Internet der Zukunft Vision „Metaverse“: Facebook will 10.000 neue Stellen in der EU schaffen

Mit der Tochterfirma Oculus arbeitet Facebook schon seit Jahren an der virtuellen Realität, sie soll künftig eine zentrale Rolle in den Plänen von Mark Zuckerberg spielen.
Düsseldorf Der Social-Media-Konzern Facebook will innerhalb der nächsten fünf Jahre 10.000 Stellen in der Europäischen Union schaffen. Das kündigten die Manager Nick Clegg (Vizepräsident für globale Angelegenheiten) und Javier Olivan (Vizepräsident für die zentralen Produkte) am Montagmorgen in einem Blogpost an. Die neuen Mitarbeiter sollen an der Entwicklung der nächsten Computing-Plattform arbeiten, die Facebook-Chef Mark Zuckerberg „Metaverse“ nennt.
Die Idee ist das zentrale Zukunftsprojekt von Facebook und lässt sich als eine Erweiterung des Internets beschreiben. Bei einer Analystenkonferenz sagte Zuckerberg Ende Juli, das Metaversum sei „eine virtuelle Umgebung, in der man mit Menschen in digitalen Räumen zusammen sein kann“. Metaverse-Nutzer sollen sich zum Beispiel selbst in Form eines Holograms an andere Orte projizieren können. Man könne sich das Metaversum „wie ein verkörpertes Internet vorstellen, in dem man sich aufhält, statt es nur zu betrachten“, sagte Zuckerberg.
Um das Metaversum zum Leben zu erwecken, bräuchte Facebook dringend hochspezialisierte Ingenieure und Ingenieurinnen, schreiben die Manager Clegg und Olivan in ihrer Ankündigung. „Diese Investition ist ein Vertrauensbeweis in die Stärke der europäischen Tech-Industrie und das Potenzial europäischer Tech-Talente.“ Die Zahl von 10.000 neuen Stellen ist auch für den Tech-Riesen signifikant: Derzeit hat Facebook insgesamt etwa 63.400 Mitarbeiter.
Wo die neuen Arbeitsplätze genau entstehen sollen, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Die Manager verweisen lediglich auf bereits getätigte Investitionen in diesem Bereich: In Frankreich habe der US-Konzern sein erstes europäisches KI-Forschungslabor eröffnet, im irischen Cork befinde sich ein Büro für den Bereich virtuelle und erweiterte Realität, und an der Technischen Universität München (TUM) finanziere das Unternehmen Stipendien.
Das Engagement von Facebook an der TUM ist allerdings umstritten: Als das Unternehmen 2019 bekanntgab, das Institut für „Ethik in der Künstlichen Intelligenz“ über fünf Jahre hinweg mit 6,5 Millionen Euro zu fördern, äußerten Kritiker Unabhängigkeitsbedenken.
Facebook will bei Metaverse mit EU-Politikern kooperieren
In der Mitteilung betonen die Facebook-Manager auch, dass Facebook bei Metaverse auf Zusammenarbeit setzt, sowohl mit Partnerunternehmen als auch mit der Politik: „Wir freuen uns darauf, mit Regierungen in der gesamten EU zusammenzuarbeiten, um die richtigen Menschen und Märkte zu finden und unser spannendes Vorhaben aufzubauen“, schreiben Clegg und Olivan.
Vertrauensaufbau ist für den Konzern bei neuen Vorhaben derzeit besonders wichtig. Die Ankündigung kommt in einer Zeit, in der Facebook sich öffentlich erneut mit Vorwürfen auseinandersetzen muss, sein Wachstum und die Unternehmensgewinne über die Sicherheit seiner Nutzer und der Gesellschaft zu stellen. Ausgelöst hat diese Debatte Whistleblowerin Frances Haugen. Die Informatikerin hatte von 2018 bis 2021 als leitende Produktmanagerin bei dem Konzern gearbeitet und nun brisante Informationen an die Öffentlichkeit gebracht.
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