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Intel-Konkurrent Nvidia wird zur neuen Macht in der Chipindustrie

Die Amerikaner wollen den Chipdesigner Arm für 40 Milliarden Dollar kaufen. Dafür muss CEO Jensen Huang aber noch die Behörden überzeugen. Das wird nicht einfach.
14.09.2020 - 16:44 Uhr Kommentieren
Nvidia: Der amerikanische Chiphersteller nimmt 40 Milliarden Dollar für den britischen Rivalen Arm in die Hand. Es fehlt aber noch die Genehmigung der Behörden. Quelle: Reuters
Nvidia will Arm übernehmen

Nvidia: Der amerikanische Chiphersteller nimmt 40 Milliarden Dollar für den britischen Rivalen Arm in die Hand. Es fehlt aber noch die Genehmigung der Behörden.

(Foto: Reuters)

München An Selbstbewusstsein hat es Jensen Huang noch nie gemangelt. „Wenn ein Problem einfach zu lösen ist, dann interessiert es mich nicht“, sagte der Chef und Gründer des kalifornischen Chipkonzerns Nvidia einmal vollmundig bei einem Besuch in München.

In den nächsten Monaten hat der Milliardär viele schwierige Probleme zu lösen. Denn für 40 Milliarden Dollar will der 57-Jährige den britischen Chipdesigner Arm vom japanischen Technologiekonzern Softbank übernehmen. Das kündigte Nvidia in der Nacht auf Montag an. Gelingt der Deal, wäre Huang endgültig auf Augenhöhe mit Weltmarktführer Intel angekommen. Kaum ein Kunde der Halbleiterbranche käme noch an ihm und dem Unternehmen vorbei, das er 1993 gegründet hat.

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Denn die Behörden weltweit werden die Transaktion genau unter die Lupe nehmen: In den letzten Monaten sind Chips immer häufiger zur politischen Waffe geworden.

Huangs Plan: Softbank soll Nvidia-Aktien im Wert von 21,5 Milliarden Dollar erhalten sowie zwölf Milliarden Dollar in bar. Werden bestimmte Ziele erreicht, sind für Softbank zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zusätzlich fünf Milliarden Dollar drin. Darüber hinaus verteilt Nvidia Aktien über 1,5 Milliarden Dollar an die Arm-Mitarbeiter. Softbank hatte Arm vor vier Jahren für 32 Milliarden Dollar gekauft.

Arm sei eine der „großartigsten Technologiefirmen, die die Welt jemals gesehen hat“, jubelte Huang am Montag. Ziel sei es, gemeinsam auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz zu wachsen. Auf einem Feld, auf dem die Computerleistung künftig statt in Rechenzentren direkt in vielen Milliarden Geräten erbracht werde. Dafür ist die Technik von Arm wie geschaffen.

Nvidia drängt in die Autoindustrie

Nvidia ist mit Grafikkarten bekannt geworden. Seit diese Produkte bei Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz eine immer wichtigere Rolle spielen, ist Nvidia zu einem Star der Branche geworden. Dieses Jahr hat das Unternehmen an der Börse sogar Branchenprimus Intel als wertvollsten Halbleiterproduzenten der Welt überholt. Inzwischen ist Nvidia auf dem Parkett rund 330 Milliarden Dollar wert, Intel kommt auf etwa 210 Milliarden.

Das ist noch nicht alles: Mit Macht drängt Nvidia in neue Bereiche. Einer davon ist die Autoindustrie. Ende Juni kündigte der Konzern an, künftig Daimler zu beliefern. Gemeinsam mit dem Autobauer will Nvidia eine neue Software-Architektur entwickeln, die ab 2024 in jedem Modell arbeiten soll.

Vom Angebot des App-Stores über die Reichweite der Batterie bis zu den Fähigkeiten des Autopiloten können künftig per Knopfdruck die Eigenschaften des Autos verändert werden. „Das ist ein entscheidender Punkt unserer Strategie, unser Geschäftsmodell wird sich ändern“, sagte Daimler-Vorstandschef Ola Källenius kürzlich.

Mit Arm würde Nvidia nun auch bei Prozessoren für Mobiltelefone, Computer und Supercomputer eine entscheidende Rolle spielen. Prozessoren sind die Gehirne eines jeden Rechners. Kein anderes Unternehmen der Branche habe jemals einen solchen Einfluss wie Arm gehabt, unterstrich Huang am Montag.

Die Firma aus Cambridge stellt keine Chips her, sondern lebt von Lizenzeinnahmen für seine Designs. Mit jedem verkauften Smartphone verdient Arm ein paar Dollar. Mehr noch: Das Unternehmen hat es geschafft, von einem Profi für stromsparende Mobilchips in andere Bereiche vorzustoßen. So ersetzt Apple seinen langjährigen Hoflieferanten Intel demnächst in seinen Computern durch eigene Halbleiter, die auf Designs von Arm beruhen.

China spielt eine entscheidende Rolle

Bevor die beiden Firmen aber unter einem Dach vereint sind, dürften Unternehmensangaben zufolge vermutlich noch anderthalb Jahre vergehen. Denn die Behörden prüfen grenzüberschreitende Deals immer sorgfältiger. Ein Dreivierteljahr musste der Münchener Chiphersteller Infineon jüngst ausharren, ehe er dieses Frühjahr die Erlaubnis bekam, den amerikanischen Konkurrenten Cypress für rund neun Milliarden Euro zu kaufen. Die Kontrolleure hatten sowohl in Washington als auch in Peking viele Fragen.

Nvidia selbst musste monatelang auf den Segen aus der Volksrepublik für einen Zukauf in Israel warten. Letztlich durfte Huang aber dieses Frühjahr den Konkurrenten Mellanox für 6,8 Milliarden Dollar übernehmen.

China habe zwar den Kauf von Mellanox Anfang des Jahres genehmigt, schrieb am Montag Morningstar-Analyst Abhinav Davuluri. Aber die Arm-Transaktion sei wesentlich bedeutender und würde deshalb wohl tiefgehender untersucht.

Für die Chinesen ist es schlecht, wenn Chipfirmen in amerikanische Hände fallen. Denn Präsident Donald Trump nutzt Halbleiter immer häufiger, um Druck auf die chinesische Führung auszuüben. Den chinesischen Technologiekonzern Huawei dürfen Halbleiterhersteller nicht mehr beliefern, wenn sie auch nur US-Fertigungstechnik einsetzen. Das brachte den Smartphone-Produzenten in erhebliche Schwierigkeiten.

China lässt daher mitunter die Muskeln spielen. So wollte der US-Chipriese Qualcomm den niederländischen Infineon-Rivalen NXP für 44 Milliarden Dollar übernehmen. Die Behörden weltweit hatten zugestimmt, nur Peking zögerte. Qualcomm gab die Akquisition nach monatelangem Warten im Sommer vor zwei Jahren schließlich entnervt auf. Und auch beim Kauf von Cypress durch Infineon waren die Chinesen die Letzten, die den Deal genehmigten.

Wall-Street-Experte Koch: „Übernahme von Arm durch Nvidia – ein Gigant droht zu entstehen“

Gute Beziehungen zu China sind aber für alle Chiphersteller essenziell. Denn der Trend scheint unaufhaltsam: „China rennt allen davon“, so Sven Baumann vom deutschen Branchenverband ZVEI. Im vergangenen Jahr erzielten die Halbleiterhersteller dort 35 Prozent ihres weltweiten Umsatzes – gut einen Prozentpunkt mehr als 2018.

China ist der mit Abstand wichtigste Markt für die Produzenten, und er wird jedes Jahr bedeutsamer. Zudem spielen die einheimischen Hersteller im Moment noch keine große Rolle, so Baumann. Ihr Anteil an der Welthalbleiterproduktion liegt bei nur fünf Prozent. Die Chinesen sind also darauf angewiesen, von ausländischen Chipfirmen wie Nvidia oder Arm beliefert zu werden.

Die Börse jubelt

Huang beteuerte am Montag, Arm werde als unabhängige Sparte weiterbestehen. Das Hauptquartier werde in Cambridge bleiben. Der Regierung in London versicherte er: „Wir werden mehr Ingenieure sehen und nicht weniger. Und wir werden mehr Forschung und Entwicklung betreiben und nicht weniger.“ Allerdings würden die Gespräche mit den Behörden in Großbritannien gerade erst beginnen, meinte Huang.

Arm-Mitbegründer Hermann Hauser kritisierte den geplanten Verkauf trotzdem. „Es ist eine Katastrophe für Cambridge, Großbritannien und Europa“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. „Es ist das letzte europäische Technologieunternehmen mit globaler Bedeutung, und es wird an die Amerikaner verkauft.“

Er forderte die britische Regierung auf, eine Zustimmung an drei Bedingungen zu knüpfen: eine Garantie für Arbeitsplätze in Großbritannien, eine Garantie für das offene Geschäftsmodell und eine Ausnahme von der US-Sicherheitsüberprüfung der Kundenbeziehungen.

Die Investoren indes sehen den Deal positiv, und zwar für alle Seiten. Die Aktien von Softbank legten am Montag um neun Prozent zu, die Papiere von Nvidia gewannen im frühen Handel in New York mehr als sieben Prozent.

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