Halbleiterhersteller USA billigen größte Übernahme in Infineons Firmengeschichte – Aktie deutlich im Plus

Die US-Behörden haben grünes Licht für die Übernahme von Cypress gegeben.
München Monatelang hat Infineon-Chef Reinhard Ploss für den neun Milliarden Euro schweren Deal gekämpft. Nun kann der Manager einen wichtigen Erfolg verbuchen. Die US-Behörden genehmigten den Kauf des amerikanischen Wettbewerbers Cypress durch Deutschlands größten Halbleiterhersteller. Das teilte der im Dax notierte Konzern in der Nacht auf Dienstag mit.
Die Anleger nahmen die Nachricht am Dienstagmorgen erfreut auf. Der Aktienkurs stieg am Dienstagmittag um 6,5 Prozent. Damit gehörten die Münchner zu den größten Gewinnern im Dax. Auch die Cypress-Aktien legten deutlich zu: Im vorbörslichen Handel drehten die Papiere fast 48 Prozent ins Plus.
Damit hat Ploss die wohl größte Hürde der bereits im Juni verkündeten Transaktion genommen. Denn noch Ende vergangener Woche hatte die amerikanische Nachrichtenagentur Bloomberg gemeldet, das Komitee für ausländische Investitionen in den USA (CFIUS) bewerte die Übernahme als ein Risiko für die nationale Sicherheit.
Infineon habe versucht, sich mit der US-Regierung zu einigen, sei damit aber gescheitert. Laut Bloomberg hätten die US-Aufseher befürchtet, dass mit der Transaktion amerikanisches Know-how in die Hände der Chinesen gelangen könnte. Infineon erzielt gut ein Viertel seines Umsatz in der Volksrepublik.
Diese Bedenken konnte Infineon offenbar ausräumen. Selbstverständlich ist das nicht. Zwei große Deals in der Halbleiterbranche hat US-Präsident Donald Trump bereits untersagt. Die Übernahme des führenden Herstellers von Handychips, Qualcomm, durch Broadcom, sowie den Verkauf von Lattice Semiconductor an Investoren mit Verbindung zu China.
Infineon selbst war schon 2017 mit dem Versuch gescheitert, den amerikanischen Mitbewerber Wolfspeed zu kaufen. Auch damals hatte die Behörde CFIUS Bedenken.
Größte Akquisition seit den 90er-Jahren
Mit Cypress werde Infineon sein Kerngeschäft aus Leistungshalbleitern, Sensoren und Sicherheitscontrollern stärken, führte Ploss Mitte Februar auf der Hauptversammlung aus. So könne Infineon ein breiteres Anwendungsspektrum bedienen und den Kunden vollständige Lösungen anbieten.
Zudem wird der Konzern unter die zehn größten Chiphersteller der Welt vorrücken. Es ist die mit Abstand größte Akquisition seit der Abspaltung des Konzerns von Siemens Ende der 90er-Jahre.
Die Aktionäre allerdings sehen die Übernahme nicht nur positiv. Die strategische Logik sei zwar einleuchtend, meinte Markus Golinski, Portfoliomanager von Union Investment auf der Hauptversammlung. Infineon werde damit zum weltgrößten Chiplieferanten für die Automobilindustrie aufsteigen, einen besseren Zugang zum japanischen Markt bekommen und die Produktlücke bei Mikrocontrollern schließen.
Die Anteilseigner würden dafür aber einen hohen Preis zahlen: zum einen durch den Verwässerungseffekt, der durch die Kapitalerhöhung im Juni zu niedrigen Kursen besonders weh getan habe. Zum anderen durch den Anstieg der Verschuldung, der zu einer Verschlechterung des Bonitätsratings und damit zu höheren Finanzierungskosten führen könnte. „Welche Rendite diese Investition von neun Milliarden Euro abwerfen wird, ist noch ungewiss“, monierte Golinski.
Damit nicht genug: „Die angestrebte Stärkung der Marktposition, die geplanten Synergieeffekte und die daraus resultierenden höheren Gewinne müssen erst noch gezeigt werden.“
Den Rückhalt des Aufsichtsrats für den Megakauf besitzt Ploss jedoch: „Wir stehen voll hinter der Akquisition“, sagte dessen Vorsitzender Wolfgang Eder jüngst auf der Hauptversammlung. Sie sei wichtig, um den Wachstumskurs von Infineon abzusichern. Der Kaufpreis sei gerechtfertigt, so der Ex-Chef des österreichischen Stahlproduzenten Voestalpine.
Noch ist der Kauf aber nicht ganz durch. Es fehle weiterhin die Genehmigung durch die Staatliche Verwaltung für Marktregulierung Chinas, teilte Infineon mit. Branchenbeobachter glauben indes, dass die Volksrepublik nichts gegen die Akquisition einzuwenden hat.
Schließlich habe das Land ein Interesse an starken Chipherstellern aus Europa. Denn Trump setzte vergangenes Jahr im Handelsstreit mit China Lieferbeschränkungen für amerikanische Halbleiterhersteller durcht. Da ist es gut, Alternativen zu haben.
Mehr: Lesen Sie hier, wie Ploss Infineon zum Autozulieferer ausbaut.
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