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Innovationskonferenz DLD Die Digitalisierung der Fabriken könnte für Deutschland zur Chance werden

Die nächste Welle der Digitalisierung gilt der Industrie. Es geht um eine Transformation, die niemand besser gestalten könnte als die Deutschen.
19.01.2020 - 16:50 Uhr Kommentieren
Innovationskonferenz DLD: Digitalisierung made in Germany Quelle: picture alliance / Picture Allia
Panel bei der DLD

Die Konferenz versammelt Industrie und Digitalwirtschaft auf einer Bühne.

(Foto: picture alliance / Picture Allia)

München Schluss mit dem Gejammer über die US-Vormacht und mit den Warnungen vor China: Deutschland sei für die nächste Phase der Digitalisierung besser ausgestattet als jedes andere Land der Welt, sagte Körber-Vorstand Christian Schlögel bei der Münchener Innovationskonferenz DLD. Und der Digitalisierungschef des Maschinenbauers machte den Eindruck, als würde er das noch so oft wiederholen wollen, bis es jeder verstanden hat.

„Das Internet der Konsumenten ist fest in der Hand amerikanischer und chinesischer Konzerne“, sagte Schlögel. Aber in der industriellen Produktion fange das Spiel erst an. Bei der Konferenz des Burda-Verlags sprach er über die digitale Transformation der Industrie. Künstliche Intelligenz (KI) und Datenwissenschaft spielten Schlüsselrollen, wenn der Kern der deutschen Wirtschaft digitalisiert werde.

„Wir können definieren, wie die neuen Betriebssysteme aussehen“, sagte Schlögel. Ansporn gebe es genug: Es gehe darum, die gegenwärtigen Produktionsanlagen effizienter zu machen. Laut McKinsey-Partner Nico Mohr ist das Potenzial immens: „Das Wertschöpfungspotenzial für die Nutzung von digitalen Technologien in der Industrie liegt weltweit bei drei Billionen Dollar.“

Auch Investor Niklas Zennström sieht große Chancen für Europa, im digitalen Rennen Boden gutzumachen. Die neue Digitalisierungswelle treffe neben der Industrie die Automobilwirtschaft, Banken und Versicherungen, also etablierte Sektoren. Aus Investmentperspektive seien europäische Start-ups daher nun spannender als junge Unternehmen im Silicon Valley, sagte er schon vor einigen Monaten im Gespräch mit dem Handelsblatt: „Die Innovationen finden dort statt, wo das Alte und das Neue aufeinandertreffen.“ Er verweist auf die Robotik, vernetzte Fabriken und die KI-gesteuerte Produktion.

Ähnlich argumentierte McKinsey-Partner Mohr: „Für die Digitalisierung der Industrie ist eine perfekte Kombination aus digitaler Technologie und Domain-Know-how notwendig“, sagte er. Das sei Deutschlands große Stärke. Er meint damit zum Beispiel das tiefe Wissen der Unternehmen über Materialien und deren Verhalten unter verschiedensten Bedingungen.

Beim Thema KI gibt es viele Missverständnisse

Die Münchener DLD-Konferenz ist ein Ort, um solche Verbindungen zu knüpfen. Der Burda-Verlag bringt dazu jedes Jahr Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Kultur zusammen. Datenwissenschaftlerin Hilary Mason erklärte den Teilnehmern, dass es bei der Anwendung von KI in Fabriken oft Missverständnisse gebe: „Auf dem Level der Technologie, von dem wir reden, ist keine Magie dabei“, sagte die Forscherin von Accel Partners.

Die spannendste Möglichkeit sei für Unternehmen derzeit, Daten zu sammeln und damit die Lebensdauer ihrer Anlagen vorherzusagen und Abnutzungen vorauszuberechnen. Anfangs gehe es dabei schlichtweg um Mathematik: „Dinge werden zusammengerechnet, auf interessante Weise wieder dividiert, und dann kann man Wahrscheinlichkeitsvorhersagen machen“, sagte Mason.

Der Körber-Chef sieht Deutschland gut gerüstet. Quelle: picture alliance / Picture Allia
Christian Schlögel

Der Körber-Chef sieht Deutschland gut gerüstet.

(Foto: picture alliance / Picture Allia)

Amazons Vizepräsident Werner Vogels sagte, dass das nur ein vermeintlich einfacher Schritt sei. Der Technologiechef des US-Konzerns ist für den Cloud-Bereich Amazon Web Services zuständig und verbringt viel Zeit damit, sich die Fabriken seiner Kunden anzuschauen. „Das Durchschnittsalter von Produktionsanlagen in den USA ist 22,8 Jahre“, sagte Vogels.

iese Maschinen seien für die Datengenerierung gar nicht gemacht. „Wenn irgendjemand denkt, die Industrie 4.0 sei schon da – sie ist es nicht“, sagte der Manager. Erst einmal müssten die Maschinen in die Lage versetzt werden, die Daten zu sammeln, die für die vernetzte Industriewelt gebraucht würden.

Dabei mahnte McKinsey-Partner Mohr zur Eile. „Beim Einsatz von KI liegen deutsche Industrieunternehmen im weltweiten Vergleich nur im Mittelfeld.“ Gleichzeitig setzten die großen Cloud-Plattformen von Amazon, Microsoft und Alibaba ebenfalls dazu an, die Industrie zu digitalisieren. Und die seien durchaus in der Lage, ebenfalls solches Wissen aufzubauen, sagte er.

Wenn Deutschland sich nicht beeile, verspiele es seinen Vorsprung, so der Berater. „Ich beobachte, dass viele deutsche Industrieunternehmen nicht verstanden haben, wie Tech-Unternehmen die Digitalisierung der Industrie vorantreiben“, sagte Mohr. „Die Firmen müssen schneller digitales Know-how aufbauen.“ Das sei leichter gesagt als getan. Vielen Unternehmen falle es schon schwer, die eigenen digitalen Leistungsträger zu halten, „weil die jederzeit zwischen Konzernen, Mittelständlern und den spannendsten Start-ups wählen können“. Aber nur mit diesen Mitarbeitern könnten die Unternehmen digitale Dienste entwickeln, „die wirklich einen Mehrwert bringen“, so Mohr.

Deutsche Bahn vorne mit dabei

Ein Musterbeispiel für den ersten Schritt in eine digitalisierte Industrie sind das Münchener Start-up Konux und die Deutsche Bahn. Der Großkonzern traut dem 28-jährigen Chef Andreas Kunze zu, die Ursache von 20 Prozent aller Verspätungen im deutschen Eisenbahnnetz in den Griff zu kriegen: die Weichen. Konux hat Sensoren entwickelt, um deren Zustand kontinuierlich zu erfassen.

„Früher haben die Bahnbetreiber, salopp gesprochen, zweimal im Jahr fünf Leute an eine Weiche geschickt, die dann nach einer Handvoll Zugüberfahrten sagen mussten, welche Reparaturmaßnahmen wann notwendig sind“, erklärte Kunze dem Handelsblatt bei der DLD. Mit den Sensoren und den Daten von Konux könne der Konzern nun überblicken, wie sich Vibration und Temperatur an der Weiche bei der Überfahrt verschiedener Zugtypen verhalten. „Wir können mit einem Vorlauf von rund 90 Tagen prognostizieren, wann gestopft werden, also das Gleisbett mit neuem Schotter ausgebessert werden muss“, sagte der Gründer.

„Bei KI passieren noch viele Fehler.
Hilary Mason

„Bei KI passieren noch viele Fehler."

(Foto: picture alliance / Picture Allia)

Kunze und Körber-Vorstand Schlögel warben bei der DLD für mehr Kooperation. Wissen über Datenanalyse und Wissen aus Elektrotechnik und Maschinenbau müssten zusammengeführt werden, um das Potenzial von KI in der Industrie zu heben. „Wir müssen zusammen mit unseren Kunden entwickeln, mit Partnern kooperieren und auch mit unseren Konkurrenten Erfahrungen teilen“, sagte Schlögel.

Die Sensoren von Konux sind seit zweieinhalb Jahren im Einsatz. Erst allmählich begriffen das Start-up und der Konzern, was sie noch gemeinsam erreichen könnten. Ein Beispiel: „Einer unserer Analysten hat bei den Aufzeichnungen Anomalien festgestellt, die er auf einen bestimmten Zug zurückführen konnte“, sagte Kunze – so habe die Bahn ein kaputtes Rad entdeckt.

Mehr: Deutschlands Wagniskapitalgeber führen eine Nachhaltigkeitsklausel ein. Auch Mitarbeiter, Partner, Lieferanten und Kunden sollen sensibilisiert werden.

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