Halbleiter US-Regierung klagt gegen Kauf des Chipdesigners Arm durch Nvidia

Die Übernahme des britischen Konkurrenten Arm könnte noch gekippt werden.
Washington Die US-Regierung will einen Milliardendeal um den Chipdesigner Arm verhindern, dessen Technik in praktisch allen Smartphones steckt. Die geplante Übernahme der britischen Firma durch den Grafikkarten-Spezialisten Nvidia könne Innovationen bremsen, begründete die Handelsbehörde FTC ihre Klage am Donnerstag.
Der US-Konzern Nvidia hatte bereits im September 2020 zum rund 40 Milliarden Dollar schweren Kauf von Arm angesetzt. Unter anderem auch in Europa wird das Geschäft unter die Lupe genommen. Es wäre die größte Übernahme in der Halbleiterbranche.
Von Arm stammt die Grund-Architektur der Chips, die in so gut wie allen Smartphones und den meisten Tablet-Computern verwendet werden. Auf Basis der Arm-Designs entwickeln unter anderem Apple und Samsung die Prozessoren für ihre Smartphones. Auch der Chipkonzern Qualcomm, dessen Chips in vielen Android-Telefonen stecken, greift darauf zurück.
Die Arm-Architekturen setzten sich in Smartphones gegen Chip-Systeme des Halbleiter-Riesen Intel durch – unter anderem weil sie deutlich stromsparender arbeiten. Inzwischen werden Chips auf Basis von Arm-Designs auch in Rechenzentren eingesetzt – und Apple greift auf sie in seinen neuen Mac-Computern zurück.
Aktuell gehört Arm dem japanischen Technologiekonzern Softbank, der nicht an der Unabhängigkeit der britischen Firma rüttelte. Angesichts der geplanten Übernahme durch Nvidia gab es jedoch bereits Unruhe in der Technologie-Branche.
So befürchteten einige Arm-Kunden, dass der Grafikkarten-Spezialist ein Interesse daran haben könnte, künftige Arm-Architekturen besser mit seinen eigenen Produkten zu verzahnen – was ihre Wettbewerbsposition verschlechtern würde. Nvidia hat solchen Gedankenspielen bislang immer widersprochen.
„Höchst unwahrscheinlich, dass der Deal noch über die Bühne geht“
Die Bedenken der FTC gehen nun aber in eine ähnliche Richtung. Der Deal würde Nvidia erlauben, Konkurrenten auf unfaire Weise zu benachteiligen, argumentierte die Behörde. Sie sieht die Gefahr unter anderem bei Assistenzsystemen in Autos und Prozessoren für Cloud-Dienste. Auch werde Nvidia durch den Kauf von Arm Zugang zu vertraulichen Informationen einiger seiner Konkurrenten bekommen, die ebenfalls Kunden des Chipdesigners sind.
Nach Einschätzung eines Branchenanalysten torpediert der Widerstand der FTC den Deal. „Ich glaube, es ist höchst unwahrscheinlich, dass er noch über die Bühne geht“, sagte Alan Priestley von der Marktforschungsfirma Gartner dem US-Sender CNBC. Er rechnet damit, dass Softbank bei einem Scheitern des Verkaufs versuchen könnte, Arm als eigenständiges Unternehmen an die Börse zu bringen. Mit dem Geschäftsmodell von Arm, das auf dem Verkauf von Lizenzen für die Chip-Architekturen beruht, sei es allerdings schwer, hohe Profite herauszuquetschen.
Nvidia hatte zuletzt Mitte November mitgeteilt, dass man mit der FTC im Gespräch darüber sei, wie die Bedenken der Behörde gegen den Deal zerstreut werden könnten. Auch Softbank wirbt massiv für den Deal. Denn für den Technikinvestor wäre ein Scheitern ein weiterer Rückschlag.
Wegen des Kursrutsches von Tech-Aktien in China musste Softbank im vergangenen Quartal hohe Verluste verbuchen. Der Aktienkurs sank daher seit Mitte November um 22 Prozent. Die neue negative Nachricht trieb ihn zum Börsenstart in Tokio kurzzeitig um weitere 1,8 Prozent auf 5500 Yen nach unten, um danach wieder leicht anzusteigen.
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