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Industrie 4.0 „Übersetzer zwischen Fabrik und IT“ – Start-up Cloudrail schließt Partnerschaft mit Microsoft

Das Mannheimer Start-up hat ein System entwickelt, um Produktionsmaschinen zu vernetzen – auch alte. Eine Partnerschaft mit Microsoft könnte den Durchbruch bedeuten.
26.08.2021 - 18:02 Uhr Kommentieren
Das Start-up arbeitet mit Microsoft zusammen, um die Industrie zu vernetzen.
Cloudrail-Gründer Felix Kollmar

Das Start-up arbeitet mit Microsoft zusammen, um die Industrie zu vernetzen.

Düsseldorf Ob auf der Hannover Messe oder in Reden der Bundeskanzlerin, „Industrie 4.0“ ist eines der großen Schlagworte der deutschen Wirtschaft. Digitale Technik soll die Produktion flexibler, effizienter und autonomer machen. Nur: Ein Großteil der Maschinenparks ist Jahre oder gar Jahrzehnte alt, die Vernetzung daher nicht vorgesehen.

Ein deutsches Start-up will das ändern: Cloudrail hat ein System entwickelt, das in der Fabrik Daten sammelt und sie für die weitere Nutzung in die Cloud übertragen kann. „Wir schaffen es, innerhalb von Stunden oder sogar Minuten eine Maschine anzuschließen“, sagt Gründer Felix Kollmar, 34. Das gelte auch für 30 oder 40 Jahre alte Geräte, die man mit Sensoren ausstatte.

Die Vermarktung der Lösung dürfte nun einen ordentlichen Schub bekommen – und vielleicht auch die Industrie 4.0: Cloudrail hat eine Partnerschaft mit Microsoft geschlossen. Der Konzern will das System des Start-ups nutzen, um Produktionsanlagen von Kunden mit der eigenen Plattform Azure zu verbinden.

Zudem ist eine gemeinsame Vermarktung geplant, beispielsweise auf Messen. Cloudrail arbeitet bereits mit Marktführer Amazon Web Services (AWS) zusammen, nun kommt die Nummer zwei im Markt für Cloud-Plattformen hinzu. „Für uns ist das ein weiterer Gamechanger“, sagt Kollmar. Das elfköpfige Unternehmen aus Mannheim bekommt durch die Partnerschaft mit dem Konzern aus Redmond eine riesige Reichweite.

Erst Nachrichtentechnik, dann Industrie 4.0

Die Vernetzung ist für Felix Kollmar seit jeher ein Thema: Erst studierte er an der Hochschule Mannheim Nachrichtentechnik, dann heuerte er bei der Deutschen Telekom an, wo er sich zuletzt in der Forschungseinrichtung T-Labs mit der Kommunikation zwischen Maschinen im Mobilfunknetz auseinandersetzte. Cloudrail gründete er gemeinsam mit seinem Kompagnon Patrick Stoklasa.

Zunächst programmierte das Unternehmen Schnittstellen – Entwickler sollten darüber beispielsweise Apps mit verschiedenen Cloud-Diensten verbinden können. „Irgendwann haben wir gemerkt, dass das Potenzial im Industriebereich größer ist“, sagt Kollmar.

Unternehmen wollen die Produktion modular gestalten, mit den Lieferketten vernetzen oder ihre Maschinen vorausschauend warten. Gerade in der Coronakrise haben sich solche Szenarien bewährt, in einer Bitkom-Umfrage erklären 90 Prozent der Industriebetriebe, dass die Digitalisierung an Bedeutung gewonnen habe. Dafür fehlen jedoch häufig die technischen Voraussetzungen.

„Die Maschinen in den Fabriken sind hochautomatisiert, aber sie bieten wenig Einblicke in die Daten – und eine Schnittstelle zur IT haben auch nur die modernen Systeme“, sagt Kollmar. Erschwerend komme hinzu, dass „die Heterogenität in der Industrie groß ist und geschlossene Ökosysteme vorherrschen“. Die Anbindung von Maschinen dauere daher oft Wochen oder Monate. Also zu lang, als dass es sich lohnen würde.

Klein anfangen, schnell skalieren

Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt mit einem US- Großkonzern richteten die beiden Gründer Cloudrail 2018 neu aus. „Wir übersetzen die Sprache der Fabrik in die IT“, fasst Kollmar die neue Vision zusammen. Ein Computer, geschützt in einer robusten Box, sammelt zunächst Daten, entweder direkt von den Maschinen, wenn diese bereits Schnittstellen haben, oder über zusätzliche Sensoren, die Parameter wie Schwingungen, Druck oder Positionen messen. Diese kann er an verschiedene Cloud-Plattformen weiterleiten.

Dieses System verändere die Art und Weise, wie man Projekte für das Industrial Internet of Things (IIoT) – also die Industrie 4.0 – realisiere, erklärt Microsoft-Manager Tony Shakib: Unternehmen könnten zunächst mit kleinen Projekten anfangen und diese schnell skalieren. „Kunden auf der ganzen Welt werden von schnelleren Ergebnissen und geringeren Kosten für die Inbetriebnahme und Verwaltung von IIoT-Geräten profitieren.“

Cloudrail will die Zusammenarbeit für die Expansion nutzen. Das nötige Kapital ist vorhanden. Das Start-up hat im Dezember eine Wachstumsfinanzierung über einen siebenstelligen Betrag abgeschlossen, unter anderem mit dem Family Office der Turck-Gruppe, die auf die Industrieautomation spezialisiert ist, und mit dem Kabelhersteller Lapp.

Es handle sich mehrheitlich um „strategische Investoren“ aus der Automatisierungsindustrie, betont Kollmar. Mit klassischen Risikokapitalgebern dürfte es allerdings auch schwierig sein, die Expansion zu finanzieren – die sind bei der Industrie 4.0 noch skeptisch: „Die Branche ist träge, es gibt extrem lange Verkaufszyklen – das passt nicht immer zur Denkweise von Venture-Capital.“

Mehr: Ein App-Store für die Industrie: Wie Maschinenbauer und Techfirmen an der Vernetzung arbeiten

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