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Halbleiter TSMC denkt offenbar über Chipfabrik in Deutschland nach

Der Chiphersteller befindet sich laut einem Bericht in Gesprächen mit der Bundesregierung. Über Standort und mögliche Subventionen besteht noch keine Einigkeit.
11.12.2021 Update: 11.12.2021 - 13:55 Uhr Kommentieren
Der weltgrößte Auftragsfertiger für Halbleiter baut Standorte außerhalb Taiwans auf. Quelle: AP
TSMC

Der weltgrößte Auftragsfertiger für Halbleiter baut Standorte außerhalb Taiwans auf.

(Foto: AP)

Düsseldorf Die Pläne von TSMC für eine neue Halbleiterfabrik in Deutschland werden konkreter. Der weltgrößte Auftragsfertiger der Chipindustrie befinde sich wegen der Milliardeninvestition in Gesprächen mit der Bundesregierung. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Lora Ho, die bei TSMC für die Verkäufe in Europa und Asien zuständig ist.

Es sei aber noch nicht über mögliche Standorte oder staatliche Förderung gesprochen worden, so Ho. Bereits im Sommer hatte der Verwaltungsratsvorsitzende Mark Liu erklärt, TSMC erwäge, eine Fabrik in Europa zu bauen.

Zuvor hatte sich der Konzern stets gegen ein Werk in Europa ausgesprochen. „Wir befinden uns in der Vorphase der Prüfung, ob wir nach Deutschland gehen sollen“, sagte Liu. „Es ist noch sehr früh, aber wir evaluieren es ernsthaft.“ Das Unternehmen verhandele zudem bereits mit mehreren Kunden.

Seit Jahresbeginn stehen in den Autofabriken in Europa immer wieder die Bänder still, weil Chips fehlen. Die EU hat daher das Ziel ausgegeben, Europas Anteil an der globalen Halbleiterproduktion innerhalb der nächsten zehn Jahre erheblich zu steigern – von weniger als zehn auf 20 Prozent. Der aktuelle Mangel wird sich dadurch nicht beheben lassen. Vielmehr will die EU verhindern, dass bestehende Abhängigkeiten in Zukunft weiterexistieren.

Silicon Saxony hat gute Chancen auf Chipfabrik

EU-Kommissar Thierry Breton zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass sich große Chipkonzerne in Europa niederlassen. In Deutschland gilt das Silicon Saxony, also die Region Dresden, als aussichtsreicher Kandidat für eine Ansiedlung.

„Um eine Chipfabrik aufzubauen, braucht man vieles. Qualifizierte Mitarbeiter, Wasser, auch Subventionen, um das Risiko zu begrenzen, und, besonders wichtig, eine stabile Stromversorgung“, erläuterte Breton jüngst im Gespräch mit dem Handelsblatt. In der sächsischen Landeshauptstadt produzieren bereits Bosch, Infineon und Globalfoundries in großem Stil.

Ob TSMC tatsächlich in Deutschland baut, ist nicht zuletzt eine Frage der Zuschüsse. Nicht nur die Kunden will TSMC zur Kasse bitten, sondern auch den Staat. TSMC strebe eine Teilung der Kosten an, unterstrich Liu im Juli. Die Taiwaner produzieren im Auftrag von Chipherstellern wie Apple, Nvidia, Qualcomm oder Infineon.

Sollte sich TSMC für Deutschland entscheiden, käme das einer Zeitenwende gleich. Denn mit Ausnahme von Bosch hat in den vergangenen 15 Jahren kein Unternehmen eine neue Chipfabrik hierzulande gebaut. Im Gegenteil, in jüngster Zeit gab es nur Absagen. Zuletzt hatte sich der Auftragsfertiger Globalfoundries zweimal für Standorte in Übersee entschieden.

Dabei betreibt der US-Konzern zwei Werke in Dresden und hätte auch in Sachsen die Produktion erweitern können. Zunächst kündigte Vorstandschef Tom Caulfield an, dass sein Unternehmen in Singapur in eine Fabrik investiert. Darüber hinaus werde er im US-Bundesstaat New York eine zusätzliche Fertigungsstätte errichten, teilte Caulfield mit.

TSMC muss internationaler werden

Die Verhandlungen über ein Werk in Deutschland sind Teil der neuen Internationalisierungsstrategie von TSMC. Damit reagiert der Konzern unter anderem auf den Technikkrieg zwischen den USA und China. Um preiswerter zu produzieren, konzentrierte der Halbleiterhersteller seine Werke bisher auf der kleinen Insel vor der Küste Chinas.

Die Spannungen zwischen China auf der einen Seite und Taiwan sowie den USA auf der anderen sprächen dafür, dass Werke in Europa gebaut würden, so EU-Kommissar Breton. „Auch aus geopolitischen Gründen macht es für die Unternehmen Sinn, ihre Produktion nicht auf eine Region zu konzentrieren.“

Voriges Jahr kündigte TSMC bereits den Bau eines zwölf Milliarden Dollar teuren Chipwerks in den USA an. Zudem wollen die Taiwaner eine Fabrik und ein Entwicklungszentrum in Japan errichten.
Dahinter steht der Druck vieler Regierungen, wichtige Teile der globalen Chiplieferkette in ihren Ländern und Regionen anzusiedeln. China läutete diese Entwicklung ein. Die USA konterten unter Präsident Donald Trump. Zuletzt folgten die EU, Japan und Südkorea. Sie alle wollen mit Subventionen ihre Chipindustrie stärken.

Medienberichten aus Taiwan vom Sommer zufolge wolle TSMC in Deutschland Halbleiter mit der 16- bis 28-Nanometer-Technologie fertigen. Damit könnten die Asiaten Chips anbieten, die unter anderem von der Autoindustrie dringend gebraucht werden. Dies sind aber nicht die fortschrittlichsten Produktionsverfahren.

Mit einem derartigen Werk käme TSMC den Wünschen seiner Kunden nach, also von Chipherstellern wie dem Dax-Konzern Infineon aus München oder NXP aus den Niederlanden.

Auch Intel könnte in Deutschland bauen

Neben TSMC prüft Branchenführer Intel Investitionen in Europa. Der neue Intel-Chef Pat Gelsinger hat im Frühjahr angekündigt, in der EU mehrere Chipfabriken zu bauen. Rund zehn Milliarden Dollar kostet ein solches Werk.

In Branchenkreisen heißt es, Deutschland dürfe sich durchaus Hoffnungen auf eine Ansiedlung von Intel machen. Vor allem Sachsen und Bayern seien im Gespräch. Darüber hinaus gelten Italien, Frankreich und Belgien als aussichtsreiche Kandidaten. In diesen Ländern ist die Chipindustrie heute schon maßgeblich vertreten.

Intel erwägt, an drei Standorten zu investieren. Neben der sogenannten Wafer-Fab geht es auch um die Chipverpackung sowie Forschung. Für den US-Konzern hätte das den Vorteil, dass er seine Investitionen über mehrere Länder verteilen und damit auch Subventionen verschiedener Regierungen einstreichen könnte.

Die Chipbranche – und vor allem ihre Kunden – braucht dringend neue Werke. Denn das Geschäft boomt wie schon lange nicht mehr. Der Branchenverband ZVEI rechnet für das kommende Jahr mit einem Umsatzplus zwischen vier und zehn Prozent. Die Industrie könnte damit erstmals weltweit auf Erlöse von mehr als 600 Milliarden Dollar kommen.

Für die Abnehmer sind das allerdings keine guten Nachrichten. Denn die Nachfrage übersteigt das Angebot. Besserung ist nicht in Sicht: „Es wird eng bleiben 2022 und vielleicht sogar 2023“, sagt ZVEI-Experte Stephan zur Verth.

Aus- und Neubau dauern Jahre, weil Zulieferer ausgebucht sind

Der Grund: Es dauert mehrere Jahre, neue Chipwerke zu errichten. Bestehende Fabriken auszubauen sei auch schwierig, weil die Lieferzeiten für Equipment inzwischen bis zu zwei Jahre betragen würden

Im laufenden Jahr wird der globale Umsatz der Branche zwischen 21 und 27 Prozent in die Höhe schießen. Das entspricht 533 bis 559 Milliarden Dollar. Sämtliche Chiptypen sind laut ZVEI begehrt. Zum Vergleich: Die weltweite Wirtschaftsleistung wird lediglich um knapp sechs Prozent klettern.

Ein Werk von TSMC in Europa wäre allerdings erst der Anfang der Aufholjagd bei den Chips. Allein schon um den derzeitigen Marktanteil zu halten, müssten die Fertigungskapazitäten in Europa dem ZVEI zufolge bis Ende des Jahrzehnts verdoppelt werden.

Denn der weltweite Markt werde sich in dem Zeitraum ebenfalls verdoppeln. Um auf die angestrebten 20 Prozent zu kommen, sei es nötig, die Kapazität zu verfünffachen. Danach sieht es momentan aber nicht aus.

Die Konzerne investieren woanders: Im November hat Samsung, die Nummer zwei der Branche, einen Werksneubau für 17 Milliarden Dollar in den USA verkündet. Kurz zuvor hatte Texas Instruments bekannt gegeben, bis zu 30 Milliarden Dollar in seiner Heimat in neue Fabriken zu stecken. Selbst wenn sich TSMC in den nächsten Monaten dazu entschließt, in Deutschland zu investieren: Vor Mitte des Jahrzehnts läuft die Serienproduktion nicht an.

Mit Agenturmaterial.

Mehr: Kein Ende der Chipkrise in Sicht

  • jojo
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