IAA in München Chips für die Autoindustrie: Intel-Chef will zwei neue Werke in Europa bauen

Der Intel-Chef will 80 Milliarden Euro in Europa investieren, auch um Halbleiter für die Autoindustrie herzustellen.
Düsseldorf Weltweit stehen viele Autowerke still, weil Halbleiter fehlen. Chiphersteller wollen darum dringend ihre Produktion hochfahren. Seit Monaten ist Intel-Chef Pat Gelsinger darum in Europa unterwegs, um einen geeigneten Standort für neue Halbleiterfabriken zu finden. Auf der IAA Mobility in München machte Gelsinger den Autoherstellern am Dienstagabend Hoffnung, dass der Chipmangel bald überwunden sein könnte.
Denn für die Autohersteller werden Halbleiter immer wichtiger. Der Anteil der Materialkosten für Chips bei Premiumautos werde bis 2030 von derzeit vier auf 20 Prozent steigen, sagte der Intel-Chef. Denn ohne Halbleiter können die hochvernetzten Fahrzeuge von Audi, BMW und Mercedes nicht gebaut werden.
Fast alle Innovationen, die auf der Automesse IAA gezeigt werden, brauchen leistungsstarke Chips – ob Assistenzsysteme für das autonome Fahren oder bessere und leistungsfähigere Bildschirme für die Unterhaltung. „Diese neue Ära von nachhaltiger Nachfrage für Halbleiter braucht mutige, große Ansätze“, betonte Gelsinger auf der Automesse.
Was der Intel-Chef meint: Die Produktionskapazitäten für Halbleiter sollen deutlich ausgebaut werden. Insgesamt werde der Markt für Autochips in zehn Jahren auf 115 Milliarden Dollar anwachsen, prognostiziert der Intel-Chef. Das wäre mehr als doppelt so viel wie heute.
Allein in Europa will Intel darum zwei neue Werke bauen, für die der US-Chipriese in den nächsten zehn Jahren 80 Milliarden Euro investieren will. Deutschland und Frankreich gelten als Favoriten bei der Standortwahl, aber auch Polen gilt als aussichtsreicher Kandidat. Der Intel-Chef hatte im Juni mit verschiedenen Regierungen gesprochen, besuchte beispielsweise den französischen Präsidenten Emmanuel Macron oder Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bis zum Ende des Jahres soll die Standortfrage geklärt sein.
Mehr Kapazitäten in Irland
Ist ein Standort gefunden, könnten dort bis zu acht Werke – sogenannte Fabs – entstehen, sagte Gelsinger und wirbt um zusätzliche Subventionen. „Wir benötigen Unterstützung der Mitgliedsländer und der EU“, forderte Gelsinger im Interview mit dem Handelsblatt vor einigen Monaten. „Wir können das nicht allein.“ Denn in Asien würden die Chiphersteller mit üppigen Hilfen angelockt. Dort bekomme ein Halbleiterhersteller etwa 40 Prozent der Kosten vom Staat erstattet. „Um wettbewerbsfähig zu sein, brauchen wir dieses Niveau“, betonte Gelsinger.
Das Geld sei gut angelegt. Bislang würden 80 Prozent aller Halbleiter in Asien produziert, aber 70 Prozent in Amerika und Europa genutzt, argumentierte Gelsinger im Handelsblatt-Interview. Mit Folgen für Europa: Aktuell sind die Autohersteller auf Auftragsfertiger in Fernost angewiesen.
Bis die neuen Halbleiter-Werke stehen, will Intel in seinem irischen Werk mehr Kapazitäten für die Autohersteller bereitstellen. Das Programm nennt sich „Intel Foundry Services Accelerator“, gemeinsam mit den Herstellern sollen hier die Chips für die kommenden Autogenerationen entstehen. Mehrere Autobauer und wichtige Zulieferer, darunter BMW, Volkswagen, Daimler und Bosch, haben laut Intel Interesse signalisiert.

Für den weltgrößten Chipkonzern ist die Autobranche wichtig.
Der Ausbau der Produktion ist Teil eines großen Strategieschwenks von Intel unter Gelsinger, der seit Februar Chef des Chipriesen ist. Anders als Konkurrenten wie AMD will Intel sich nicht nur auf das Chipdesign konzentrieren, sondern die Fertigung selbst stärker in die Hand nehmen.
Dazu gehört auch die Auftragsfertigung wie für Qualcomm. Ein Geschäft, in dem Intel sich auskennt. Gelsinger will die Sparte stark ausweiten. Auch in den USA sollen darum mehr Halbleiter gebaut werden: Im März hatte Intel angekündigt, für 20 Milliarden Dollar zwei neue Werke in Arizona aufzubauen. In New Mexico wird für 3,5 Milliarden Dollar ebenfalls eine neue Produktion entstehen. Für die Autohersteller sind das gute Nachrichten.
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