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Halbleiterhersteller Infineons größte Übernahme in der Firmengeschichte ist perfekt – Aktie deutlich im Plus

Der Halbleiterhersteller hat nun alle behördlichen Genehmigungen, um Cypress zu kaufen. Die Finanzierung sicherte der Dax-Konzern schon vor der Krise.
07.04.2020 - 11:31 Uhr Kommentieren
Finanzierung schon vor Corona gesichert: Halbleiterhersteller Infineon übernimmt Cypress Quelle: dpa
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Der Konzern darf Cypress übernehmen.

(Foto: dpa)

München Ein Dreivierteljahr hat Infineon-Chef Reinhard Ploss für den neun Milliarden Euro schweren Deal gekämpft. Sein Einsatz hat sich gelohnt: Die chinesischen Behörden haben jetzt den Kauf des amerikanischen Wettbewerbers Cypress durch Deutschlands größten Halbleiterhersteller gebilligt. Infineon habe damit alle erforderlichen behördlichen Genehmigungen erhalten, teilte der Dax-Konzern mit.

In einem ausgesprochen freundlichen Umfeld schoss der Aktienkurs von Infineon am Dienstagmorgen um mehr als sieben Prozent in die Höhe. Damit gehörten die Münchner zu den größten Gewinnern im Dax.

Ploss hatte sich die Finanzierung der größten Übernahme der Firmengeschichte schon lange vor der Coronakrise gesichert. So zog der Manager vergangenen Sommer eine Kapitalerhöhung durch und begab eine sogenannte Hybridanleihe.

Das brachte zusammen 2,7 Milliarden Euro ein. Das restliche Geld stammt aus Krediten, die insgesamt 20 Banken zur Verfügung stellen, so der Konzern.

Die Darlehen werden demnach zwischen März 2022 und Juni 2024 fällig. Das biete für die Refinanzierung „hinreichend Zeit und Flexibilität“. Um im gegenwärtigen Umfeld nicht in Schwierigkeiten zu geraten, will das Unternehmen liquide Mittel von einer Milliarde Euro zuzüglich mindestens zehn Prozent vom Umsatz zurückbehalten.

Mit Cypress werde Infineon sein Kerngeschäft aus Leistungshalbleitern, Sensoren und Sicherheitscontrollern stärken, führte Ploss Mitte Februar auf der Hauptversammlung aus. So könne Infineon ein breiteres Anwendungsspektrum bedienen und den Kunden vollständige Lösungen anbieten.
Zudem wird der Konzern unter die zehn größten Chiphersteller der Welt vorrücken. Es ist die mit Abstand größte Akquisition seit der Abspaltung des Konzerns von Siemens Ende der 90er-Jahre.

Die höchste Hürde hatte Ploss schon im März genommen, als er die Bedenken der amerikanischen Behörden ausräumte. Diese befürchteten offenbar, Know-how aus den USA könne nach China abfließen. Der Genehmigung waren lange und intensive Gespräche vorangegangen.

Anteilseigner sehen Deal kritisch

Die Aktionäre allerdings sehen die Übernahme nicht nur positiv. Die strategische Logik sei zwar einleuchtend, meinte Markus Golinski, Portfoliomanager von Union Investment auf der Hauptversammlung. Infineon werde damit zum weltgrößten Chiplieferanten für die Automobilindustrie aufsteigen, einen besseren Zugang zum japanischen Markt bekommen und die Produktlücke bei Mikrocontrollern schließen.

Die Anteilseigner würden dafür aber einen hohen Preis zahlen: zum einen durch den Verwässerungseffekt, der durch die Kapitalerhöhung im Juni zu niedrigen Kursen besonders wehgetan habe.

Zum anderen durch den Anstieg der Verschuldung, der zu einer Verschlechterung des Bonitätsratings und damit zu höheren Finanzierungskosten führen könnte. „Welche Rendite diese Investition von neun Milliarden Euro abwerfen wird, ist noch ungewiss“, monierte Golinski.

Damit nicht genug: „Die angestrebte Stärkung der Marktposition, die geplanten Synergieeffekte und die daraus resultierenden höheren Gewinne müssen erst noch gezeigt werden.“

Den Rückhalt des Aufsichtsrats für den Megakauf besitzt Ploss jedoch: „Wir stehen voll hinter der Akquisition“, sagte dessen Vorsitzender Wolfgang Eder auf der Hauptversammlung. Sie sei wichtig, um den Wachstumskurs von Infineon abzusichern. Der Kaufpreis sei gerechtfertigt, so der Ex-Chef des österreichischen Stahlproduzenten Voestalpine.

Schwieriges Geschäftsjahr erwartet

Analysten glauben, dass sich Infineon den Kauf auch in der Coronakrise leisten kann. Die Bayern hätten die notwendige Finanzkraft, glaubt Mark Li von Bernstein Research. In seinem „Stresstest“ sei er zu einem positiven Ergebnis gekommen.

Richtig rund läuft es bei Infineon derzeit allerdings nicht. Das Unternehmen zog Ende März seine Ziele für Umsatz und Gewinn in dem bis September laufenden Geschäftsjahr zurück. Anstelle des geplanten Umsatzanstiegs um rund fünf Prozent erwartet Vorstandschef Ploss nun einen Rückgang der Erlöse. Zudem werde die Marge sinken.

„Die Coronavirus-Pandemie, die sich derzeit weltweit immer weiter verschärft, verursacht massive Verwerfungen bei globalen Lieferketten, Endmärkten und der Konjunkturentwicklung insgesamt“, teilte Infineon mit. „Der zu erwartende verminderte Umsatz wird auch die Profitabilität von Infineon im Geschäftsjahr 2020 belasten.“

Der Grund dafür sei die geringere Auslastung der Werke. Infineon macht einen großen Teil seines Geschäfts mit der Autoindustrie, die wegen Nachfrageinbrüchen und Produktionsstopps weltweit erlahmt.

Mehr: Diese Unternehmen sind die großen Gewinner und Verlierer der Coronakrise.

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