von Google haben uns eingeladen, um Fragen zur arbeitsrechtlichen Situation in der Schweiz zu diskutieren“, sagt Allenspach. In der Belegschaft gebe es für das Thema großes Interesse. „Viele Google-Mitarbeitende stammen aus dem Ausland und sind mit den arbeitsrechtlichen Regeln in der Schweiz nicht vertraut.“
Google soll die Absage damit begründet haben, dass das Unternehmen solche Veranstaltungen lieber selbst organisieren will. Man plane deshalb eine eigene Gesprächsrunde mit verschiedenen Gästen. Eine Anfrage zu dem Vorfall ließ das Unternehmen bislang unbeantwortet.
Bei Google-Mitarbeitern in Zürich kam der Interventionsversuch des Unternehmens offenbar nicht gut an. „Vox.com“ zitiert aus internen Nachrichten, in denen sie ihrem Ärger Luft machen: „Googler sind schlau genug, um zu erkennen, was das ist: eine irrationale Angst vor allem, das möglicherweise zu systemischen Wandel führen könnte“, heißt es dort etwa.
Die umstrittene Veranstaltung fand trotz der Intervention von Google statt. Dabei gab es auch einen Livestream für die Belegschaft. Zwar hat Google für die kommende Woche ein Panel anberaumt, zudem auch Syndicom-Vertreter geladen wurden, aber: „Die Mitarbeitenden sollten die Möglichkeit haben auch diesen Talk unter ihren eigenen Bedingungen durchführen zu können“, sagt Gewerkschafterin Allenspach.
Ziel sei es, die Arbeitnehmer bei ihrem Anliegen bestmöglich zu unterstützen. Dabei sei man auch für den sozialen Dialog mit dem Google-Management offen.
Als Arbeitgeber hat Google einen guten Ruf
Der Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmervertretern spielt in der Schweiz eine wichtige Rolle: Wie so oft in der Eidgenossenschaft wird auch hier der Konsens gepflegt. Beide Seiten sind in der Regel um den Arbeitsfrieden bemüht. Konflikte löst man meistens am Verhandlungstisch und nicht per Streik.
Das setzt aber voraus, dass auch tatsächlich ein Austausch stattfindet. Umso mehr zeigen sich Gewerkschaftsvertreter vom Vorgehen des Konzerns überrascht. Arbeitnehmervertreter vermuten, dass Google mit den Gepflogenheiten in der Schweiz womöglich nicht vertraut sein könnte.
Grundsätzlich genießt Google als Arbeitgeber weltweit einen guten Ruf. Das zeigen auch Analysen der Bewertungsplattform Glassdoor. Das Unternehmen erhält überdurchschnittlich gute Bewertungen in Bezug auf die Kultur und Werte, die Work-Life-Balance, Vergütung und Zusatzleistungen, die Karrierechancen und die Führungsebene.
Am meisten Verbesserungspotenzial besteht noch bei der Führungsebene, die Mitarbeiter und Ehemalige mit 3,8 von fünf Punkten bewerten – wobei der Schnitt aller Arbeitgeber auf der Bewertungsplattform bei 3,4 liegt.
Auffällig beim Blick in die Schweiz: Die Mitarbeiter dort bewerten das Verhältnis von Arbeit und Freizeit schlechter als ihre globalen Kollegen, mit 3,8 statt mit 4,1 Punkten. Statt 92 Prozent positiven Bewertungen bekommt der Google-Chef von den Schweizer Mitarbeitern nur 82 Prozent.
Allerdings kam es zwischen Arbeitnehmern und Google in der Vergangenheit wiederholt zu Konflikten. Ihren Höhepunkt erreichten diese bei den „Google Walkouts“ im vergangenen Jahr.
Damals verließen Tausende von Google-Mitarbeitern an Google-Standorten die Büros, um gegen Millionenzahlungen an männliche Führungskräfte zu protestieren, gegen die es Beschwerden wegen sexueller Belästigung gab. Auch Mitarbeiter von Google in Zürich nahmen an dem Protest teil.
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