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Gisbert Rühl Geld für grüne Geschäfte – Ex-CEO von Klöckner & Co. plant Spac-IPO in Frankfurt

Gisbert Rühl will ein Start-up mit Nachhaltigkeitsfokus an die Börse bringen. Er glaubt dabei an das umstrittene Vehikel eines Spacs – wenn man es richtig macht.
14.10.2021 - 08:56 Uhr Kommentieren
Anvisiert wird die Übernahme eines Start-ups mit einer Bewertung von 500 Millionen Euro bis 1,5 Milliarden Euro. Quelle: ddp images/Sven Simon
Gisbert Rühl

Anvisiert wird die Übernahme eines Start-ups mit einer Bewertung von 500 Millionen Euro bis 1,5 Milliarden Euro.

(Foto: ddp images/Sven Simon)

Düsseldorf, San Francisco Er wolle nicht mehr nur „Prediger“ des technologischen Fortschritts sein, sagt Gisbert Rühl. Er wolle jetzt „executen“: Wie am Donnerstagmorgen per Ad-hoc-Meldung bekannt wurde, plant der Ex-CEO des Duisburger Stahlhändlers Klöckner & Co. einen Spac-Börsengang in Frankfurt.

Ziel der Unternehmung ist, mindestens 125 Millionen Euro einzusammeln und ein Start-up im Bereich Nachhaltigkeit zu übernehmen. „Gerade bei sozialen, umweltfreundlichen und verantwortungsvollen Unternehmen ist Deutschland führend“, sagte Rühl dem Handelsblatt. Er denke dabei etwa an viele aussichtsreiche Technologiefirmen, die den CO2-Ausstoß im Energie- oder Lebensmittelbereich reduzieren.

Rühls Spac wird dann das dritte Finanzvehikel dieser Art in Frankfurt sein. Die Abkürzung steht für Special Purpose Acquisition Company und meint spezielle Zweckfirmen, die nur gegründet werden, um an der Börse Geld für die Übernahme eines Start-ups einzusammeln und ihm so per Schnellverfahren Zugang zum öffentlichen Kapitalmarkt zu verschaffen.

In der Regel steht dahinter ein erfahrenes Managementteam, das einem jungen Unternehmen mit weniger erfahrenen Unternehmern auch seine Unterstützung anbietet. Diese Idee hatte vor allem im Jahr 2020 einen Riesenhype in den USA ausgelöst.

Spacs sind in Verruf geraten

Doch der Begeisterungssturm ist längst abgeflaut. Schnell wurde klar, dass die Initiatoren vieler Spacs nur ihre eigenen Interessen und nicht die der Übernahmeziele und vor allem der Anleger im Sinn hatten. Viele der derzeit mehr als 400 US-Spacs sind – und waren bisher – so konstruiert, dass sie auch unabhängig vom Erfolg des Börsengangs mit Profit wieder aussteigen können. Das hat bereits zu massiver Kritik von Beobachtern geführt und das Vehikel in Verruf gebracht.

Gisbert Rühl weiß um diese schwierige Ausgangslage: „Es gab ungute Übertreibungen, und im Frühjahr sind zu Recht einige Spacs unter die Räder gekommen“, sagt er. Am Kapitalmarkt werde ein eigennütziges Verhalten nicht akzeptiert. „Wir werden mit dem Spac nur Geld verdienen, wenn die Investoren auch Geld verdienen“, sagte der Manager. Zudem denke er bereits über zukünftige Spacs nach: Nur wenn die erste Übernahmefirma gute Erfahrungen mit ihm und seinem Team mache, würden andere Unternehmer ebenfalls Interesse an einer Zusammenarbeit haben.

Zumindest setzen Rühl und seine Mitstreiter, der Investor und Unternehmer Florian Fritsch und Josef Brunner, der ehemalige Chef des Technologieunternehmens Relayr, ihre persönliche Marke aufs Spiel. Ihre Firma haben sie GFJ ESG Acquisition I SE genannt – nach ihren eigenen Vornamen und den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Environment, Social und Governance (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung). Konkret wollen sie laut Rühl Unterstützung leisten, wenn es darum geht, eine Roadshow vorzubereiten, das Unternehmen am Kapitalmarkt zu positionieren und mit Investoren umzugehen.

Bis zu 1,5 Milliarden Euro Volumen

Anvisiert wird nun die Übernahme eines Start-ups mit einer Bewertung von 500 Millionen Euro bis 1,5 Milliarden Euro. Mit einer zusätzlichen sogenannten Pipe-Finanzierung weiterer Großinvestoren könnte die Firma auch höher bewertet sein.

Wichtig bei der Auswahl ist Rühl, dass die Firma schon relevante Umsätze mache und in einzelnen Märkten gezeigt habe, dass sie profitabel sein könne. Ein Fall wie das Flugtaxiunternehmen Lilium, das noch kein marktfähiges Produkt vorweisen kann, sei für ihn „keine Option“. Das Münchener Start-up war kürzlich mithilfe eines Spacs in New York an die Börse gegangen.

Für Rühl selbst ist es nicht die erste Spac-Erfahrung. Bei einem der zwei in Frankfurt notierten Spacs ist er Aufsichtsratschef. Konkret handelt es sich um den Spac von 468 Capital, der die Spielefirma Boxine übernommen hat. Die Aktie notierte zuletzt bei knapp zwölf Euro, ausgegeben wurde sie für zehn Euro. Bei der Fusion des Lakestar-Spacs mit der Ferienhausplattform Hometogo sieht es hingegen nicht so gut aus. Die Aktie notiert bei acht Euro, nachdem sie ebenfalls für zehn Euro ausgegeben worden ist.

Wie auch die Initiatoren der anderen beiden Frankfurter Börsenmäntel weist Rühl auf Chancen hin, die mehr Spacs in Deutschland bringen könnten: „Seit Jahren beklagen wir hier, dass es für größere Finanzierungsrunden nicht genügend europäisches Geld gibt.“ Mit Spacs ließe sich diese Lücke in Eigenregie schließen. Rühl investiert schon lange als sogenannter Angel-Investor in ganz junge Gründungsvorhaben und kennt sich deshalb in dem Sektor aus.

Schon als Klöckner-Chef machte sich Rühl in der Start-up-Szene einen Namen, als er nach einem Silicon-Valley-Aufenthalt – zunächst in einem Coworking-Space in Berlin – die Digitaleinheit des Stahlhändlers aufbaute. Mittlerweile macht der SDax-Konzern einen Großteil seines Umsatzes über digitale Kanäle – was ungewöhnlich ist in einer Branche, in der nach wie vor viel mit Fax und Brief gearbeitet wird. Zudem gründete Rühl mit der Handelsplattform XOM auch ein sogenanntes Corporate-Start-up, das noch mehrheitlich dem Klöckner-Konzern gehört.

Mehr: Hometogo-Chef Andrae zum Spac-IPO: „Natürlich war Geschwindigkeit ein Argument“

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