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IPO Innovativ, begehrt und stark gefördert: Südkoreas Tech-Start-ups drängen an die Börse

Südkorea hat mehr Mega-Start-ups hervorgebracht als der größere Nachbar Japan. Warum Google und Amazon in dem Land keine Rolle spielen – und was der Staat damit zu tun hat.
19.08.2021 - 15:46 Uhr Kommentieren
In Südkorea gibt es eine große Zahl ambitionierter Start-ups. Viele von ihnen ziehen durch ihren Erfolg das Interesse global agierender Unternehmen auf sich. Quelle: dpa
Blick über die südkoreanische Hauptstadt Seoul

In Südkorea gibt es eine große Zahl ambitionierter Start-ups. Viele von ihnen ziehen durch ihren Erfolg das Interesse global agierender Unternehmen auf sich.

(Foto: dpa)

Tokio 2021 ist ein bedeutendes Jahr für den Start-up-Sektor in Südkorea. Nach dem großen Börsengang des lokalen Onlinehändlers Coupang im Frühjahr in New York haben im August zwei weitere Erstnotierungen das Interesse globaler Anleger auf sich gezogen: Anfang des Monats vollzog die Onlinebank KakaoBank des koreanischen Internetriesen Kakao den Sprung aufs Parkett, vorige Woche der Videospielentwickler Krafton. Und die Pipeline mit möglichen Kandidaten für weitere Börsengänge ist weiterhin gut gefüllt.

Der Technologieberater CB Insights führt weitere zehn Firmen in seiner Weltrangliste der „Einhörner“. Unter diesem Begriff verstehen Investoren nicht börsennotierte Firmen mit einem Marktwert von mehr als einer Milliarde Dollar. Damit übertrifft die zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt den weit größeren Nachbarn Japan deutlich, der nur auf sechs Einhörner kommt.

Zudem gibt es im Land zahlreiche ambitionierte Jungfirmen unterhalb dieser Marke. Die Internetseite „K-Unicorn“ des koreanischen Ministeriums für kleine und mittlere Unternehmen listet 40 „Baby-Einhörner“ und 57 „Einhörner in Vorbereitung“ auf, die in Zukunft den Sprung über die Hürde von einer Milliarde Dollar Marktwert schaffen könnten.

Die wachsende Schar an ambitionierten Start-ups sticht in Asien heraus. Hinter den bevölkerungsreichsten Staaten China und Indien rangiert Südkorea in der Einhornliste auf dem dritten Platz. Darüber hinaus gibt es noch bereits lange etablierte Digitalfirmen, die in Zusammenarbeit mit Coupang und anderen neuen Start-ups dazu geführt haben, dass Dienste wie Amazon, Google und Uber-eats in Südkorea keine Rolle spielen.

Ob im Bereich des Hochgeschwindigkeitsinternets, bei Handys, beim E-Sport oder bei Mini-Geldtransaktionen: In Südkorea konnten sich Dienste schon früh etablieren, die den großen Angreifern später den Markteinstieg erschweren.

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Das Internetportal Naver etwa wickelt beispielsweise bis heute fast drei Viertel aller Internetsuchen der Koreaner ab und versorgt sie mit Landkarten. Kakao dominiert Koreas Chat-App-Angebot und expandiert in andere Wirtschaftsbereiche und Länder. Online-Händler wie Coupang halten Amazon aus dem Markt, während sich mehrere heimische Start-ups einen harten Konkurrenzkampf um das Auslieferungsgeschäft von Restaurants bieten.

Die kleinen, aber stark wachsenden Firmen ziehen entsprechend das Interesse global agierender Unternehmen auf sich. Der deutsche Essenslieferant Delivery Hero hat für vier Milliarden Dollar Südkoreas Marktführer Woowa Brothers gekauft. Um die Genehmigung des koreanischen Kartellamts zu erhalten, haben die Deutschen in der vergangenen Woche sogar ihre eigene Landesgesellschaft für 800 Milliarden Won (580 Millionen Euro) an ein Investorenkonsortium verkauft.

Die Stärke der koreanischen Player steht dabei auf drei zentralen Säulen: einem teilweise geschlossenen Biotop mit der Megacity Seoul als Labor, Südkoreas weltführender Stellung im mobilen Internet und neuerdings massiver politischer Förderung.
„Seoul ist seit den 1990er-Jahren technologisch an vorderster Front“, erklärte Tim Chae, der als Partner des Wagniskapitalgebers 500 Start-ups auch für Korea zuständig ist, in einem Interview mit „The Next Web“.

Bisweilen trägt dazu auch der politische Zustand bei. So verdankt das Internetportal Naver seine führende Rolle nicht nur seiner frühen Gründung im Jahr 1999, sondern auch dem latenten Kriegszustand, in dem sich Nord- und Südkorea seit einem Waffenstillstandsabkommen im Jahr 1953 befinden.

Südkoreas Straßen sind zwar auch in Google Maps verzeichnet, aber die Angaben sind oft unvollständig. Quelle: Reuters
Nutzung von Google Maps in Seoul

Südkoreas Straßen sind zwar auch in Google Maps verzeichnet, aber die Angaben sind oft unvollständig.

(Foto: Reuters)

Aus Gründen nationaler Sicherheit wollte die Regierung lange nur inländische Onlinekartendienste dulden. Südkoreas Straßen sind zwar auch in Google Maps verzeichnet. Aber die erhältlichen Daten sind rudimentär und helfen dem Suchenden kaum weiter. Und Google ohne gute Navigation macht auch in Südkorea keinen Sinn.

Die technologische Führungsrolle führt heute dazu, dass viele talentierte Unternehmer eigene Unternehmen gründen, meint Chae. Der wichtigste Treiber ist derzeit Südkoreas führende Stellung im mobilen Internet. Samsung und LG wollen in ihrer Heimat schnelles und mobiles Internet etablieren.

Ende Juni kamen die beiden führenden Netze auf 12,7 Millionen 5G-Kunden, was in etwa einem Viertel der gesamten Bevölkerung entspricht. Daher entstand früh eine Nachfrage nach mobilen Online-Diensten, die agile koreanische Unternehmer entweder durch eigene Geschäftsideen oder gut angepasste Kopien ausländischer Erfolgsmodelle bedienten.

Die Corona-Pandemie hat den Boom dieser Onlinedienste noch einmal beschleunigt. Südkoreas E-Commerce war 2020 mit einem Umsatz von 80 Milliarden Dollar immerhin der sechstgrößte Onlinehandelsmarkt der Welt, noch vor Deutschland und Frankreich. So bietet das Land enorme Wachstumschancen für Eigengewächse wie beispielsweise Coupang, in das auch der größte Tech-Investor der Welt, der japanische Konzern Softbank, investiert hat.

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Das Start-up wird in Korea zwar für seine harschen Arbeitsbedingungen kritisiert. Aber die Kombination von aggressivem Wachstum auf Pump und pandemischem Schub hat Coupang geholfen, 2020 seinen Absatz fast zu verdoppeln und zum führenden Anbieter aufzusteigen. Mit den Einnahmen aus dem Börsengang kann das Unternehmen nun weiter aggressiv investieren.

Massive Förderung durch den Staat

Dazu addiert sich staatliche Förderung. Seit Jahren fördern Südkoreas Regierungen Start-ups gezielt, um die große Abhängigkeit der Wirtschaft von den riesigen Familienkonglomeraten wie Samsung oder Hyundai Motor und der Exportindustrie zu senken. Denn bislang ist die Wirtschaft geprägt von einer breiten technologischen Kluft zwischen den wenigen großen Unternehmensgruppen und relativ schwachen kleinen und mittleren Unternehmen. Mit Tech-Start-ups hofft die Regierung, eine neue Schicht mittelständischer Unternehmer zu schaffen, die jungen Südkoreanern gut bezahlte Jobs liefern können.

Die Regierung will das Wachstum der heimischen Start-ups aus dem Tech-Sektor weiter vorantreiben. Quelle: dpa
Südkoreas Präsident Moon Jae-in

Die Regierung will das Wachstum der heimischen Start-ups aus dem Tech-Sektor weiter vorantreiben.

(Foto: dpa)

Mit der Pandemie nimmt das Gelddoping allerdings noch zu. Unter dem Stichwort „Digital New Deal“ will Präsident Moon Jae-in die Krise als Chance nutzen, um das Land mit hohen Subventionen in das führende „digitale Powerhouse“ der Welt zu verwandeln.

Die Herausforderungen sind hoch. Denn noch sind die Unternehmen stark auf den Heimatmarkt beschränkt. Das Ministerium für Wissenschaft und Informations- und Kommunikationstechnologie hat aber bereits angekündigt, „keine Mühen“ zu scheuen, damit sich Start-ups „zu internationalen Einhorn-Unternehmen entwickeln können“. Der Angriff auf den Weltmarkt hat also gerade erst begonnen.

Mehr: Konkurrenz aus Taiwan und Japan: Asiatische Autobauer fordern deutsche Konzerne bei E-Mobilität heraus

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