Halbleiterhersteller Aufsichtsrat von Infineon bekommt gleich vier neue Mitglieder

Die Managerin verfügt über eine ausgewiesene Personalkompetenz.
München Wolfgang Eder, 67, erneuert sein Team: Der Aufsichtsratschef von Infineon wechselt auf der kommenden Hauptversammlung am 20. Februar gleich vier Mitglieder aus. Der Ex-Chef von Voestalpine verliert dabei einige prominente Namen, dafür holt der Österreicher neue, profilierte Köpfe in das Kontrollgremium.
So hat Eder Margret Suckale für den Aufsichtsrat des Halbleiterherstellers gewonnen. Die 63-Jährige war früher unter anderem Personalchefin von Deutscher Bahn und BASF, heute sitzt sie im Kontrollgremium von Heidelberg Cement und Deutscher Telekom. Neu dabei ist auch Ulrich Spiesshofer. Der 55-Jährige führte bis Frühjahr vergangenen Jahres den Schweizer Industriekonzern ABB.
Zudem zieht Friedrich Eichiner, 64, in den Aufsichtsrat ein, der ehemalige Finanzvorstand des Autoherstellers BMW. Als viertes neues Mitglied hat Eder die Unternehmensberaterin Xiaoqun Clever, 49, verpflichtet. Die in China geborene Informatikerin stand viele Jahre lang in Diensten des Softwarekonzerns SAP.
Mit den geplanten Veränderungen werde der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns weiterhin sowohl über erfahrene Infineon-Kenner verfügen als auch sein Wissen verbreitern, sagte Eder am Montag.
„Ich freue mich auf die zusätzliche Expertise in den Bereichen Digitalisierung sowie Finanzen und Risikomanagement, darüber hinaus werden wir weitere Industriekompetenz und Erfahrung im Bereich Human Resources gewinnen.“
VW-Chef Herbert Diess zieht sich hingegen zurück, wie aus der am Montag veröffentlichten Einladung zur Hauptversammlung hervorgeht. Der Autokonzern begründet dies damit, dass sich der 61-Jährige ganz auf seine Arbeit bei Volkswagen konzentrieren wolle.

Der 64-Jährige ist ehemaliger Finanzchef von BMW.
Die Wolfsburger befinden sich in einem tief greifenden Wandel vom Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität. Der Österreicher war 2015 in das Gremium eingezogen, da hatte er gerade BMW verlassen und wechselte in den VW-Vorstand.
Auch der langjährige Infineon-Chef Peter Bauer hört im Februar auf. In Unternehmenskreisen heißt es, das habe gesundheitliche Gründe. Bauer ist bei Infineon hochangesehen. Der 59-Jährige hatte den Halbleiterhersteller höchst erfolgreich bis 2012 geführt, musste sein Amt aber damals aufgeben, weil es körperlich zu fordernd war.
Der Münchener leidet unter der Knochenerkrankung Osteoporose. Nun verabschiedet sich der Chipspezialist wohl endgültig von dem Technologiekonzern, dem er seit der Gründung vor gut 20 Jahren eng verbunden war. Darüber hinaus treten die Meinungsforscherin Renate Köcher, 67, und der Rechtsanwalt Eckart Sünner, 75, nicht mehr zur Wahl an.
Der frühere Stahlmanager Eder steht erst seit vergangenem Sommer an der Spitze des Aufsichtsrats von Infineon. Nun kann der Jurist mit einer runderneuerten Truppe durchstarten.
Doch das ist noch nicht alles: Eder hat dafür gesorgt, dass mehr Frauen als bisher über die Geschäfte der Münchener wachen. „Als Gesamtaufsichtsrat, also zusammen mit der Arbeitnehmerseite, werden wir mit der kommenden Wahl eine Frauenquote von 50 Prozent erreichen“, betonte Eder.

Der Manager war bis April 2019 Vorstandschef bei ABB.
Im Topmanagement des größten deutschen Chipproduzenten allerdings ist es bislang nicht weit her mit der Zahl weiblicher Führungskräfte. Der gesamte vierköpfige Vorstand ist ausschließlich mit Männern besetzt, und auch die vier operativen Bereiche des Konzerns werden allesamt von Managern geführt. Das könnte Margret Suckale mit ihrer ausgewiesenen Personalkompetenz in den nächsten Jahren ändern.
Die neuen Aufseher stehen aber noch vor weiteren großen Aufgaben. Denn Vorstandschef Reinhard Ploss, 64, ist gerade dabei, den amerikanischen Konkurrenten Cypress für neun Milliarden Euro zu übernehmen.
Die Transaktion soll in diesen Tagen über die Bühne gehen, so hat es der Ingenieur den Investoren bereits vergangenen Sommer versprochen. Allerdings haben die US-Behörden den Kauf bislang noch immer nicht genehmigt. Es wäre dies die größte Übernahme in der Geschichte der ehemaligen Siemens-Tochter.
Damit nicht genug: Der Vertrag von CEO Ploss läuft im Herbst 2022 aus. Die neuen Aufseher müssen also spätestens Ende nächsten Jahres einen neuen Vorstandsvorsitzenden auswählen.
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